Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Angestellter. Er hatte sich schon lang an die kleinen Streiche gewöhnt, die Lord Carnarvon ihm gerne spielte. Einmal hatte der Earl zum Beispiel ein Stück Gorgonzola im Reisekoffer des ahnungslosen Dr. Johnnie versteckt und sich unablässig über den Geruch, der aus dessen Kabine strömte, lustig gemacht. Dr. Johnson zog am 12. August 1914 in Highclere Castle ein und erwies sich als kompetenter Verwalter und als perfekte rechte Hand Alminas, die er aufrichtig bewunderte.
Almina und Dr. Johnson gaben Anzeigen auf, traten mit medizinischen Vermittlungsdiensten in Kontakt und stellten schließlich 30 Krankenschwestern ein. Angesichts der Tatsache, dass in jener Zeit zahlreiche Damen der gehobenen Gesellschaft in patriotischer Pflichterfüllung Krankenhäuser eröffneten, muss die Nachfrage an Pflegepersonal groß gewesen sein, doch Almina verfügte über die finanziellen Mittel, die Besten ihres Faches zu verpflichten. Sie besaß eine Vorliebe für irische Pflegerinnen, und die meisten davon waren auch noch hübsch. Anscheinend ging Almina davon aus, dass gut aussehende Krankenschwestern die Genesung der Verwundeten positiv beeinflussen würden. Wie sich später zeigen sollte, lag sie damit nicht falsch.
Da sie ein wenig zu Selbstgefälligkeit neigte, sah Almina sich in der Rolle der allmächtigen Oberschwester. Sie genoss es, ihr Organisationstalent und ihre Führungsqualitäten, die sie im Laufe der Jahre als Haushaltsvorstand von Highclere und bei ihrer politischen Arbeit verfeinert hatte, in diesem Bereich einzusetzen. Seit ihren Wahlkampagnen begegnete sie nun zum ersten Mal wieder einer intellektuellen Herausforderung. Sie war in ihrem Element.
Es ist in bezaubernder Weise typisch für Almina, dass sie als Nächstes für ihre Krankenschwestern topmodische Uniformen bestellte. Sie kleidete die Damen in feine Wolle in hellem Erdbeerrot, mit gestärkten weißen Schürzen und Hauben. Hinter diesem Detail verbarg sich ein Konzept: Highclere sollte ein hochmodernes Krankenhaus werden und gleichzeitig einen sinnlichen Rückzugsort von den Schrecken des Krieges darstellen. Almina erwies sich als intuitive Expertin für einen Ansatz, der heute ganzheitliche Medizin genannt wird. Sie verstand, dass der Schlüssel zum Erfolg darin lag, die verwundeten Soldaten als Individuen zu betrachten, die nicht nur der medizinischen Pflege bedurften, sondern auch Raum, Zeit und Trost benötigten.
Nachdem das Personal eingestellt worden war, war es an der Zeit, sich um die Ausstattung von Highclere Castle zu kümmern. Almina griff dabei verstärkt auf die Unterstützung von Mary Weekes zurück. Mary hatte bereits als Sekretärin wertvolle Arbeit geleistet, nun übernahm sie den Posten als stellvertretende Leiterin der Klinik und fungierte als Verbindungsstelle zwischen den Ärzten, die in Highclere auf Honorarbasis arbeiteten, dem medizinischen Vorstand der Armee und den Angehörigen der Patienten.
Bei der Umgestaltung des Schlosses ließ Almina zuerst an den Fenstern der Südfassade Jalousien anbringen. Arundel, ein geräumiges Schlafzimmer in der Nordwestecke von Highclere Castle, war als Operationssaal vorgesehen. Da es direkt gegenüber der Hintertreppe lag, würden heißes Wasser und Gerätschaften schnell herbeigeschafft werden können. In den größeren Zimmern Betten aufzustellen und sie in Krankensäle zu verwandeln stand nicht zur Debatte. Die Patienten, von denen bis zu 20 aufgenommen werden würden, sollten Einzelzimmer erhalten oder sich zur Not bei Überbelegung zu zweit ein Zimmer teilen. Alle Gästezimmer im ersten Stock und einige in der darüberliegenden Etage wurden dafür vorbereitet. Die Verwundeten sollten sich als Gäste des Hauses fühlen und in gemütlichen, mit weichen Daunenkissen, exquisiter Bettwäsche und Baumwolllaken ausgestatteten Betten schlafen.
Highclere Castle besaß eine eigene Wäscherei, die sich am nördlichen Rand des Anwesens befand. Als 1915 eine neue Wäscherin benötigt wurde, wurde eine Arbeitsvermittlung damit beauftragt, eine geeignete Kraft zu finden, die die Versorgung des Krankenhauses mit frischer Bettwäsche überwachen würde. Highclere übernahm die Umzugskosten von Harriett Russell, die die Stelle antrat und mit ihrem Mann Harry aus Folkestone übersiedelte.
In Highclere war man natürlich an die Versorgung von Gästen gewöhnt, doch nun mussten die Hausmädchen sich ihre Schlafzimmer teilen, damit die Krankenschwestern Unterkunft fanden. Außerdem musste sich die gesamte
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