Lady Helenes skandaloeser Plan
den Deckakt ebenso gut gleich hinter uns bringen«, knurrte er. »Ich muss ohnehin die ganze Nacht aufbleiben, um die Partitur umzuschreiben.«
Helene biss sich auf die Lippen. Sie hatte eine wunderbar volle Unterlippe, fiel ihm mit einem Mal auf, als sähe er sie zum ersten Mal.
»Bist du sicher, dass du jetzt willst?«, fragte sie zögernd. »Wir können auch einen Tag warten.«
Plötzlich war er sicher, dass er wollte. »Es ist am besten, gleich damit anzufangen, denn wir wollen ja vorankommen.« Er schritt bereits zur Tür. »In meinem Zimmer?«
»Auf keinen Fall!«, protestierte Helene und eilte hinterdrein. Sie würde es keinesfalls in einem Zimmer tun, wo die, wenn auch noch so geringe, Möglichkeit bestand, dass Lina sie hören konnte. »Wir gehen in mein Zimmer.«
Kurz darauf standen sie in Helenes Schlafgemach und betrachteten zweifelnd das schmale Bett. »Es ist auch nicht schmaler als das Sofa in Lady Hamiltons Haus«, bemerkte Helene ein wenig unsicher. Gemeinsam mit Esme zu planen, dass sie ein Mal pro Tag mit ihrem Ehemann schlafen sollte, war die eine Sache. Wenn er jedoch leibhaftig neben ihr stand, eine ganz andere. Helene verspürte ein merkwürdiges Zwicken im Bauch.
»Es muss eben auch so gehen«, knurrte Rees und nahm seine Krawatte ab. Einen Augenblick später stand er bereits im Hemd da. Helene schaute ihm einigermaßen fasziniert zu. Seine Beine waren so muskulös wie in ihrer Erinnerung an den Abend in Lady Hamiltons Musikzimmer. Es war beinahe hypnotisierend, das Spiel seiner Muskeln in den Oberschenkeln zu beobachten.
»Wie hältst du dich eigentlich in Form?«, fragte sie.
»Ich marschiere immer viele Meilen zwischen den Klavieren hin und her. Willst du dich nicht ausziehen?«
»Du hast doch auch noch dein Hemd an«, entgegnete sie.
»Ich dachte, es wäre dir lieber so.«
»Warum?« Helene überlegte, ob die Hemdfrage etwas war, über das sie Bescheid wissen müsste. Vielleicht behielten Gentlemen dabei stets das Hemd an.
»Du magst doch meine Brustbehaarung nicht«, erklärte Rees.
»Oh«, machte Helene, »das hatte ich ganz vergessen.« Wie außerordentlich unhöflich sie damals gewesen war! Sie war so verletzt gewesen, dass sie alles gesagt hätte, nur um ihm wehzutun. »Es tut mir leid, wenn ich mich unangemessen geäußert habe«, fuhr sie fort. »Ich bin wohl sehr grob gewesen.«
Rees stand mitten im Zimmer wie ein Dschungel-Raubtier und musterte sie eingehend. »Das macht nichts. Ich bin nicht mit meinem Brusthaar verheiratet. Willst du dich denn nicht entkleiden, Helene?«
»Ich kann dieses Kleid nicht ohne Hilfe ablegen«, sagte sie, drehte ihm den Rücken zu und zeigte ihm die zierliche Reihe Perlenknöpfe.
Rees begann, die Knöpfe zu lösen. Helene spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. Sie trug keine Chemise. Rees käme gewiss nicht auf die Idee, dass Helene –
seine
Helene – es wagte, weder Unterkleid noch robustes Korsett zu tragen. Mit jedem Knopf legte er mehr von ihrer Haut frei, einer Haut von der Farbe frisch gefallenen Gebirgsschnees, eine Haut, die so rein und zart war wie eine Babywange.
Seine Hände, stellte Rees plötzlich fest, zitterten beim Aufknöpfen. Es war geradezu absurd, erregt zu sein, wenn man mit der eigenen Frau schlafen wollte. Von der man überdies getrennt lebte. Und der Akt kein anderes Ziel hatte als die Zeugung von Nachkommen. Als das Kleid weit genug aufgeknöpft war, schob er es leicht nach vorn und es rutschte von ihren Schultern.
»Du hast einen wunderschönen Rücken, Helene«, stieß er hervor – und stellte fest, dass er heiser war. Offenkundig hatte er zu lange Linas Körper entbehrt, dass ihn ein schlanker Rücken dermaßen erregen konnte. Doch da war diese köstliche Rundung, und seine Hände drängten danach, an ihr entlangzugleiten … tiefer und tiefer.
Helene wusste nicht, was sie von Rees’ Kompliment halten sollte. Vergangene Woche hatte er gesagt, sie habe schöne Beine, und nun sollte sie auf einmal auch einen schönen Rücken haben? Sie presste sich das Kleid vor die Brust. Doch ewig konnte sie ihre Brüste nicht bedeckt halten.
Also drehte sie sich entschlossen um und ließ das Kleid zu Boden fallen. Sollte er doch ruhig ihre Brust sehen!
Einen Augenblick stand er reglos da, zog nur scharf den Atem ein. In seinen Augen lag ein Ausdruck, der Helene ein wenig beruhigte. Es war doch nur Rees, ihr Mann! Wovor sollte sie Angst haben? Sie ging zum Bett und setzte sich mit
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