Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
warf einen Blick zurück über die dunkel gewordene, sich bewegende Wasserfläche, die nur in Höhe der aus dem Wasser ragenden Felsen die weißen Streifen und Kreise besaß. Ich ahnte die Gedanken des bärtigen Mannes. »Ich glaube nicht, daß unsere Freundin aus dem Meer klettern wird.«
    Er hob die Schultern. »Vielleicht ist sie schon auf der Insel.«
    »Dann werden wir sie finden.«
    Dieser Satz, war für uns das Startzeichen. Zwar hatte das Ufer vom Wasser aus flach ausgesehen, das aber war es nicht. Das Gelände stieg zum Innern der Insel hin an. Es gab auch zahlreiche Felsen und Unebenheiten, die uns den Blick nahmen.
    Wir kletterten los.
    Ich war gut bewaffnet und hatte sicherheitshalber auch den Bumerang mitgenommen. Durch meine Sondererlaubnis brachte ich diese Dinge stets glatt durch den Zoll. Noch immer entdeckten wir keinen Lichtschein. Während wir liefen, kam es mir so vor, als würden wir uns nicht auf einer Insel befinden, sondern über dem Wasser schweben. Im Gegensatz zum herbstlich kalten London empfand ich diese Temperatur als angenehm. Der Wind war noch lau, wenn auch kühler als am Tage, man brauchte hier keinen Mantel.
    Gemeinsam blieben wir stehen, denn wir hatten die verschwommenen Kreise gleichzeitig entdeckt.
    »Lichter!« flüsterte Ernie.
    Ich war der gleichen Meinung. Allerdings konnten wir nicht erkennen, wo sie ihren Standort hatten. Um sie zu erkennen, mußten wir weiter vor, gelangten an den höchsten Punkt und fanden sogar hinter Geröll eine gute Deckung.
    »Das ist doch nicht möglich«, flüsterte Ernie Balsam. »Verdammt, Özal hatte recht.«
    Und wie er mit seiner Annahme recht gehabt hatte. Ich zählte vier Häuser. Aus Stein und Holz erbaut. Sie hatten hüttenähnlichen Charakter, bestimmt keine Elektrizität, das Licht, das wir sahen, mußte von Kerzen oder Öllampen stammen, die in den Häusern standen und ihren flackernden Schein von innen gegen die Scheibe warfen.
    Dahinter sahen wir auch Bewegungen. Dort gingen Menschen auf und ab. An den Umrissen konnten wir erkennen, daß es sich bei ihnen um Frauen handelte.
    »Die Weiber aus London!« hauchte Ernie. »John, das sind die Frauen aus London.«
    »Vielleicht.«
    Er stieß mich an. »Los, laß uns gehen und nachschauen. Wir werden Celeste…«
    »Langsam, Ernie, langsam, nur nichts überstürzen. Rechne immer damit, daß sie uns erwarten.«
    »Dann hätten sie uns schon längst abgelangen. Die sind ahnungslos, glaub mir.«
    »Lieber nicht.«
    »Was willst du denn tun?« Er drehte mir sein Gesicht zu. In der Dunkelheit sah es weiß aus. »Hier hinter dem Geröll weiterhin warten?«
    »Keinesfalls. Nur hat Vorsicht nichts mit Angst zu tun, wie ich meine.«
    »Okay, du bist der Boß.«
    So fühlte ich mich zwar nicht, ließ ihn jedoch in seinem Glauben. Als positiv empfand ich es, daß die Bewohnerinnen keinerlei Wachen aufgestellt hatten. Sie fühlten sich sehr sicher. Die Häuser waren nicht auf dem höchsten Punkt der Insel gebaut worden. Der lag weiter hinten. Dafür standen sie in einer langgesteckten Schüssel oder Mulde, deren Hänge nur mehr sehr flach anstiegen.
    Deckung gab es für uns erst direkt an den Häusern. Wir bewegten uns geduckt voran und stellten sehr bald fest, daß sich zwischen den Bauten nicht nur Wege befanden, auch kleine Gärten, wo die Frauen einiges angebaut hatten.
    Sie ernährten sich autark, lebten also von dem, was die kleinen Felder hergaben.
    Der aus den Fenstern fallende Lichtschein reichte nicht sehr weit. Ungefähr eine Schrittlänge entfernt wurde er bereits von der Dunkelheit verschluckt.
    Ich lief schneller und erreichte als erster ein Haus. Dort preßte ich mich gegen die Wand und mußte noch den Kopf einziehen, weil ich sonst gegen das vorspringende Dach gestoßen wäre.
    Auch Ernie quetschte sich neben mich. Seine Augen leuchteten weiß, als er mich ansah. »Rammen wir die Tür ein?«
    »Noch nicht. Erst möchte ich sehen, wie viele Personen sich im Haus befinden.«
    »Das ist doch…«
    »Warte hier.«
    »Ja, ist gut.«
    Ich bewegte mich geduckt an der Breitseite des Hauses entlang. Bis zum unteren Rand des Fensters war es aus Steinen errichtet worden, danach folgten Holzbalken, ähnlich wie bei einem Blockhaus. Diese Frauen mußten tatsächlich wie die Irren geschuftet haben, um innerhalb eines Jahres so weit zu kommen.
    Dich neben dem Fenster blieb ich stehen. Ruhig füllte das rotgelbe Licht das Rechteck mit der Scheibe aus. Ich wollte von der Seite her in den Raum

Weitere Kostenlose Bücher