Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
schraubte den Füllfederhalter auf.
Trotz allem ging es diesmal um eine große Summe. Almina bat ihn um nicht weniger als 25 000 Pfund für die Ausstattungskosten. Alfred willigte, ohne zu zögern, ein. Er war hocherfreut, helfen zu können. Er hatte sich aktiv dafür eingesetzt, den Krieg zu verhindern, doch nun, da die militärische Auseinandersetzung bevorstand, verlagerte er seine Aufmerksamkeit darauf, die britische Armee zu unterstützen. So stellte er den britischen Streitkräften für die gesamte Dauer des Krieges seinen geliebten Landsitz Halton House zur Verfügung (mit eigens angelegten Schützengräben sollte das Anwesen noch im selben Jahr einigen der »ersten 100 000 Freiwilligen« Kitcheners als Ausbildungszentrum dienen). Darüber hinaus unterstützte Alfred auch andere Frauen bei ihren Hilfsprogrammen. (Almina war nicht die einzige Dame von Rang und Namen, die sich anlässlich des bevorstehenden Krieges engagierte – Lady Sutherland würde wenig später ein Krankenhaus in Frankreich einrichten, und die verwitwete Countess of Carnarvon, Elsie, sollte eine Schlüsselrolle dabei spielen, das Leid der Soldaten zu lindern, die an der schrecklichen Schlacht von Gallipoli teilgenommen hatten).
Die Rothschilds hatten sich schon immer für wohltätige Zwecke engagiert und waren besonders an der Unterstützung von Krankenhäusern interessiert. Diese Familientradition mag eines der auslösenden Momente für Alminas Begeisterung für die Krankenpflege gewesen sein und sie in ihrer Überzeugung bestärkt haben, dass dieses Betätigungsfeld vernünftig und erstrebenswert war. Schließlich war das Evelina Children’s Hospital, das später dem Guy’s und dem St Thomas’ Hospital angeschlossen wurde, ursprünglich eine von den Rothschilds im Gedenken an Lady Evelina de Rothschild, die 1866 im Kindbett gestorben war, finanzierte Einrichtung gewesen.
Almina verließ New Court voller Tatendrang und eiserner Entschlossenheit. Sie würde ihre Idee in die Tat umsetzen.
Am 18. Juli fand die vorerst letzte Geselligkeit in Highclere Castle statt. Neben 26 geladenen Gästen nahmen auch alle Bediensteten daran teil. Zu den Besuchern zählten auch General Sir John Cowans, General Sir John Maxwell, Aubrey Herbert und Howard Carter. Da sich Lord Carnarvon der brisanten politischen Lage sehr bewusst war, riet er Sir John, unverzüglich seine Frau und seine Tochter aus Aix-en-Provence in Frankreich beziehungsweise aus Bad Homburg in Deutschland zurückzuholen.
Wie alle im Land hegte der Earl die Sorge, dass die Deutschen ihre Flotte verstärkt hatten, um eine Seeblockade gegen Großbritannien zu errichten. In diesem Fall stünde eine Lebensmittelknappheit unweigerlich bevor. Der landwirtschaftliche Betrieb von Highclere würde für die Kriegsanstrengungen eine wichtige Rolle spielen, und tatsächlich hatte Lord Carnarvon für seine Getreidevorräte bereits eine große Summe angeboten bekommen. Da er sich seiner Verantwortung für das Wohlergehen des gesamten Haushalts sowie der Pächter bewusst war, schlug der Earl das Angebot aus und stockte stattdessen seinen Viehbestand auf. Außerdem kaufte er eineinhalb Tonnen Käse und eine riesige Menge Tee ein.
Nach dem Anlegen dieser Vorräte begab sich Lord Carnarvon zur Bank of England, um 3000 Pfund in Gold abzuheben. Der Bankangestellte legte dem Earl nahe, die Summe auf 5000 Pfund zu erhöhen. Sobald er das Gold in der Bank von Newbury deponiert hatte, war er dazu in der Lage, 243 Männern, Frauen und Kindern drei Monate lang eine grundlegende Versorgung zu sichern.
Der Rat des Bankangestellten erwies sich als äußerst hilfreich, da ab dem 31. Juli, als die Nation mit Schrecken realisierte, dass der Krieg nun unmittelbar bevorstand, ein gewaltiger Ansturm auf die Banken herrschte.
Auch der Rest der Familie war mit Vorbereitungen beschäftigt. Aubrey und Porchy wollten unbedingt den Dienst an der Waffe antreten. Lord Carnarvon wusste, dass er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands von einer aktiven Teilnahme ausgeschlossen war, bot sich aber für den Bedarfsfall als freiwilliger Berater für die Anfertigung von Luftaufnahmen an. Tatsächlich wurde zu gegebener Zeit auf ihn zurückgegriffen.
Lord Carnarvons Schwester Winifred und ihr Mann Lord Herbert Burghclere hatten sich seit Juni auf dem europäischen Festland aufgehalten, waren aufgrund der angespannten Lage aber rasch aus dem Kurort Vichy, an dem sie mehrere Wochen verbringen wollten, wieder zurückgekehrt.
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