Lady Helenes skandaloeser Plan
dank
Ihnen
«, erwiderte Lady Hamilton das Kompliment. »Es geht doch nichts über eine Sensation, um einem Ball Glanz zu verleihen. Ich bin gekommen, um Ihnen zu danken, meine Liebe …«
Und so ging es weiter. Der Morgen verging unter ergötzlichen Gesprächen. Selbst Mrs Austerleighs gehässige Bemerkung, dass der Earl von Mayne nichts weiter sei als ein Wüstling, vermochte Helene nichts anzuhaben. Sie wusste so gut wie alle hier, dass Mrs Austerleigh sich glücklich schätzen konnte, die Aufmerksamkeit des Earls für einen Abend gefesselt zu haben. Damit hätte sie sich zufriedengeben sollen, anstatt sich darüber zu beschweren, dass er ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern war.
»Für mich ist er nur ein zuvorkommender Freund«, versicherte Helene. »Nicht mehr.«
»Aber Ihr Ehemann!«, kicherte Mrs Austerleigh. »Ist er auch ein zuvorkommender Freund? Man hätte mich mit einer Feder niederschlagen können, als ich Lord Godwin gestern Abend in den Ballsaal treten sah! Ich musste mich bei der lieben Patricia erkundigen, ob sie ihn auch wirklich eingeladen hatte. Denn ich fand es reichlich seltsam!«
»Rees und ich kommen gut miteinander aus«, sagte Helene vorsichtig.
»So sieht es aus!« Mrs Austerleigh lachte schrill. Doch ihr Lachen verstummte abrupt, als niemand anderes als der Erwähnte den Salon betrat.
Er ignorierte die Damen und steuerte, unhöflich wie stets, geradewegs auf Helene zu. Sie fand, dass sein Benehmen in einem ganz augenfälligen Kontrast zu dem des Earls von Mayne stand.
»Rees«, sagte sie und streckte ihm die Hand zum Kuss entgegen. Es war ein wenig seltsam, von seinen muskulösen Beinen unter dem Hosenstoff Kenntnis zu haben. Die Vorstellung brachte sie beinahe zum Kichern.
»Helene«, begann er, »ich muss …«
Erst jetzt schien ihm bewusst zu werden, dass fünfzehn Augenpaare ihn musterten. »Können wir vielleicht einen Moment unter vier Augen reden?«
»Dies ist leider wohl kaum der geeignete Zeitpunkt«, gab Helene hold lächelnd zurück. »Wenn du mir Nachricht schickst, könnten wir wohl einen Termin ausmachen, der uns beiden genehm ist … Vielleicht nächste Woche?« Er starrte sie finster an, vermutlich fand er, dass sie sich wie eine unverschämte Dienstmagd benahm.
Doch so war es nicht. Rees hatte gerade eine unerfreuliche Entdeckung gemacht, die nichts mit Dienstboten zu tun hatte. Er hatte, wieder einmal, vergessen, dass dies nicht mehr die Helene war, die er geheiratet hatte. Er schien dazu verdammt zu sein, diese Entdeckung wieder und wieder zu machen: Einst war sie ein hysterisches, neurotisches Mädchen gewesen, das leicht weinte. Doch in den letzten Jahren hatte Helene sich vollkommen verändert.
»Ich würde gern sofort mit dir sprechen«, beharrte er. Er drehte sich um und warf einen finsteren Blick auf die Damen, die miteinander tuschelten, die Teetassen auf halbem Wege zum Mund erhoben. Endlich stellte auch Lady Hamilton als Letzte ihre Tasse hin, sprang auf und murmelte hastig eine Entschuldigung. Die anderen Damen folgten ihr wie eine aufgescheuchte Hühnerschar, die vor einem Regenguss flüchtet.
»So«, sagte Rees befriedigt, als sie allein waren. Er ließ sich gemütlich auf einem der Sofas nieder. Vor ihm auf dem Tisch stand eine Tasse Tee, die offenbar noch nicht berührt worden war, also trank er kurzerhand daraus.
»Du bist widerlich«, stellte Helene fest und nahm ihm gegenüber Platz. »Ich hätte dir auch eine frische Tasse eingeschenkt, wenn du Tee haben wolltest.«
»Ich verabscheue Tee«, erwiderte er. Eigentlich klang sie gar nicht so wütend. Vielleicht musste man gelegentlich ehelichen Verkehr auf einer Couch vollziehen, um eine friedlich gesinnte Ehefrau zu haben. Rees hatte jedenfalls nichts dagegen, wenn es der Friedenssicherung in seinem Haus diente. Helene trug schon wieder eines dieser durchsichtigen Gewänder. Er konnte die lange Linie ihres Schenkels erkennen. Plötzlich wurde ihm die Hose zu eng.
»Warum bist du gekommen, Rees?«, fragte Helene.
»Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen«, erwiderte Rees freimütig. Er entdeckte noch zwei Gurkensandwiches auf einem Tablett und schlang sie hinunter. Immerhin war er seit fünf Uhr morgens auf den Beinen und hatte an dieser verdammten Orchesterfassung gearbeitet! Er stand kurz vor dem Verhungern, woran auch die Eier zum Frühstück nichts geändert hatten.
Ein Schweigen hatte sich auf sie gesenkt. Rees blickte auf. Helene sah belustigt aus.
»Du erwartest
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