L'Adultera
er und weiter nichts. Oder glauben Sie, daß er die kleine Rotblondine mit den ewigen Schmachtaugen ge-
heiratet hat, weil sie Caparoux hieß, oder meinetwegen auch de Caparoux? Er hat sie geheiratet, weil sie die Schwester ihrer Schwester ist. Du himmlischer
Vater, daß ich einem Polizeirat solche Lektion halten muß.«
Der Polizeirat, dessen Schwachheiten nach der erotischen Seite hin lagen, las aus diesen andeutenden
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Worten ein Liebesverhältnis zwischen dem Major und
Melanie heraus und sah den langen hageren Duque-
de von der Seite her betroffen an.
Dieser aber lachte und sagte: »Nicht so , Reiff, nicht so ; Carrièremacher sind immer nur Courmacher.
Nichts weiter. Es gibt heutzutage Personen (und
auch das verdanken wir unsrem großen Reichsbau-meister, der die soliden Werkleute fallen läßt oder beiseite schiebt), es gibt, sag' ich, heutzutage Personen, denen alles bloß Mittel zum Zweck ist. Auch die Liebe. Und zu diesen Personen gehört auch unser
Freund, der Major. Ich hätte nicht sagen sollen, er hat die Kleine geheiratet, weil sie die Schwester ihrer Schwester ist, sondern weil sie die Schwägerin ihres Schwagers ist. Er braucht diesen Schwager, und ich sag' Ihnen, Reiff, denn ich kenne den Ton und die
Strömung oben, es gibt weniges, was nach oben hin
so empfiehlt wie das. Ein Schwager-Kommerzienrat ist nicht viel weniger wert als ein Schwiegervater-Kommerzienrat und rangiert wenigstens gleich da-
hinter. Unter allen Umständen aber sind Kommer-
zienräte wie konsolidierte Fonds, auf die jeden Au-
genblick gezogen werden kann. Es ist immer De-
ckung da.«
»Sie wollen also sagen...«
»Ich will gar nichts sagen, Reiff... Ich meine nur so.«
Und damit waren sie bis an die Bendlerstraße ge-
kommen, wo beide sich trennten. Reiff ging auf die
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Von-der-Heydt-Brücke zu, während Duquede seinen
Weg in gerader Richtung fortsetzte.
Er wohnte dicht an der Hofjägerallee, sehr hoch, a-
ber in einem sehr vornehmen Hause.
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Ebenezer Rubehn
Wenige Tage später hatte Melanie das Stadthaus
verlassen und die Tiergartenvilla bezogen. Van der
Straaten selbst machte diesen Umzug nicht mit und
war, so sehr er die Villa liebte, doch immer erst vom September ab andauernd draußen. Und auch das
nur, weil er ein noch leidenschaftlicherer Obstzüchter als Bildersammler war. Bis dahin erschien er nur jeden dritten Tag als Gast und versicherte dabei je-
dem, der es hören wollte, daß dies die stundenweis
ihm nachgezahlten Flitterwochen seiner Ehe seien.
Melanie hütete sich wohl zu widersprechen, war
vielmehr die Liebenswürdigkeit selbst und genoß in
den zwischenliegenden Tagen das Glück ihrer Frei-
heit. Und dieses Glück war um vieles größer, als
man, ihrer Stellung nach, die so dominierend und so frei schien, hätte glauben sollen. Denn sie dominierte nur, weil sie sich zu zwingen verstand; aber dieses Zwanges los und ledig zu sein blieb doch ihr Wunsch, ihr beständiges, stilles Verlangen. Und das erfüllten ihr die Sommertage. Da hatte sie Ruhe vor seinen
Liebesbeweisen und seinen Ungeniertheiten, nicht
immer, aber doch meist, und das Bewußtsein davon
gab ihr ein unendliches Wohlgefühl.
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Und dieses Wohlgefühl steigerte sich noch in dem
entzückenden und beinah ungestörten Stilleben,
dessen sie draußen genoß. Wohl liebte sie Stadt und Gesellschaft und den Ton der großen Welt, aber
wenn die Schwalben wieder zwitscherten und der
Flieder wieder zu knospen begann, da zog sie's doch in die Parkeinsamkeit hinaus, die wiederum kaum
eine Einsamkeit war, denn neben der Natur, deren
Sprache sie wohl verstand, hatte sie Bücher und Mu-
sik und - die Kinder. Die Kinder, die sie während der Saison oft tagelang nicht sah und an deren Aufwach-sen und Lernen sie draußen in der Villa den regsten Anteil nahm. Ja, sie half selber nach in den Sprachen, vor allem im Französischen, und durchblätterte mit ihnen Atlas und historische Bilderbücher. Und an alles knüpfte sie Geschichten, die sie dem Gedächt-nis der Kinder einzuprägen wußte. Denn sie war ge-
scheit und hatte die Gabe, von allem, worüber sie
sprach, ein klares und anschauliches Bild zu geben.
Es waren glückliche stille Tage.
Möglich dennoch, daß es zu stille Tage gewesen wä-
ren, wenn das tiefste Bedürfnis der Frauennatur: das Plauderbedürfnis, unbefriedigt geblieben wäre. Aber dafür war gesorgt. Wie fast alle reichen Häuser hatten auch die van der Straatens einen Anhang ganz
alter und
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