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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Beschädigung und Holzfäule verpackt, stand dort die alte Familienwiege aus Rosenholz. Constance mußte sie auspacken, um sie ansehen zu können. Sie besaß einen gewissen Charme. Connie betrachtete sie lange.
    «Jammerschade, daß man sie nicht gebrauchen kann», seufzte Mrs.   Bolton, die ihr behilflich war. «Wenn solche Wiegen heute auch aus der Mode sind.»
    «Sie könnte wieder in Gebrauch kommen. Möglich, daß ich noch mal ein Kind habe», sagte Connie beiläufig, als teile sie mit, daß sie sich einen neuen Hut kaufen werde.
    «Sie meinen, wenn Sir Clifford etwas zustoßen sollte», stammelte Mrs.   Bolton.
    «Nein! Ich meine es so, wie die Dinge liegen. Es ist nur eine Muskellähmung bei Sir Clifford – weiter nichts», sagte Connie. Die Lüge ging ihr so glatt von den Lippen wie der Atem.
    Clifford hatte ihr den Gedanken eingegeben. Er hatte gesagt: «Ganz klar, daß ich noch ein Kind in die Welt setzen kann. Ich bin durchaus nicht völlig verstümmelt. Meine Potenz kann leicht zurückkommen, selbst wenn die Hüft- und Beinmuskeln gelähmt sind. Und dann kann der Samen übertragen werden.»
    Wenn er gut beisammen war und eifrig am Problem des Bergwerks arbeitete, hatte er wirklich das Gefühl, seine Potenz kehre ihm zurück. Voller Schrecken hatte Connie ihn angesehen. Doch sie war intelligent genug, um seine Zukunftsträume für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Denn sie wollte ein Kind haben, wenn es nur irgend möglich war, aber nicht seines.
    Mrs.   Bolton stockte sekundenlang der Atem, sie stand da, wie vom Blitz getroffen. Dann glaubte sie es nicht: sie hielt es für eine List. Allerdings – die Ärzte konnten ja heutzutage so etwas. Sie würden vielleicht eine künstliche Befruchtung vornehmen.
    «Ach ja, Mylady, ich kann nur hoffen und beten, daß Sie eines bekommen. Es wäre so schön für Sie und überhaupt für alle. Wirklich, ein Kind auf Wragby – wie anders würde alles hier sein!»
    «Nicht wahr?» sagte Connie.
    Und sie wählte drei Akademie-Werke von vor sechzig Jahren aus, um sie der Herzogin von Shortlands für ihren nächsten Wohltätigkeitsbasar zu schicken. Man nannte sie die «Basarherzogin», und sie würde entzückt sein über die drei gerahmten Scheußlichkeiten. Möglicherweise würde sie deswegen sogar einen Besuch machen. Wie wütend Clifford immer war, wenn sie kam!
    «Ach du mein lieber Himmel!» dachte Mrs.   Bolton bei sich. «Ist es etwa Oliver Mellors’ Kind, auf das du uns da vorbereitest? Ach du lieber Himmel, das wäre was: ein Tevershaller Baby in der Wragby-Wiege! Würde ihr weiß Gott auch keinen Stein aus der Krone brechen!»
    Unter anderen Monstrositäten gab es in dieser Rumpelkammer ein ziemlich großes schwarzes Lackkästchen – eine sechzig, siebzig Jahre alte vortreffliche, kunstvolle Arbeit –, das alles nur Erdenkliche enthielt. Zuoberst eine vollständige Toilettengarnitur: Bürsten, Flakons, Spiegel, Kämme, Döschen, sogar drei schöne kleine Rasiermesser in Sicherheitshüllen, eine Rasierseifenschale und so fort. Darunter eine Art Schreibtischgarnitur: Löschpapier, Federn, Tintenfäßchen, Schreibpapier, Umschläge, Notizbücher; und dann kam eine komplette Nähausrüstung: mit drei verschieden großen Scheren, Fingerhüten, Nadeln, Nähseiden, Stopfzwirnen, einem Stopfei – alles von der besten Qualität und vortrefflich zusammengestellt. Dann gab es noch ein kleines Arzneifach, mit Flaschen, auf denen stand: Laudanum, Myrrhentinktur, Nelkenextrakt und so weiter; doch sie waren leer. Alles war vollkommen unbenutzt und das ganze Ding geschlossen, nicht größer als eine kleine, aber bauchige Wochenendreisetasche. Und innen fügte sich alles zusammen wie bei einem Puzzlespiel. Die Fläschchen hätten unmöglich auslaufen können: es war nicht Platz genug dazu.
    Das Kästchen war wunderbar ersonnen und ausgeführt: vortreffliche Handarbeit der viktorianischen Schule. Aber irgendwie war es scheußlich. Sogar irgendein Chatterley mußte das empfunden haben, denn das Ding war nie benutzt worden. Es war seelenlos.
    Mrs.   Bolton jedoch war entzückt.
    «Sehen Sie doch nur die schönen Bürsten, so teure, und die Rasierpinsel – drei ganz tadellose! Nein, und diese Scheren! Wirklich das Beste, was man für Geld haben kann! Oh, es ist einfach süß!»
    «Finden Sie?» fragte Connie. «Dann nehmen Sie es.»
    «O nein, Mylady!»
    «Doch, doch! Hier wird es nur bis zum Jüngsten Gericht herumliegen. Wenn Sie es nicht haben wollen, schicke ich es der

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