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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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ganz in der Nähe der Grenze von Lohenberg.“
    „Lohenberg?“, wiederholte Mrs Turner mit dünner Stimme. Ihre Hände begannen, unkontrolliert zu zittern. „Aber du hast nie gesagt, dass wir nach Lohenberg reisen.“ Sie wandte sich zu Michael und sah ihn anklagend an. „Es war immer nur die Rede von Deutschland.“
    Das genaue Ziel hatte er ihr verschwiegen, weil er eine solche Reaktion befürchtet hatte. „Das stimmt“, gestand er zerknirscht. „Aber wir bleiben nur ein paar Wochen in Lohenberg. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“
    „Nein.“ Mrs Turner sprang auf. „Du kannst dorthin nicht zurück!“
    Zurück?
    Mrs Turner war kreideweiß geworden. „Sie können ihn nicht dazu zwingen“, sagte sie an den Grafen gewandt, dann warf sie wütend die Karten auf den Tisch und stieß das Tablett mit den Süßigkeiten beiseite. Michael gelang es gerade noch, sie am Handgelenk zu ergreifen, bevor sie fortlaufen konnte. In ihrem Blick lag nackte Angst.
    „Warum?“, fragte er sanft. „Warum kann ich nicht dorthin zurück?“
    „Weil sie dich töten, wenn du es tust.“

13. KAPITEL
    Später am Abend
    D ie Kutsche rumpelte die unebene Straße entlang. Draußen wurde es dunkel, und am Himmel zogen Wolken auf. Nachdem sie in Bremerhaven von Bord gegangen waren, hatten sie sich umgehend auf die Fahrt zu Hannahs Verwandten gemacht.
    Hannah hatte Estelle angewiesen, in der Kutsche des Grafen und seiner Diener mitzufahren, während sie Michael und Mrs Turner Gesellschaft leistete. Nach dem Vorfall auf dem Schiff wollte sie der alten Frau weitere Aufregung ersparen. Es hatte eine ordentliche Dosis Laudanum gebraucht, um sie wieder zu beruhigen, und nun war das leise Schnarchen Mrs Turners das einzige Geräusch, das im Innern der Kutsche zu hören war.
    Zwischenzeitlich hatte Hannahs Kopf zu schmerzen begonnen, aber sie versuchte, das unangenehme Pochen hinter ihren Schläfen zu ignorieren. Nicht mehr lange, und sie würde in einem richtigen Bett schlafen. Sehnsüchtig stellte sie sich weiche Kissen und warme Bettdecken vor.
    Michael hingegen wirkte, als wäre er auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung. Mit grimmigem Gesichtsausdruck sah er zum Fenster hinaus.
    „Geht es Ihnen gut?“ Hannah musterte ihn besorgt. „Kann ich etwas für Sie tun?“ Zu ihren Füßen stand ein Korb mit Proviant, den sie bisher nicht angetastet hatten.
    „Ich brauche nichts“, erwiderte er, ohne den Kopf zu drehen. Bestürzt stellte Hannah fest, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte.
    „Sie hoffen, dass es sich als Irrtum herausstellt“, sagte sie leise. „Dass Sie keine Verbindung zu Lohenberg haben.“
    Angespannt nickte er und dachte vermutlich dasselbe wie Hannah. Man hatte einen Mordanschlag auf ihn verübt, und Mrs Turner wusste um ein Geheimnis aus Michaels Vergangenheit – angesichts solcher Hinweise war es kaum wahrscheinlich, dass es sich um einen Irrtum handelte.
    Wann immer Hannah versucht hatte, Michael nach seinen Beweggründen für die Reise nach Lohenberg auszufragen, war er ihr ausgewichen. Es war offensichtlich, dass auch er etwas zu verbergen hatte.
    „Wäre es denn so schlimm, wenn Sie mit dem Herrscherhaus verwandt wären?“, fragte sie nach einer Weile.
    Er schüttelte den Kopf. „Dafür gibt es keinerlei Beweis. Die Ähnlichkeit mit dem Fürsten ist reiner Zufall.“
    „Und was ist mit Mrs Turner?“
    „In letzter Zeit verliert sie zusehends den Verstand. Man kann nicht glauben, was sie von sich gibt.“
    „Gestern Nacht hat sie von einem Kind gesungen, das verloren ging. Könnten Sie damit gemeint gewesen sein?“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie hat ihren Sohn Henry gemeint. Er ist gefallen – und es war allein meine Schuld“, fügte er schwermütig hinzu.
    Anscheinend gab er sich auch die Schuld am Geisteszustand Mrs Turners.
    „Wo ist er gefallen?“
    Michael sah sie an. „Bei Balaklava.“
    „Erzählen Sie mir davon.“
    Unsicher blickte er zu Mrs Turner.
    „Bitte“, drängte Hannah. „Ich möchte es gerne wissen.“
    Schließlich gab er nach. „Zu Hunderten wurden die Männer um mich her niedergeschossen“, begann er leise. „Ich auch.“
    „Sie haben überlebt.“
    „Nur, weil Henry auf mich fiel. Als die feindlichen Soldaten ihre Bajonette einsetzten, haben sie Henry erwischt und nicht mich.“
    Er klang so verzweifelt und bitter, dass sie nach seiner Hand griff, um ihm ein wenig Trost zu spenden.
    „Er war doch bereits tot, oder?“
    „Ja, aber ich

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