Lady Daphnes Verehrer
Castleford. Er gab sich nachdenklich und schwieg.
»Dieser Kanal musste natürlich erst einmal gebaut werden«, sagte Sir Marcus nach einer Weile. »Die Förderung von Mineralien zu überwachen ist zwar eine ernst zu nehmende Angelegenheit, jedoch keine ganz so große Aufgabe. Da mögen fünfzehn Prozent gerechtfertigt sein.«
Castleford schaute die drei einfach nur an.
»Ich würde es für zehn machen«, sagte Cato.
Sein Vater machte ein überraschtes Gesicht, aber er redete unbeirrt weiter. »Das wäre selbstverständlich ein Freundschaftspreis. Ich würde es nur tun, um der Langeweile zu entfliehen, unter der ich ebenso sehr leide wie Seine Hoheit.«
Drumblewhite konnte seine Verärgerung darüber, dass der junge Schnösel versucht hatte, ihn auszustechen, nicht verbergen. »Dafür ist mehr Erfahrung nötig, als Sie besitzen, Mr Valmare.«
Sir Marcus lief ob des herablassenden Tons seines Freundes rot an. »Wir können es genauso gut machen wie Sie, Sir, da bin ich mir sicher.«
Castleford erhob sich. »Ich benötige niemandes Dienste, weil ich gar keine Mineralien gefunden habe.«
Sir Marcus lächelte wissend, sah sich im Raum um und zwinkerte ihm zu. »Dann verzeihen Sie uns unsere Vermutungen und Gedankenspielereien. Sollten Sie jedoch eines Tages beschließen, diese nicht gefundenen Mineralien abzubauen, und Partner oder Investoren für ein Kartell benötigen, werden Sie sich hoffentlich an unsere alte Freundschaft erinnern.«
Castleford neigte den Kopf, was sein Gegenüber als Zeichen der Zustimmung auslegen mochte. Sir Marcus schien vergessen zu haben, dass ihre »alte Freundschaft« auf eine Sommernacht vor sieben Jahren zurückging, als er sich mit dessen Cousine unter den Bäumen des Hyde Parks vergnügt hatte. Oder war es im St. James Park gewesen? Bis auf die wüsten Drohungen, die Sir Marcus ihm am nächsten Morgen entgegengeschleudert hatte, hatten sie davor und danach nicht viel miteinander geredet.
Er verabschiedete sich rasch und ging auf den Schreibtisch zu. Unterwegs wurde er noch drei Mal angesprochen. Jeder der Männer bat ihn dafür um Verzeihung, dass er Sir Marcus’ Worte zufällig mitgehört hatte, und teilte ihm im Vertrauen mit, er habe einen Bruder oder einen Vetter, der viel besser sei als Drumblewhite oder Cato. Und jeder einzelne verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass Seine Hoheit ihn nicht vergessen würde, sollte in nächster Zukunft ein Kartell gegründet werden.
Allen dreien erklärte er, dass die Gerüchte von Mineralienfunden auf seinem Land jeder Grundlage entbehrten.
Als er sich endlich loseisen konnte, setzte er sich an den Schreibtisch. Er nahm eine Visitenkarte aus seinem Etui und schrieb auf die Rückseite: »Da ich stocknüchtern bin, gehe ich davon aus, diesmal empfangen zu werden.«
Er löschte gerade die Tinte ab, als ein Schatten auf den Tisch fiel. Er drehte sich um und erblickte Latham, der versuchte, ihm über die Schulter zu schauen.
Er steckte die Karte in die Tasche. »Du hast dir in Frankreich schlechte Manieren angeeignet, Latham. Du bist unerträglich unhöflich geworden.«
»Ich wollte nur warten, bis du fertig geschrieben hast, bevor ich das Gespräch mit dir suche.«
Castleford wandte sich ihm zu. »Ich wüsste nicht, warum du das tun solltest. Wir haben nichts zu besprechen.«
Latham setzte sein falsches joviales Lächeln auf, das so Vertrauen erweckend auf leicht zu täuschende Schafe wirkte. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich.
»Wir sind letztes Mal uneins auseinandergegangen, Castleford. Das geht doch nicht.«
Castleford hatte eigentlich kein Problem damit.
»Wir müssen über den letzten Willen meines Vaters reden und darüber, wie merkwürdig es ist, dass er dir diese Ländereien hinterlassen hat«, sagte Latham.
»Solltest du nicht mit einem Anwalt sprechen, wenn du diesbezüglich Fragen hast? Ich habe das Testament nicht einmal gelesen.«
»Tu nicht so, als wüsstest du nicht, worum es mir geht.«
»Ich täusche nie etwas vor. Ich wäre wirklich verwundert, wenn ich nicht zu gelangweilt wäre, um verwundert zu sein.«
Latham musterte ihn skeptisch. »Ich denke, es war ein Irrtum, dass er dir die Liegenschaften vermacht hat. Er war am Ende nicht mehr gut beieinander, wie ich hörte, und häufig verwirrt.«
»Und du denkst, er hat mich mit dir verwechselt? Er hat ›Tristan Herzog von Castleford‹ geschrieben statt ›mein Sohn‹? Bei Zeus, das nenne ich wirklich verwirrt!«
Latham ignorierte seinen Sarkasmus. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher