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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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hörte sie ab und an einzelne Töne, es stimmte also, als er sagte, er werde die ganze Nacht an seiner glanzlosen Partitur arbeiten müssen.
    Endlich gab Helene jeden weiteren Gedanken an Schlaf auf und streifte ihren Morgenmantel über. Konnte er mit ihr nicht ebenso umgehen wie mit anderen Frauen? Behutsam stieg sie die Treppe hinab, denn das glatte Holz war schlüpfrig unter ihren bloßen Zehen. Jede Stufe der alten Treppe war ein wenig durchgetreten, mutmaßlich von den Füßen einstiger Hollands, die ungeduldig zu den Schlafzimmern ihrer Frauen hinaufgestürmt waren.
    Vor dem Musikzimmer hielt sie kurz inne. Er arbeitete immer noch am gleichen Stück, doch nun klang es ein wenig spannender. Endlich öffnete sie die Tür. Sogleich blickte Rees auf und starrte sie an. Die einzige Beleuchtung im Zimmer rührte von zwei Kerzenleuchtern auf dem Klavier. Seine Haare waren zerzaust, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er wirkte vollkommen mutlos und erschöpft.
    Helene verwarf den Einfall, sogleich zur Tat zu schreiten. »Kann ich dir helfen?«, erkundigte sie sich und band im Nähergehen den Gürtel ihres Morgenmantels fester.
    Er schüttelte den Kopf, als müsse er sich besinnen, wo er war. »Ich glaube, es wird allmählich.« Er spielte die Phrase, die Helene von draußen vernommen hatte. »Was hältst du davon?«
    »Es gefällt mir.« Schon ein wenig selbstbewusster als beim letzten Mal schob sie ihn auf der Bank zur Seite. »Wie wäre es, wenn die Melodie auf D in Alt enden würde? Kann deine Sopranistin einen so hohen Ton singen?« Sie spielte das Stück. »Du könntest an dieser Stelle A-natürlich Moll verwenden und dann entweder zum hohen oder tiefen D gehen.«
    »Lieber Ersteres«, sagte Rees. »Mit der Triole klingt es ein wenig schwülstig, aber dieser Mollakkord gefällt mir gut.« Er schob ihre Hände fort und spielte selber. »Sehr schön! Du warst schon immer die bessere Musikerin, Helene.«
    »Nein«, widersprach sie. »Du
komponierst
– während ich lediglich mit Noten jongliere. Richtige Musiker verschwenden nicht Monate damit, Beethoven für vier Hände zu setzen. Sie komponieren ihre eigenen Werke, wie du es tust.«
    Mit einem leisen Klappern schloss er den Deckel über der glänzenden Tastatur. »Ich bringe doch nur Unsinn zustande, Helene. Und du hast das schon zu Beginn unserer Ehe gewusst, bevor ich meine erste Oper auf die Bühne gebracht hatte. Du hast gesagt, ich würde lediglich dürftige Duette zustande bringen, und meine Akkorde entbehrten jeder Spannung.«
    »Das habe ich nie gesagt!«, beteuerte Helene bestürzt. »Ja, nicht einmal gedacht! Vergangenes Jahr zum Beispiel, als der
Weiße Elefant
aufgeführt wurde, hat mir zwar nicht alles gefallen, aber dennoch gab es Teile, die meiner Meinung nach brillant waren.«
    Wieder war Rees die widerspenstige Locke über die Augen gefallen. Er stützte sich auf den Deckel des Klaviers und grinste sie ironisch an. »Ich kann dir haargenau aufzählen, was dir alles am
Elefanten
nicht gefallen hat. Die Tenorarie im ersten Akt, das Duett von Oboe und Klarinette im dritten Akt und die Molltonleiter, mit der das Finale eingeleitet wurde.«
    »Das stimmt«, sagte Helene, »wie ich dir bereits letztes Jahr gesagt habe. Aber die Ausarbeitung der Charaktere war hervorragend. Das wiederholte Pianissimo-F in der Arie des Herzogs war wunderbar. Der Tumult während des Sturms, als der Elefant sich losgerissen hatte, war genial in Szene gesetzt. Und das Duett der Mezzo-Soprane war ein Geniestreich, ganz London war dieser Meinung.«
    Ein selbstironisches Lächeln lauerte in der Tiefe seiner Augen. »
Du
aber nicht.«
    »Ich dachte nicht …« Sie brach ab. »Ich hätte es dir wohl sagen sollen. Aber ich habe gedacht, dir liegt nichts an meiner Meinung.«
    »Haben Sie dir wirklich gefallen, diese hohen Pianissimo-F?«
    Helene nickte. »Sie waren gewagt – aber der perfekte Ausgleich zum zweiten Teil der Arie.«
    »So habe ich das noch gar nicht gesehen. Aber hast du auch die Kritik in der
Gazette
gelesen?«
    »Von Giddleshead, und der ist ein Ignorant«, sagte Helene verächtlich.
    Allmählich glomm ein zufriedenes Lächeln in Rees’ Augen auf. »Er fand die Arie nämlich scheußlich.«
    »Umso mehr ein Beweis für seine Ignoranz.« Verwirrt setzte sie hinzu: »Dir liegt also an meiner Meinung?« Sie las die Antwort in seinen Augen. Und deshalb war es nun an der Zeit, den falschen Stolz abzulegen, jetzt und hier, im dämmerigen Musikzimmer, wo sein Haar

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