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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Connie.
    Sie ging zu Clifford ins Arbeitszimmer, wo der alte Messingkessel auf dem Tablett summte.
    «Habe ich mich verspätet, Clifford?» fragte sie und legte die Blumen hin; sie trat ans Tablett, in Hut und Schal, und griff nach der Teebüchse. «Es tut mir leid! Warum hast du nicht Mrs.   Bolton den Tee machen lassen?»
    «Auf den Gedanken bin ich nicht gekommen», sagte er ironisch. «Ich sehe sie nicht so recht am Teetisch präsidieren.»
    «Oh, eine silberne Teekanne hat doch nichts Sakrosanktes», meinte Connie.
    Neugierig sah er zu ihr auf.
    «Was hast du den ganzen Nachmittag getrieben?» fragte er.
    «Spazierengegangen und Rast gemacht an einer geschützten Stelle. Weißt du, daß an der großen Stechpalme noch Beeren sind?»
    Sie nahm den Schal ab, aber nicht den Hut, und setzte sich, um den Tee zu bereiten. Der Toast würde sicher wie Leder sein. Sie stülpte den Teewärmer über die Kanne und stand auf, um ein kleines Glas für die Veilchen zu holen. Die armen Blüten hingen schlapp, müde an ihren Stielen.
    «Sie werden sich wieder erholen», sagte sie und stellte sie im Glas vor ihn hin, damit er an ihnen riechen könnte.
    «Süßer als die Lider Junos», zitierte er.
    «Ich sehe nicht den geringsten Zusammenhang mit den richtigen Veilchen», sagte sie. «Die Elisabethaner sind doch ziemlich schwülstig.»
    Sie goß ihm den Tee ein.
    «Meinst du, daß es noch einen zweiten Schlüssel gibt für diese kleine Hütte nicht weit vom John’s Well, wo die Fasanen aufgezogen werden?» fragte sie.
    «Möglich. Warum?»
    «Ich entdeckte sie heute zufällig – ich habe sie nie vorher gesehen. Ich finde es wunderschön dort. Ich könnte da ab und zu sitzen, meinst du nicht?»
    «War Mellors da?»
    «Ja! So habe ich sie gefunden, durch sein Hämmern. Mein Eindringen schien ihm keineswegs zu behagen. Genau gesagt, er war fast grob, als ich nach einem zweiten Schlüssel fragte.»
    «Was sagte er?»
    «Nichts – nur seine Art. Er hat gesagt, er wüßte nichts von einem Schlüssel.»
    «Möglich, daß in Vaters Arbeitszimmer einer ist. Betts kennt sie alle; sie sind alle dort. Ich werde ihm sagen, er soll nachsehen.»
    «Oh, bitte!» sagte sie.
    «Mellors war also fast grob?»
    «Oh, es war nichts, wirklich nicht! Aber ich glaube, er will nicht, daß ich auch etwas von seiner friedlichen Burg habe.»
    «Schon möglich.»
    «Aber ich sehe nicht ein, was er dagegen haben könnte. Schließlich wohnt er nicht dort. Es ist nicht seine Privatwohnung. Ich sehe nicht ein, warum ich mich nicht dort aufhalten soll, wenn ich es möchte.»
    «Ganz richtig», sagte Clifford. «Er hält zu viel von sich, dieser Mann.»
    «Ach, meinst du?»
    «Ganz entschieden! Er hält sich für etwas Besonderes. Weißt du, er hatte eine Frau, mit der er nicht auskam; deshalb meldete er sich freiwillig 1915 und wurde nach Indien geschickt, glaube ich. Jedenfalls war er eine Zeitlang Hufschmied bei der Kavallerie in Ägypten; er hatte immer mit Pferden zu tun, geschickter Bursche in dieser Beziehung. Dann hat irgendein Oberst in Indien einen Narren an ihm gefressen und machte ihn zum Offizier. Ja, man hat ihm das Offizierspatent gegeben. Ich glaube, er ging dann mit seinem Oberst nach Indien zurück, hinauf an die Nordwestgrenze. Er wurde krank; jetzt hat er eine Pension. Er ist erst voriges Jahr vom Militärdienst zurückgekommen, glaube ich, und da ist es natürlich nicht so leicht für einen Mann, auf sein Niveau zurückzufinden. Es ist nur zu natürlich, daß er mal zu weit geht. Aber er tut seine Arbeit ordentlich, soweit sie mich angeht. Ich kann nur nicht vertragen, wenn er den Offizier herauskehrt.»
    «Wie konnten sie ihn zum Offizier machen, wo er doch einen so gewöhnlichen Akzent hat?»
    «Den hat er gar nicht – nur von Zeit zu Zeit. Er kann tadellos sprechen, für seine Verhältnisse. Ich nehme an, er hat die Vorstellung, daß er jetzt, wo er wieder in der Reihe der Gemeinen untergetaucht ist, auch sprechen muß wie die Gemeinen.»
    «Warum hast du mir nicht früher von ihm erzählt?»
    «Oh, ich habe nicht viel übrig für solche Romanzen. So etwas ist der Ruin jeder Ordnung. Es ist jammerschade, daß sie überhaupt vorkommen.»
    Connie neigte dazu, ihm recht zu geben. Zu was waren sie nütze, diese unzufriedenen Menschen, die nirgendwohin paßten?
    In dieser anhaltenden Gutwetter-Periode entschloß sich auch Clifford, in den Wald zu fahren. Der Wind war kalt, aber nicht lästig, und der Sonnenschein war warm und voll wie das

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