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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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schlussendlich ihrem Urteil vollkommen vertrauten – wenn Almina einen Mann noch nicht dazu in der Lage sah, bei den medizinischen Leitern des Militärs vorzusprechen, glaubten sie ihr. In jeder Hinsicht verzeichnete das Krankenhaus in Highclere große Erfolge; Almina war sich absolut sicher, ihre Berufung gefunden zu haben. Nichtsdestotrotz war sie erschöpft und frustriert angesichts der Tatsache, dass sie nicht mehr tun konnte. Und von allen Seiten trafen schlechte Nachrichten ein.
    Berichte vom Tod eines weiteren Bediensteten erreichten Highclere. George Cox, ein Stallbursche, war bereits im Mai in der Flandernschlacht gefallen, doch die Behörden hatten sechs Monate gebraucht, um die Mutter zu verständigen. Zu Beginn des Krieges hatte es kein System für die Registrierung von Gefallenen gegeben, und angesichts der hohen Anzahl an Verlusten dauerte es bis 1915, bis eine Einrichtung, die zwei Jahre später die Bezeichnung Commonwealth War Graves Commission erhielt, ein funktionierendes Prinzip etablierte. Nachdem die französische Regierung an der Westfront Land für die Anlage von Friedhöfen für die alliierten Soldaten bereitgestellt hatte, stand die Aufgabe an, die Grabstätten zu protokollieren. Die Geistlichen der Armee hatten Flaschen, die Zettel mit dem Namen des Gefallenen enthielten, dazu verwendet, die Gräber zu markieren. Diese Flaschen wurden nun durch Holzkreuze ersetzt. George Cox’ Leichnam hatte seit einem halben Jahr in einem solchen Grab in Frankreich gelegen, während seine Mutter mit schwindender Hoffnung immer noch auf Nachricht wartete. All diese Begebenheiten hielten jedoch zwei weitere Männer von Highclere nicht davon ab, den Dienst an der Waffe anzutreten.
    Maeber und Absalon, beides Wildhüter, meldeten sich bei dem seit Kurzem unter zentraler Führung agierenden Machine-Gun Corps. Da sie in ihrem Beruf tagtäglich mit Waffen umgingen, waren sie dem Armeekorps vermutlich höchst willkommen. Trotz der strategischen Fehler, des ausbleibenden Fortschritts und der die Moral schwächenden Anzahl an Verlusten herrschte Ende 1915 im Land noch Entschlossenheit. Bis jetzt gab es noch keinen Mangel an Rekruten.
    Die letzten Monate waren jedoch selbst für die engagiertesten und glühendsten Patrioten niederschmetternd gewesen. An der Westfront hatten die Alliierten fast 90 000 Männer – die Deutschen im Vergleich: 25 000 – verloren, und Sir John French, der Befehlshaber des britischen Expeditionskorps, zeigte sich unentschlossen und geriet immer wieder sowohl mit seinen eigenen Kollegen als auch dem französischen Kommando in Streit. Im Dezember wurde er nach Großbritannien zurückbeordert und durch Sir Douglas Haig ersetzt.
    In den Dardanellen gestaltete sich die Situation nicht anders. Lord Kitchener erteilte letztendlich die Erlaubnis zur Evakuierung, und ironischerweise war dieser Teil des Feldzugs der erfolgreichste, da dabei wenig Todesfälle zu beklagen waren. Dennoch hatten das ANZAC und die Mediterranean Expedition Force 35 000 Männer verloren, in einzelnen Regimentern bis zu 70 Prozent. Insgesamt belief sich die Anzahl der Verluste – auch aufgrund der verheerenden Folgen von Krankheiten – auf knapp eine halbe Million. Der Krieg zeigte so katastrophale Folgen, dass die liberale Regierung zurücktreten musste. Winston Churchill, der zu den führenden Köpfen der Schlacht von Gallipoli und deren vehementesten Befürwortern gezählt hatte, musste sein Amt bei der Admiralty niederlegen. Kitchener wurde als Kriegsminister von diesen beiden Fehlschlägen sehr getroffen und errang nie wieder den Ruf der Unbesiegbarkeit. Das Land steckte in einer tiefen Krise.
    Für Almina gehörte die Beziehung zu ihrer Tochter zu den wenigen Lichtblicken in ihrem Leben. In jenem Jahr hatte Lady Evelyn ihre Mutter tatkräftig unterstützt. Als 14-Jährige wurde sie immer noch von einer Gouvernante zu Hause unterrichtet. Ihren Bruder Porchy, der in Eton weilte, vermisste sie sehr, doch anders als Porchy hatte sie zu beiden Eltern ein gutes Verhältnis. Sie versuchte oft, zwischen ihrem Bruder und ihren Eltern zu vermitteln, meist jedoch mit geringem Erfolg. Winifred schrieb in einem Brief an ihren Mann: »Almina war als Leiterin ihres Krankenhauses exzellent, im Umgang mit ihrem Erstgeborenen nicht.«
    Andererseits stellte Eve ihre Mutter auch nicht vor solch große Herausforderungen wie Porchy. Sie war zurückhaltender und neigte weniger dazu, ihre temperamentvolle Mutter auf dem falschen

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