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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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vermisst ihren Liebhaber, Hauptmann Charteris. Ich singe es dir mal vor, ja? Fen hat ein tolles Libretto geschrieben.«
    Rees besaß eine tiefe, flüssige Singstimme, die ebenso wenig zu seiner brummigen Sprechstimme passte wie seine schlanken Finger zu dem Rest seines stämmigen Körpers. »
Derweil ich warte voller Sehnsucht/Dass mein Liebster wieder erscheint
«, sang er, »
Will mir scheinen jeder Augenblick/Wie ein Jahr und voller Pein

    »Der schwülstige Fen«, bemerkte Helene belustigt. »Rutsch mal ein Stück, Rees.« Sie nahm auf der Klavierbank Platz und drückte ihn mit der Hüfte beiseite. »Wie wäre es, wenn du bei
wieder erscheint
eine aufsteigende Tonleiter verwendest und bei
voller Pein
eine fallende?« Sie spielte es ihm vor.
    Rees schien wenig überzeugt. »Das klingt nicht sehr wehmütig.«
    »Ihre Stimme muss von Sehnsucht erfüllt sein und nicht so klingen, als ob sie Leibbinden zählen würde. Hör zu«, und sie sang zur Klavierbegleitung.
    Rees rückte beiseite, sodass Helene Armfreiheit hatte, doch ihre Hüften berührten einander noch. Ihre Hüften gefielen ihm. Ebenso ihre neue Art, sich zu kleiden. Wer hätte gedacht, dass Helene so sanfte, aber sinnliche Kurven besaß? Er hatte sie als eckig, ja fast knochig in Erinnerung. Doch eigentlich war es eher so, dass andere Frauen neben ihr viel zu üppig wirkten.
    Helene hatte zu singen aufgehört. »Entschuldige«, sagte er. »Könntest du es noch mal singen?« Sie sah ihn erstaunt an. Auch das war interessant. Sie war groß genug, um ihm gerade in die Augen zu schauen, wenn sie nebeneinander saßen. Und ihre Augen hatten eine merkwürdige Farbe, eine Art Grau, das teilweise in Grün überging. Katzenaugen.
    »Hör besser zu, Rees«, mahnte sie mit Belustigung im Blick.
    Sie wiederholte die Verse. »So ist es besser«, gab Rees zu. Die Musik nahm seine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz in Anspruch. »Meiner Meinung nach passt die aufsteigende Tonleiter aber nicht dazu.«
    »Du willst doch den Eindruck erwecken, dass sie Sehnsucht hat«, beharrte Helene. »Es muss deutlich werden, dass sie sich danach sehnt, ihren Hauptmann wiederzusehen.«
    »Vielleicht empfindet sie gar nicht so große Sehnsucht«, brummte er und trug die Noten ein, die sie vorgeschlagen hatte.
    »Warum dann überhaupt ein Lied für sie schreiben?«, meinte Helene achselzuckend.
    Rees hielt inne. Warum, in der Tat? Das war im Grunde das Problem der ganzen Oper. Sie sollte im kommenden Jahr die Spielsaison eröffnen, und er hatte bislang nicht mehr als fünf Takte vernünftiger Musik komponiert.
    »Weil sie meine Heldin ist«, antwortete er und strich die Noten so heftig durch, dass er das Blatt zerriss.
    »Das habe ich mir bereits gedacht. Deine Heldinnen sind ja immer sehr junge und sehr verliebte Prinzessinnen.«
    »In meiner Oper gibt es zwei Heldinnen. Und eine ist ein Quäkermädchen, keine Prinzessin. Aber Prinzessinnen sind nun mal in Mode«, sagte er. »Verdammt, Helene, musst du eigentlich immer so kritisch sein?«
    Sie blinzelte verblüfft. Sie hatte so schöne Augen. Eigentlich eher wie ein ruhiger, gold-grün gesprenkelter Bach.
    »Ich wollte deine Oper nicht verunglimpfen«, beteuerte Helene. »Es tut mir leid, Rees. Du selber sprichst so abfällig über sie, dass ich mir unerlaubterweise die Freiheit genommen habe.«
    »Wenn jemand Kritik üben darf, dann bist du es«, sagte er niedergeschlagen. »Ich weiß ja, dass es ein armseliges Machwerk ist.«
    »Sollen wir uns morgen wieder damit befassen?«
    »Müssen wir wohl. Aber es ist wie der Versuch, Pferdemist in Gold zu verwandeln.«
    »So schlecht ist die Oper nicht!«, rief Helene. »Hier zum Beispiel sehe ich eine sehr hübsche Melodie.« Und sie spielte das Stück.
    »Erkennst du es denn nicht?«, fragte Rees. »Das ist aus Mozarts
Apollo und Hyacinth
. Ich hab sie geklaut. Hier steht keine einzige Melodie, die das Papier wert ist, auf dem sie geschrieben ist«, sagte er und deutete zornig auf den Blätterstapel, der auf dem Klavier lag. »Ist alles nur Gewäsch!«
    Helene legte ihm eine Hand auf den Arm. Er schaute darauf. Sie besaß die zarten Finger des wahren Musikers, nicht die eines Pfuschers, wie er einer war.
    »Das möchte ich doch stark bezweifeln«, sagte sie.
    »Du kannst es ruhig glauben, weil es nämlich wahr ist!«, blaffte er und erhob sich. Er schritt quer durchs Zimmer, doch die Blätter, die er dabei aufwirbelte, störten ihn so sehr, dass er jäh stehen blieb. »Ich denke, wir können

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