Lady Helenes skandaloeser Plan
gewusst, dass ich deine Mitgift behalten kann, wenn wir uns wegen Ehebruch scheiden lassen? Womit willst du dann dein Kind großziehen, Helene?«
Langsam verließ sie der Mut, dennoch schob sie trotzig das Kinn vor. »Meine Mutter und ich werden eben weiterhin zusammenleben.«
»Aber ohne großzügige Unterstützung von mir!«, sagte er grimmig. »Als geschiedene Frau wirst du auf dem Land leben müssen. Das Witwengedinge deiner Mutter umfasst jedoch nur dieses Stadthaus. Du wirst dir also ein kleines Haus mieten müssen. Dein Kind wird die Gemeindeschule besuchen – falls es dort eine gibt und
falls
illegitimen Kindern mittlerweile der Schulbesuch erlaubt ist. Darauf würde ich mich nämlich nicht allzu sehr verlassen. Dein Sohn wird vermutlich von der Gesellschaft geächtet werden. Und wenn du eine Tochter bekommst, Helene? Wen soll sie später heiraten? Was für ein Leben soll sie führen?«
Sie starrte ihn an. Ihr Mund bildete eine schmale, harte Linie.
»So ein Leben wie deines, nehme ich an«, fuhr Rees unbarmherzig fort. »Sie wird an der Seite ihrer Mutter zur alten Jungfer werden. Viel Geld wird nicht da sein, und so richtig knapp wird es, wenn deine Mutter stirbt und ihr Witwengedinge auf den Cousin deines Vaters übergeht.« Ihm war nicht wohl bei dem, was er da tat. Helene hatte immer noch keinen Ton gesagt. Doch nun fiel Rees noch etwas Wichtiges ein, das ebenso niederschmetternd war.
»Und glaube ja nicht, dass Mayne einen Parlamentsbeschluss erwirken wird, um dich zu heiraten. Selbst wenn er dir bei deiner Scheidung zur Seite steht. Der Mann mag zwar wohlhabend sein, aber er hat mit den meisten Ehefrauen der Abgeordneten geschlafen, die im Oberhaus sitzen. Die warten ja nur darauf, dass irgend so ein unglücklicher Hahnrei den Mann erschießt, und glaube mir, der Täter wird ungeschoren davonkommen.«
»Warum?!«, stieß sie außer sich vor Zorn hervor. »Warum würdest du mir solche Grausamkeiten antun, Rees?«
»Weil ich will, dass du wieder in meinem Haus wohnst«, erwiderte er kühl. »Du bist meine Frau.«
»Ich bin nicht dein Eigentum!«
»Du bist meine Frau«, wiederholte er. »So einfach ist das. Du musst dir nur darüber klar werden, wie stark dein Wunsch nach einem Kind ist. Wir haben unsere Ehe gründlich verkorkst, können uns aber bestimmt lange genug zusammennehmen, um diese spezielle Aufgabe zu erfüllen.«
»Du willst nur, dass ich mich elend fühle«, protestierte Helene. »Du musst vollkommen von Sinnen sein, mir mit einem solchen Plan zu kommen! Nicht nur auf meinen Gefühlen trampelst du herum – auch mein Ruf wäre ruiniert!«
Als sie den verhassten Ruf erwähnte, wurde Rees von großem Groll erfasst. »Natürlich, dein guter Ruf geht dir ja über alles! Es bleibt abzuwarten, ob er wichtiger ist als dein Wunsch, ein Kind zu bekommen. Und darf ich dich darauf hinweisen, Helene, dass dein Ruf ebenso vernichtet wäre, wenn du ein uneheliches Kind von Mayne bekämst? Die gesamte Gesellschaft wird euch so scharf beobachten wie Falken, bevor sie auf das Mäusepärchen niederfahren.«
Sie schien auf ihrem Stuhl in sich zusammenzusinken. Rees fühlte sich scheußlich, ihm war zumute, als hätte er einen fliehenden Vogel verwundet. Er stand auf und wollte gehen, brachte es jedoch nicht fertig. Sie sah wie ein verwundeter Sperling aus – vielmehr ohne ihre langen Haare wie ein gerupfter Sperling.
»All dieser Schwulst erklärt immer noch nicht, warum du mich gleichzeitig mit dieser Frau im Haus haben willst«, sagte sie und schaute zu ihm auf. »Wenn du wirklich einen Erben willst, dann musst du sie vor die Tür setzen.«
»Nein.« Rees wusste, dass er stur war, doch es kümmerte ihn nicht.
»Du willst mich also zwingen, in diesem Haus der Sünde zu leben, weil du pervers bist. Du bist ein Teufel, Rees.«
»Es ist kein sündiges Haus«, sagte er schroff. Doch er spürte, wie er ein schlechtes Gewissen bekam. »Tom ist gestern überraschend eingetroffen. Wir haben also jetzt unseren hauseigenen Vikar.«
»Dein Bruder Tom? Was hält er denn von deinen häuslichen Verfügungen? Und hast du es überhaupt gewagt, ihm von deinem Vorhaben zu erzählen?«
Rees kräuselte verächtlich die Lippen. »Er hat sich so eine Art Erklärung zurechtgelegt: dass nämlich mein Vater im Grunde für meine Ausschweifungen verantwortlich sei. Lina schien ihn nicht sonderlich zu stören, aber er hat gesagt, unter den gegebenen Umständen würdest du niemals zurückkommen.«
»Da hat er
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