Lady Helenes skandaloeser Plan
auch wirklich sein Vater
ist
.«
»Das stimmt natürlich«, gab Gina zu.
»Und ich bin die Einzige von uns, die Ehebruch begangen hat«, fuhr Esme fort. »Deshalb weiß ich, wie widerlich einem danach zumute ist.«
»Das mag schon sein«, gab Helene zu, »aber mir ist es ebenso widerlich, mit Rees ins Bett zu gehen.«
Gina nagte verlegen an ihrer Unterlippe. »Du musst schon ein wenig mehr ins Detail gehen, Helene.« Helene schwieg. »Wirklich, das musst du. Ansonsten können wir nicht entscheiden, ob du zu Rees zurückkehren oder dich anderweitig umschauen solltest.«
»Sollte
ich
nicht diejenige sein, die das entscheidet?«, versetzte Helene. Doch dann lenkte sie ein. »Im Schlafzimmer wollte es einfach nicht klappen«, gestand sie achselzuckend. »Ich war angewidert, und er fand mich zu dünn. Auch nach dem ersten Mal kehrte der Schmerz wieder. Eigentlich hörte er erst nach Monaten auf, und bis dahin war uns beiden längst klar, dass unsere Ehe eine Katastrophe war.«
»Ach, du Ärmste«, sagte Gina und legte Helene die Hand auf den Arm.
»Damals war es natürlich quälend. Aber seither bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich der Sache nun mal nichts abgewinnen kann. Und ich kann nicht behaupten, dass ich darüber allzu traurig wäre.«
»Ich neige ja dazu, es der Ungeschicklichkeit deines Mannes zuzuschreiben«, sagte Esme.
»Ich auch«, nickte Gina.
Wieder zuckte Helene die Achseln. »Es lohnt nicht, darüber zu reden.«
»Du Ärmste«, sagte Gina wieder. »Nun, was mich betrifft, ich stimme für den Earl von Mayne. Warum sollte Helene gezwungen werden, ihren Mann um ein Kind anzubetteln? Rees lebt immerhin mit seiner Opernsängerin zusammen. Ich sage, er bekommt nur, was er verdient. Und ich glaube nicht, dass Helene in Lebensumstände zurückgezwungen werden sollte, die ihr nichts als Schmerz und Demütigung einbringen!«
»Das ist ja alles schön und gut«, meinte Esme, »aber ich halte Rees, auch wenn er im Bett unerfreulich ist – außerhalb übrigens auch –, dennoch für die bessere Wahl. Ich glaube einfach, dass Helene sich in ihrer Haut wohler fühlen wird, wenn ihr Sohn wirklich ein Earl von Godwin
ist
und kein illegitimer Spross. Und wenn wir ein wenig in die Zukunft blicken, was wird dann aus deinem Sohn, Helene? Wie wäre ihm zumute, wenn er wüsste, dass er, obgleich er den Namen Godwin trägt, in Wahrheit ein unehelicher Nachkomme des Earls von Mayne ist?«
»Vielleicht bekomme ich ja ein Mädchen«, machte Helene geltend.
»Tatsache ist doch«, fuhr Esme fort, »dass mein William den Titel Lord Rawlings von Miles geerbt hat, obgleich er Sebastians Kind ist. Mir geht es mit diesem Wissen nicht sehr gut, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass Miles mir vergeben hätte. Aber es bedeutet auch, dass Sebastians Erstgeborener eben nicht
seinen
Titel erbt … Es ist alles furchtbar kompliziert.«
»Ich hatte ganz vergessen, dass auch du in so ein Titel-Durcheinander verwickelt warst, Esme«, sagte Gina.
»Zum Glück ist Simon Darby, der Miles beerbt hätte, so reich, dass er sagt, er würde auf Erbe und Titel pfeifen. Eigentlich trifft es wohl Sebastian am härtesten.«
»Miles war ein guter, anständiger Mann«, sagte Gina. »Und das Gleiche gilt für Sebastian. Aber nicht für Rees. Oh, natürlich ist er kein Mörder oder Verbrecher. Aber ich finde nicht, dass er unser Mitgefühl verdient, wo er Helene doch so schlecht behandelt hat. Er hat sie immerhin aus ihrem eigenen Haus geworfen!«
»Können wir nicht das Thema wechseln?«, fragte Helene müde. »Das Problem ist, zumindest im Moment, rein hypothetisch.«
»Habe ich dir schon gesagt, wie schön ich deine Frisur finde?«, fragte Gina. »Und nimmst du Lampenruß für die Wimpern? Auf dem Gebiet bin ich nämlich Expertin. Das Beste für die Wimpern ist Harz. Es ist selten, aber in Haymarket kannst du es kaufen.«
Sie vernahmen ein Klopfen. »Die Stunde ist um, Mylady«, verkündete Harries. Er trug ein Tablett mit Visitenkarten. »Vierundzwanzig Besucher waren da und haben ihre Karte abgegeben, und ein weiterer ist soeben eingetroffen. Soll ich ihn hereinführen?«
»Wer ist es denn?«, fragte Helene.
»Der Earl von Mayne.«
»Natürlich!« Gina klatschte in die Hände.
Als Harries ging, um den Besucher zu holen, drängte Esme: »Du solltest unbedingt weiter mit Mayne flirten. Rees scheint auf Konkurrenz anzuspringen. Siehe gestern Abend!«
»Was soll mit gestern Abend gewesen sein?«, fragte Helene und überlegte, ob
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