Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Vocal Therapy Society, die maßgeblich an der Entwicklung der modernen Sprachtherapie beteiligt war. Ziel war es, Tausenden ehemaligen Soldaten, die unter Beeinträchtigungen ihrer Sprechfähigkeit litten, wieder zu ihrer normalen Ausdrucksfähigkeit zurück zu verhelfen. Viele von ihnen litten unter schweren Kriegsneurosen, Gedächtnisverlust und Panikattacken. Sie stotterten oder waren gar nicht mehr dazu in der Lage zu sprechen. Elsie sammelte Spenden und schärfte das öffentliche Bewusstsein für diese Problematik, ihr Hauptaugenmerk lag jedoch darauf, die Patienten durch Musik und Gesang zu einer regelmäßigen Atmung zu veranlassen und sie in eine entspannte, heitere Stimmung zu versetzen. Sie gründete »King’s Service Choirs« genannte Chöre, die immens zur Verbesserung der Sprechfähigkeit der Männer beitrugen, sodass diese sich wieder in die Gesellschaft eingliedern und Arbeit suchen konnten. Manche der ehemaligen Soldaten entdeckten ihre Leidenschaft fürs Singen und erhielten Einzelunterricht, andere wandten sich zur Verbesserung ihrer Ausdrucksfähigkeit dem Spanischunterricht zu. Ein Patient, der unter Stottern litt, erholte sich so gut, dass Elsie ihm eine Anstellung als Gärtner auf einem Anwesen in der Nähe von Highclere vermitteln konnte. Bei einem Konzert in Lancashire wurde ein Mann, der in einer Mühle arbeitete, gefragt, was seine Verwundung für ihn bedeute. Er antwortete: »Ich habe mein Bein und meine Stimme verloren, aber meine Stimme habe ich wieder, also ist das mit dem Bein egal.«
Almina war damit beschäftigt, ihr Krankenhaus aufzulösen. Bevor es am 15. Februar 1919 endgültig seine Pforten schloss, besuchte Prince Arthur, der Duke of Connaught, noch einmal die Ärzte, die Krankenschwestern und die Patienten. Er war von dem, was er beim ersten Mal gesehen hatte, so beeindruckt, dass er persönlich vorbeikam, um sich beim Personal für die Arbeit, die es geleistet hatte, zu bedanken.
Die Schließung des Krankenhauses gab natürlich Anlass zur Freude, doch es war auch ein schmerzhafter Einschnitt, die Einrichtung, die so viele Menschen so eng miteinander verbunden hatte, aufzugeben. Kenneth Witham Wignall, einer der letzten Patienten, beschrieb das Gefühl: »Es war traurig, 48 zu verlassen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich ohne die hervorragende Betreuung und fachmännische Behandlung dort … mein zweites Bein auch noch verloren hätte.« Nach wie vor traf von Patienten und Angehörigen eine Flut von Briefen ein. So teilte Lizzie Hooper, deren beide Söhne in 48 behandelt worden waren, Almina in unsicherer Handschrift mit: »Ich stehe tief in Ihrer Schuld für die Fürsorge und ärztliche Pflege, die [meine Jungen] durch Sie erhielten.«
Almina schickte Dankesbriefe an alle Ärzte, die in den vergangenen viereinhalb Jahren im Krankenhaus gearbeitet hatten. Sie sandte vielen von ihnen Geschenke – silberne Teedosen, in denen ihre Namen und die Dauer ihres Dienstes eingraviert waren, Erinnerungsstücke an ihre Zeit in Highclere und am Bryanston Square. Hector Mackenzie bedankte sich in seinem Antwortschreiben für all ihre Unterstützung und für die große Energie, die sie investiert hatte, um ihren Mitarbeitern das Gefühl zu geben, dass sie ihr Bestes taten. »Ich habe Sie als Engel angesehen. Sie freuten sich, wenn Ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt waren, setzten Hoffnung gegen die Hoffnungslosigkeit, haben um jeden aussichtslosen Fall gerungen und waren tief betrübt, wenn Ihre Anstrengungen vergebens waren.«
Genau wie Almina arbeitete eine große Zahl von Menschen den ganzen Krieg hindurch, um die verzweifelt benötigte medizinische Versorgung sicherzustellen. Sie war sich sehr wohl bewusst, welch entscheidenden Anteil die Schwestern und Ärzte an ihrer Arbeit hatten. Mit Sicherheit war es erfreulich, dass die eigenen Bemühungen Anerkennung fanden, und Almina wusste dies ohne Zweifel zu schätzen, doch die zahllosen kleinen freundlichen Gesten – die persönliche Teilnahme an Beerdigungen, das große Augenmerk auf die Details, die Patienten sich als Gäste des Hauses fühlen ließen, die Bereitschaft, niederzuknien und eigenhändig den eiternden Beinstumpf eines Mannes zu verbinden – nahm Almina um der Sache selbst willen vor und erwartete dafür keine Gegenleistung.
Ihre Krankenhausarbeit führte Almina dank der für sie charakteristischen Großzügigkeit und Tatkraft zu einem Erfolg, den auch die höchsten Behörden wahrnahmen. So brachte ihr Sir Robert
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