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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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zurückgewiesen. Anfang September hatten schließlich sechs Männer Highclere für den Militärdienst verlassen.
    Die Tapferkeit der jungen Männer, die sich damals als Soldaten meldeten, ist in die Geschichte eingegangen – zu Recht, wenn man bedenkt, dass im Dezember 1914 über eine Million in Kitcheners New Army eingetreten waren und sich bis August 1915 weitere 100 000 pro Monat zur Verfügung stellten. Die Kehrseite der Medaille war die Anzahl der Rückkehrer: Jede Woche trafen 24 000 Verwundete in der Heimat ein.
    Die Feldlazarette in Frankreich und Belgien waren rudimentär ausgestattet und kaum in der Lage, mit der immensen Anzahl Verletzter umzugehen. Sie waren hoffnungslos unterbesetzt. 1914 zählte das Royal Army Medical Corps 1509 Offiziere und 16 331 Soldaten anderer Dienstgrade. Seine Arbeitsweise basierte auf den Erfahrungen aus dem Burenkrieg, doch in Frankreich und Belgien herrschten andere Bedingungen. In der Erde, in der man Schützengräben aushob, lauerten Bakterien, die Gangräne verursachten. Diese Geschwüre waren neben Tetanus die häufigste Todesursache der Soldaten, denen es gelang, ein Feldlazarett zu erreichen. Typhus war an der Westfront weit verbreitet, und da Isolierstationen keine besondere Priorität eingeräumt wurde, zog auch diese Erkrankung eine hohe Todesrate nach sich. Den Ärzten war es zuwider, sämtliche Krankheiten behandeln zu müssen, statt sich auf ihr jeweiliges Fachgebiet konzentrieren zu können.
    Wenn die Verwundeten vom Schlachtfeld abtransportiert und mit einem Zwischenhalt in der Verbandsstation von ihrer Truppenbasis zum Feldlazarett gebracht worden waren, wurde dort mit der Triage begonnen. Die Einteilung der Patienten wurde allerdings äußerst willkürlich vorgenommen. Die Chirurgen schritten die Tragbahren, die unter einem provisorischen Zeltdach aufgereiht waren, entlang, um zu entscheiden, welche Patienten vor Ort versorgt werden sollten, welche nach Hause geschickt werden würden, weil der erforderliche Eingriff nur in einem voll ausgestatteten Krankenhaus durchgeführt werden konnte, und welche man sterben ließ. Die wenigen Glücklichen, deren Verletzungen als der Behandlung wert, aber für die Versorgung in Frankreich als zu schwerwiegend erachtet wurden, wurden in einen Krankenwagen verfrachtet, der holpernd den nächsten noch in Betrieb befindlichen Bahnhof ansteuerte. Anschließend wurden sie per Schiff nach England gebracht. Der Transport vom Schlachtfeld in ein Krankenhaus in der Heimat konnte bis zu drei Wochen dauern. Viele Männer starben unterwegs.
    Ein Großteil der Verwundeten kam in Southampton an; von dort aus wurden die Soldaten in Krankenhäuser im ganzen Land überstellt. Auf diese Weise kamen einige von ihnen nach Highclere. Später, nachdem sich der gute Ruf des Hospitals herumgesprochen hatte, waren Beziehungen nötig, um dort einen Platz zu erhalten, doch in der Anfangszeit des Krieges musste ein Verletzter nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. In jener Zeit, in der es noch keine staatliche Gesundheitsfürsorge gab, wurden alle Hospitäler von wohlhabenden Einzelpersonen oder Wohltätigkeitsorganisationen finanziert. Almina und die anderen Damen des Establishments, die bei der Versorgung der vielen Versehrten Hilfe leisteten, gingen damit nicht nur einer ruhmredigen Beschäftigung nach, sondern deckten so auch einen Bedarf ab, dem man auf andere Weise nicht hätte nachkommen können.
    Im September 1914 hielten sich nur ein Dutzend Patienten in Highclere auf. Lady Carnarvon hieß jeden Einzelnen an der Eingangstür willkommen. Sie führte die Männer auf ihre Zimmer und sorgte dafür, dass sie fürs Erste mit allen notwendigen Dingen ausgestattet waren. Dann setzte sie deren Angehörige davon in Kenntnis, dass die Verwundeten in Sicherheit waren. Almina liebte es, den Familien das voller Bangen ersehnte Lebenszeichen zu überbringen. Angesichts der Ausführlichkeit des Telegramms, das sie Winifred bezüglich Aubreys Verbleib schickte, kann man sich denken, dass sie auch bei diesen Nachrichten nicht an Worten sparte, sondern alle Details übermittelte, die die Familien beruhigen würden.
    Den Patienten wurde bewusst, dass sie an einen besonderen Ort gebracht worden waren, sobald sie die Augen öffneten und erkannten, dass sie sich nicht mehr in einem Schützengraben in Belgien befanden, sondern auf eine englische Parklandschaft blickten. Sie verbrachten die ersten Tage in Highclere, mit Büchern, Bier aus der Brauerei des

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