Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Bereitschaft der britischen Bevölkerung, den Krieg zu unterstützen, gebrochen werden würde. Nachdem im Februar 1917 die Strategie »bei Sichtung versenken« ausgegeben worden war, gerieten immer mehr zivile Wasserfahrzeuge unter Beschuss. Im Atlantik wurden auch amerikanische Schiffe versenkt, denn die Deutschen legten es darauf an, dass die Briten ihre Kampfhandlungen einstellen würden, um die Neutralität der USA nicht überzustrapazieren. Sie irrten sich jedoch, und die USA erklärten am 6. April 1917 dem Deutschen Reich den Krieg. Dieser Schritt würde sich letztendlich für den Ausgang des Kriegs als entscheidend erweisen, doch vorerst änderte die amerikanische Beteiligung nichts daran, dass Deutschland sich auf dem Siegeszug befand.
Sowohl die französischen als auch die russischen Armeen meuterten. Die Kampfkraft der Russen an der Ostfront, die sich seit 1915 reduziert hatte, stand vor dem Kollaps. Im März 1917 machte die russische Bevölkerung ihrer Kriegsverdrossenheit und ihrer Verachtung für die Vorgehensweise der Regierung in gewalttätigen Demonstrationen Luft. Der Zar dankte ab, und die russische Armee konnte sich nur noch mit geteilter Aufmerksamkeit auf die Kriegsführung konzentrieren. Der äußerst unpopuläre Vorstoß, den die provisorische Regierung im Juli gegen die Mittelmächte richtete, bereitete den Boden für die Oktoberrevolution, in der Lenin und die Bolschewiken die Macht ergriffen.
Das Krankenhaus am Bryanston Square war so stark frequentiert wie nie zuvor. Im Januar und Februar beherbergte es immer noch Patienten aus der Schlacht an der Somme – Männer, die zu großer Pflege bedurften, um in ein Genesungsheim überwiesen zu werden, und die oft bis zu fünf Monate lang blieben. Jeden Tag trafen neue Patienten aus Frankreich ein. Sie baten Almina darum, in ihr Krankenhaus zurückkehren zu dürfen, falls sie erneut verwundet werden würden. Keiner hegte mehr die Hoffnung, dass der Krieg bald ein Ende finden würde, und keiner wollte wieder an die Front. Ein Gefühl der Stagnation machte sich unter den Menschen breit, es herrschte das Empfinden vor, dass der Krieg zum Dauerzustand geworden war. Almina wies ihre Krankenschwestern an, möglichst viel Zeit mit den Patienten zu verbringen, mit ihnen zu reden, ihnen zuzuhören und mit ihnen Karten zu spielen. Sie lebte nach dem Prinzip, einen Tag nach dem anderen anzugehen und sich durch Arbeit abzulenken. Es gab auch wenig Alternativen.
Im Februar gab der Besuch von König George und Königin Mary den Patienten von »48« Auftrieb. Almina war dem Königspaar natürlich bereits begegnet, hatte sie doch, im feinsten Seidenkleid und mit exquisitem Schmuck ausgestattet, der Krönungszeremonie beigewohnt. Nun hieß sie in Schwesterntracht mit gestärkter Haube und langer Schürze die Besucher an der Eingangstüre willkommen. Nur ihr lockiges Haar und ihr bezauberndes Lächeln erinnerten an frühere Zeiten. Almina konnte keiner Gelegenheit, ihren Charme zu zeigen, widerstehen und begrüßte das Paar überschwänglich. Der König und die Königin sprachen mit jedem Patienten, jeder Schwester und jedem Arzt und lobten, während sie von Saal zu Saal gingen, die hervorragende Ausstattung des Krankenhauses und den hohen Standard der Pflege. Almina freute sich natürlich von Herzen über diese Anerkennung und war hocherfreut, als infolge des begeisterten Berichts des Königs eine Woche später dessen Onkel, Prince Arthur, der Herzog von Connaught, zu einem Besuch eintraf.
Der König und die Königin waren von Admiral Louis Battenberg und Sir Thomas Myles, einem hochrangigen Vertreter der medizinischen Leitung des Militärs, begleitet worden. Prinz Ludwig Alexander von Battenberg, ein Cousin Georges V., hatte bei Ausbruch des Krieges bereits 40 Jahre in der Royal Navy gedient und war 1912 zum Ersten Seelord ernannt worden. Er war an der Planung des Seekriegs beteiligt gewesen, doch die antideutsche Stimmung hatte ihn zum Rücktritt gezwungen. So wie sich Alfred de Rothschilds Familie in zwei gegensätzlichen Lagern des Kriegs wiederfand, so musste sich auch die königliche Familie damit auseinandersetzen, dass einigen ihrer Mitglieder ein Loyalitätskonflikt unterstellt wurde. Im Sommer 1917 spitzte sich das Problem so sehr zu, dass König George den Namen der Familie von Sachsen-Coburg und Gotha zu Windsor änderte.
Loyalität war 1917 immer wieder ein schwieriges Thema. 1916 war durch den Military Service Act die Wehrpflicht für alle
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