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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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unmittelbar neben ihm. Und er konnte ihre Hand auf seiner Haut spüren, wie sie ihn zaghaft liebkoste. Der alte Becksbridge mochte sich ihrer bedient haben, aber sie konnte sich nicht sonderlich beteiligt haben, wenn sie sich so unerfahren zeigte. Das zu wissen freute ihn mehr als es ihn hätte freuen sollen.
    Er erinnerte sich jedoch auch an einen Moment danach, als er sich auf sie gelegt hatte. Da hatte er eine plötzliche Starre gespürt, als ob ihr ganzer Körper den Atem angehalten und ihre Seele gefürchtet hätte, sie sei in Gefahr. Etwas Ähnliches hatte er auch gespürt, als sie ihn auf dem Boot angesehen hatte. Und es war, wie er rückblickend feststellte, vergleichbar damit, wie sie im Gewächshaus von The Rarest Blooms zur Salzsäule erstarrt war.
    Die Angst war verflogen, sobald sie erkannt hatte, dass er nicht in der Verfassung gewesen war, ihr beizuwohnen. Aber sie war eindeutig da gewesen, wie ein plötzlicher Gefühlseinbruch und intensiv genug, um sie aus der Glückseligkeit zu reißen, in der sie nach ihrem ungestümen Höhepunkt schwebte.
    Vielleicht würde die Angst nun verschwinden, weil sie wusste, dass er die Wahrheit über ihre Vergangenheit kannte. Sie war nicht erfreut darüber gewesen, dass er Nachforschungen angestellt hatte. Das waren die Leute nie, auch wenn die Ergebnisse ihnen letztlich nützten. Und da er nun einmal wusste, was er wusste, hatte er es für das Beste gehalten, ihr auch mitzuteilen, dass er es wusste.
    Es war jedoch auch möglich, dass sie das Gefühl, in Gefahr zu sein, erst ablegte, wenn sie eines Tages damit einverstanden war, sich vollständig von ihm verführen zu lassen. Also würde er tun, was sie wollte, um das zu erreichen.
    Er würde die verdammten Bescheinigungen einholen, die er ihr versprochen hatte, und dann würde er sie endlich ins Bett bekommen.
    Und was dann? Dann verlor er wahrscheinlich das Interesse an ihr. Und kehrte zu seinen Gewohnheiten und seinen Huren zurück. Und die endlose Langeweile begann von Neuem.
    Weil Daphne aber schon mindestens so reich beschenkt worden war wie eine Mätresse für ein ganzes Jahr, würde er sich vielleicht dazu entscheiden, das Jahr zu genießen, das ihm zustand.
    Daphne betrachtete die Kleidungsstücke, die sie auf ihrem Bett ausgebreitet hatte. Einfach und praktisch, sagte sie sich. Dann nahm sie das weiße Musselinkleid und legte es zur Seite.
    Sie faltete die Kleidung zusammen und packte sie in den bereitgestellten Koffer. Zehn Pfund versteckte sie in einem ihrer Schuhe. Dabei zitterten ihre Hände, denn seit sie sich zu der Reise entschieden hatte, plagte sie große Aufregung.
    Sie nahm Margarets Brief zur Hand und las ihn noch einmal durch.
    Ich habe oft an Dich gedacht, Daphne, aus Gründen, die Du Dir sicherlich denken kannst. Ja, komm her, und zwar schnell, wenn Du kannst. Ich fürchte, die Lage wird sich verschlechtern, und ich werde vielleicht nicht mehr lange hierbleiben. Ich habe Angst, dass die Vergangenheit uns beide schon bald einholen könnte. Zurzeit ist in den Städten alles ruhig, aber es liegt Aufruhr in der Luft, und ich muss bedauerlicherweise sagen, dass die ganze Region davon betroffen ist. Pass gut auf Dich auf, wenn Du Dich auf die Reise begibst, und nimm keine von den Kutschen, die über Manchester fahren.
    Aus dem Schreiben sprach eine große Dringlichkeit. Zuerst die fast flehentliche Bitte, dann die Warnungen. Die Sorge der Freundin war sicherlich nicht übertrieben. Man konnte kaum darauf hoffen, dass dort oben alles ruhig blieb. In den Zeitungen war nichts zu lesen, das Anlass zu dieser Hoffnung gab.
    Margarets Brief beunruhigte sie. Ihre Aufregung wich einem Gefühl, das panischer Angst sehr ähnlich war. Ihr schwante nichts Gutes.
    Doch es war ohnehin an der Zeit, London zu verlassen. Der Versuch, Castleford hinzuhalten, hatte nicht gefruchtet. Und es hatte ihr auch nicht geholfen, sich ihm viel mehr hinzugeben, als klug war. Vielleicht würde ihre Abwesenheit sein Interesse abklingen lassen oder zumindest dämpfen.
    Sie hätte Erleichterung bei dem Gedanken empfinden müssen, dieses Spiel zu beenden. Doch er betrübte sie. Ihr Leben war in den vergangenen Wochen sicherlich spannender gewesen als zuvor. Und der Herzog – er war noch attraktiver, als sie gedacht hatte. Hinter der Fassade aus Unbekümmertheit und gelangweilter Gleichgültigkeit verbarg sich ein Mann, der weitaus besser und vielschichtiger war, als gemeinhin vermutet wurde.
    Sie rief nach einem Diener. Er kam, als

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