Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Millionen Menschen involviert hatte, auszuhandeln.
Wilhelm II. dankte am 9. November als deutscher Kaiser ab, und ab dem 11. Tag des 11. Monats des Jahres 1918 schwiegen die Waffen. In kleineren Nachhutgefechten war bis zum letzten Moment gekämpft worden. Die Deutschen trafen mit dem US-Präsidenten Woodrow Wilson und dem britischen General Foch zusammen, um die Friedensbedingungen auszuhandeln. Der Waffenstillstand wurde in einem Eisenbahnwaggon in einem Waldstück nördlich von Paris unterzeichnet. Die Nachricht wurde so schnell wie möglich an die Armeen übermittelt, und Hunderttausende Männer aus Dutzend Ländern wagten nun endlich zu hoffen, dass der Albtraum wirklich vorbei war.
Für einige Männer der letzten kleinen Gruppe, die sich in Highclere zum Dienst an der Waffe gemeldet haben, kam der Frieden zu spät. Fred Bowsher, der vermutlich als Gärtner auf dem Anwesen beschäftigt gewesen war, war zusammen mit mehreren der Familien Sheerman und Maber in den düsteren Tagen des Jahres 1917 zur Armee gegangen. Die beiden Maber-Jungen kehrten nach Highclere zurück, doch Harry Sheerman ertrank, als die HMS Leinster einen Monat und einen Tag vor dem Waffenstillstand in der Irischen See von einem deutschen U-Boot versenkt wurde. Fred Bowsher fiel am 21. Juni im Alter von 21 Jahren. Sein Freund Arthur Fifield, dessen Bruder 1916 in Mesopotamien ums Leben gekommen war, wurde im Sommer 1918 in Frankreich begraben. Der letzte der drei Fifield-Jungen überlebte bis zum Ende des Krieges und kehrte zu seiner Mutter zurück.
KAPITEL 17
Vom Krieg zum Frieden
Auf die anfängliche Ungläubigkeit folgte natürlich überall großer Jubel – auf den Schlachtfeldern in Flandern ebenso wie im Gesindezimmer von Highclere Castle. Am 11. November gab David Lloyd George um 10:20 Uhr ein offizielles Kommuniqué heraus, das den Waffenstillstand verkündigte, und am Ende des Tages war Newbury mit Flaggen geschmückt, und die lokalen Zeitungen berichteten von Feuerwerk und »Lebhaftigkeit« in den Straßen. Aubrey spazierte durch London, das laut des Daily Mirror »außer sich vor Freude« war, und ließ den Trubel auf sich wirken. Erst nach ein paar Tagen und Wochen überkam die Menschen, die Soldaten wie die Zivilisten, vollkommene Erschöpfung. Im Nahen Osten, in Nordafrika und in ganz Europa durchquerten Millionen Männer mehrere Länder, um nach Hause zu gelangen. Viele Frauen auf der ganzen Welt mussten sich einer Zukunft ohne den geliebten Gatten stellen, so wie Florence, das einstige Hausmädchen von Highclere Castle, dessen Ehemanns Leichnam nie gefunden worden war. Viele Jahre lang waren die Nerven aller fast bis zum Zusammenbruch strapaziert worden, und nun, da die Friedenskonferenz in Versailles begann, war es an der Zeit, sich die Frage zu stellen: Wofür war das alles gut gewesen?
Am Sonntag, den 17. November 1918, wurde in der Getreidebörse von Newbury ein Dankgottesdienst abgehalten. Lord Carnarvon sprach in seiner Eigenschaft als High Steward und erklärte den versammelten lokalen Würdenträgern, dass sie, obwohl sie jedes Recht hatten, sich zu freuen, ewig in der Schuld jener Männer stünden, die auf den Schlachtfeldern gekämpft hatten. Almina und Eve waren an seiner Seite, Porchy jedoch natürlich nicht. Er hatte ihnen die Nachricht zukommen lassen, dass sein Regiment noch einige Monate in Mesopotamien bleiben und erst dann die lange Rückreise antreten würde. Am Ende des Gottesdienstes wurde eine patriotische Note angeschlagen, in dem die Gemeinde die neue Strophe der Nationalhymne sang: »God save our valiant men – Gott schütze unsere tapferen Männer«.
Almina kehrte nach dem Kirchgang sofort zum Bryanston Square zurück. Wie die ganze übrige Kriegsmaschinerie würde ihr Krankenhaus abgebaut werden, doch vorerst beherbergte es noch um die 20 Patienten sowie den Stab von Krankenschwestern.
Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach London erkrankte Almina wie einige ihrer Patienten an der Spanischen Grippe. Informationen über diese Pandemie waren seit dem Sommer an die Öffentlichkeit gelangt, und nun versetzte die Anzahl der Erkrankten die ohnehin schon traumatisierte Bevölkerung in Angst und Schrecken. Im zerstörten Europa breitete sich eine schreckliche Welle des Influenzavirus aus, die mehr Menschenleben forderte als der gerade beendete Krieg. Weltweit, von der Arktis bis zu den Pazifischen Inseln, starben mindestens 50 Millionen Menschen. Der Krieg war zwar nicht die unmittelbare Ursache
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