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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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und sah dabei die Hütte an, nicht sie.
    «Nein, ich habe nur ein paar Minuten im Trockenen gesessen», sagte sie mit ruhiger Würde.
    Er sah sie an. Sie sah verfroren aus.
    Sir Clifford hat also keinen zweiten Schlüssel?» fragte er.
    «Nein, aber es macht nichts. Ich sitze hier unter dem Vordach vollkommen trocken. Guten Abend.» Sie haßte den starken Dialekt in seiner Aussprache.
    Er beobachtete sie scharf, während sie sich zum Gehen wandte. Dann schob er seine Jacke hoch, steckte die Hand in seine Hosentasche und zog den Schlüssel hervor.
    «Vielleicht nehmen Sie doch besser diesen Schlüssel da, ich werd schon einen andern Platz finden.»
    «Was meinen Sie damit?» fragte sie.
    «Ich meine, ich werd ’n andern Platz finden, wo ich die Fasanen aufziehen kann. Wenn Sie da sind, wollen Sie sicher nicht, daß ich die ganze Zeit hier rumwühle.»
    Sie sah ihn an, erfaßte langsam durch den Nebel des Dialekts hindurch, was er meinte.
    «Warum reden Sie nicht ordentlich?» fragte sie kalt.
    «Ich? Ich dachte, ich rede ganz ordentlich.»
    Ein paar Augenblicke schwieg sie wütend.
    «Also, wenn Sie ’n neuen Schlüssel wolln, dann nehmen Sie diesen. Oder vielleicht ist’s besser, ich geb ihn Ihnen erst morgen und räum vorher allen Kram weg. Würde Ihnen das genügen?»
    Sie wurde noch ärgerlicher.
    «Ich wollte Ihren Schlüssel nicht», sagte sie, «ich will keineswegs, daß Sie irgend etwas wegräumen. Ich habe durchaus nicht vor, Sie aus Ihrer Hütte zu vertreiben, danke sehr! Ich wollte nur in der Lage sein, mich hier manchmal aufhalten zu können, wie heute. Aber ich kann sehr gut unter dem Vordach sitzen – also sprechen Sie nicht mehr davon.»
    Wieder sah er sie mit seinen mutwilligen blauen Augen an.
    «Ja, aber», fuhr er in der breiten, trägen Mundart fort, «Euer Gnaden sind der Hütte doch wie’s Weihnachtsfest willkommen und dem Schlüssel und überhaupt allem. Nur müssen um diese Zeit die Kästen aufgestellt werden, und dann muß ich ’ne Menge hier rumwirtschaften und nachgucken und so. Im Winter brauch ich dann kaum herkommen. Aber was ist mit dem Frühling, wo Sir Clifford die Fasanen aufgezogen haben will … Und Euer Gnaden wollen sicher nicht, daß ich hier die ganze Zeit rumwühle, wenn Sie hier sind.»
    Mit dumpfer Verwunderung hörte sie ihm zu.
    «Warum sollte ich etwas dagegen haben, daß Sie hier sind?» fragte sie.
    Er sah sie merkwürdig an.
    «Mir ist es auch lästig», sagte er kurz, aber nachdrücklich.
    Sie wurde rot. «Na schön», sagte sie abschließend. «Ich will Sie nicht stören. Aber ich glaube nicht, daß ich das Geringste dagegen gehabt hätte, hier zu sitzen und Ihnen zuzusehen, wenn Sie sich um die Tiere kümmern. Ich hätte es gern getan. Doch wenn Sie meinen, es würde Ihnen hinderlich sein, dann will ich Sie nicht belästigen, seien Sie unbesorgt. Sie sind Sir Cliffords Heger, nicht meiner.»
    Der Satz klang sonderbar, sie wußte nicht, warum. Aber sie dachte nicht darüber nach.
    «Nein, Euer Gnaden. Die Hütte gehört doch ganz Euer Gnaden. Ganz, wie Euer Gnaden es wünschen und wie’s Ihnen paßt. Sie können mich rausschmeißen, wann Sie wollen. Nur …»
    «Nur was?» fragte sie verwirrt.
    Mit einer seltsamen komischen Bewegung schob er seinen Hut zurück.
    «Nur, daß Sie den Platz vielleicht für sich allein haben wollen, wenn Sie herkommen, und ich dann nicht hier rumfuhrwerke.»
    «Aber warum?» fragte sie wütend. «Sind Sie denn nicht ein zivilisierter Mensch? Meinen Sie, ich müßte Angst vor Ihnen haben? Warum sollte ich denn irgendwelche Notiz von Ihnen nehmen und davon, ob Sie hier sind oder nicht? Warum ist das denn so wichtig?»
    Er sah sie an, sein ganzes Gesicht flimmerte vor boshaftem Grinsen. «Es ist nicht deswegen, Euer Gnaden. Nicht im geringsten deswegen», sagte er.
    «Warum also dann?» fragte sie.
    «Soll ich Euer Gnaden also ’n neuen Schlüssel machen lassen?»
    «Nein, danke schön! Ich will keinen.»
    «Ich werd ihn trotzdem besorgen. Es ist das Beste, wir haben jeder einen Schlüssel zur Hütte.»
    «Und ich finde, Sie sind unverschämt», sagte Connie – das Blut schoß ihr ins Gesicht, und sie war ein bißchen atemlos.
    «Nein, nein!» sagte er schnell. «Das dürfen Sie nicht sagen. Nein, nein, so was hab ich nicht gemeint. Ich hab nur gedacht, wenn Sie herkommen, muß ich raus, und es macht viel Arbeit, sich irgendwo anders einzurichten. Aber wenn Euer Gnaden keine Notiz von mir nehmen will, dann … Die Hütte gehört

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