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Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineinschauen und drückte vorsichtig den Kopf vor. Der Winkel war nicht so gut, aber ich erkannte immerhin eine Gestalt, die in der Nähe des Fensters vorbeischritt. Sie kam mir sehr voluminös vor und gleichzeitig auch flatterhaft.
    Vielleicht trug sie ein Gewand.
    Da hörte ich den erstickt klingenden Laut und gleichzeitig das dumpfe Geräusch.
    Ich wirbelte herum — und sah Ernie Balsam zu Boden sinken. Hinter ihm aber stand eine Frau, die ein Gewehr mit beiden Händen festhielt, das auf mich gerichtet war.
    Das störte mich nicht so sehr wie ihre Augen, die in einem düsteren Rot leuchteten.
    Rot wie Höllenfeuer!
    ***
    Ich tat zunächst einmal nichts, bis auf eine Kleinigkeit. Um meinen guten Willen zu dokumentieren, hob ich die Arme in Schulterhöhe und ging zwei kleine Schritte vor.
    »Bleib stehen!«
    Sie sprach mich zischend an. Ich sah, daß sie noch sehr jung war, und konnte jetzt ihr Gesicht besser erkennen, trotz der herrschenden Dunkelheit.
    Die Kleine hatte ich auch in der Talk-Show gesehen und sogar mit ihr gesprochen. Den gestreiften Minirock hatte sie ebenso abgelegt wie ihren Pullover. Die Augenschminke war ebenfalls nicht mehr da, nur der rote Punkt auf ihrer Wange leuchtete ebenso wie die Augen. Das schwarze Haar kam ohne Färbemittel aus. Nach wie vor lag es glatt gekämmt auf dem Kopf.
    »Und jetzt?« fragte ich.
    Sie starrte mich an. In ihrem Gesicht bewegte sich der Mund. Dann sagte sie: »Dich kenne ich.«
    »Kann schon sein.«
    »Warst du gestern dabei?«
    »Ja, in der Talk-Show. Wirbeide haben sogar miteinander gesprochen.«
    »Und was machst du hier?«
    »Vielleicht will ich das Interview fortsetzen. Celeste ist ja sehr schnell verschwunden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dumm, wie dumm von dir. Du willst dich herausreden. Du bist gekommen, um zu spionieren. Stimmt es? Habe ich recht?« Ihre Stimmlage hatte sich gesteigert. Sie klang jetzt laut, beinahe schon schrill.
    »Nein!«
    Sie zitterte. Verdammt, dieses Mädchen war noch jung und steckte in diesem Sumpf aus falschem Heldentum. Wem immer sie auch nacheiferte, es war der verkehrte Weg. Der Weg ins Abseits, in die Hölle. Das Rot in ihren Pupillen blieb. Man konnte Furcht davor bekommen. In der Dunkelheit wirkten sie wie blutig angestrichene Laternen. Das Gewehr hielt sie nicht wie ein Profi, aber sie hatte sich auch nicht unter Kontrolle. Das war gefährlich. Amateure wie sie drehten oft genug durch, und sie stand dicht davor.
    Ich mußte etwas tun, nur keine Gewalt ausüben. »Wie heißt du?« fragte ich.
    »Karen.«
    »Ich bin John.«
    Sie entspannte sich etwas. »Na und?«
    »Kommst du auch aus London?«
    »Ja.«
    »Und wie alt bist du?«
    »Zwanzig.«
    »Ein schönes Alter, wirklich. Ich finde es toll. Und ein Alter, das Floffnung gibt. Du hättest London nicht verlassen sollen, Karen. Dieser Ort gehört dir, er gehört deiner Generation. Ihr steht die Zukunft offen.«
    Sie lachte mich hart an. »Welche Zukunft denn? Arbeitslos, nicht?«
    »Hast du jetzt mehr?«
    »Ja!« sagte sie fast stöhnend. »Jetzt habe ich ein Ziel. Es hat auch einen Namen — Celeste.«
    »Willst du tatsächlich so werden wie sie?« fragte ich.
    »Nicht nur ich, wir alle wollen so werden. Celeste ist wunderbar, sie ist eine Offenbarung, sie besitzt das Wissen der Zeit, der Vergangenheit. Sie hat überlebt.«
    »Sie ist eine Mörderin!«
    »Nein, was getan werden muß, das muß getan werden. Wir haben unser eigenes Reich gegründet. Wir sind auf die Insel gekommen, um von hier aus die Revolution vorzubereiten. In Celestes Namen werden wir die Welt erobern. Sie ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Sie hat uns gezeigt, wie man sich durchs Leben schlägt. Sie machte Karriere. Wir trafen uns in London, wir wollten dabeisein, wenn man sie in die Wolken hievte, aber es kam etwas dazwischen. Jetzt sind wir hier und werden einen zweiten Anlauf vorbereiten.«
    Karen tat mir leid. Sie gehörte nicht hierher. So etwas wie sie mußte woanders sein. Aber sie würde nicht auf meiner Seite stehen. Ihre Lebensauffassung war eine andere, ohne Moral.
    »Weißt du tatsächlich, wer Celeste ist? Weißt du, daß ich sie Lady Ghoul nenne? Kennst du Ghouls…?«
    »Ja, sie sind etwas Besonderes.«
    »Möchtest du das auch werden?«
    »Wir folgen Celeste. Wir, die Schwestern, und wir werden in dieser Nacht wieder mit ihr sprechen.«
    »Dann kommt sie?«
    »Celeste ist schon da. Sie ist immer da, auch wenn du sie nicht siehst.«
    Ich hatte längst die Schritte hinter mir

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