Lady Ilianas lustvolles Spiel
wirbelte Angus herum und bemerkte angewidert, wie müde sein Sohn aussah. „Wohl nicht genug Schlaf bekommen, wie?“
Duncan zog verwundert die Augenbrauen hoch, da sein Vater sehr spöttisch geklungen hatte. Trotzdem nickte er. „Ich war fast die ganze Nacht auf.“
„Jawohl. Iliana sagte es mir bereits, du Lüstling!“ brauste er auf. „So erschöpft, wie sie war - konntest du sie da nicht wenigstens mal für eine Nacht in Ruhe lassen?“ Damit drehte er sich um und stürmte zu den Tischen hinüber. Duncan sah ihm fassungslos nach.
„Mylady! “ Besorgt sah der Koch Iliana an. „Seid Ihr heute Morgen wohlauf? Vielleicht hättet Ihr noch gar nicht aufstehen dürfen.“
„Vielen Dank für dein Mitgefühl, Elgin, aber es geht mir gut. Ich war gestern Abend nur erschöpft. Heute fühle ich mich viel besser“, versicherte sie und lächelte. „Ehrlich gesagt, mache ich mir eher Gedanken um dich und deine Gefühle.“
„Meine Gefühle?“ Er schien überrascht.
„Ja. Da hast du eine der besten Mahlzeiten gezaubert, die ich je genossen habe - und ich habe meine Anerkennung recht erbärmlich zum Ausdruck gebracht, fürchte ich.“
Er errötete vor Freude, schüttelte aber den Kopf. „Keine Sorge, Mylady, ich habe das schon verstanden.“
„Nein, nein. Du hast dir große Mühe mit dem Essen gegeben, Elgin, und es war köstlich. Ich freue mich bereits auf den heutigen Abend. Wenn das Mahl auch nur halb so gut ist wie gestern, wird es ein großer Erfolg sein.“
„Vielen Dank, Mylady, das ist sehr freundlich von Euch.“ Er zögerte. „Mylady, ich frage mich ...“
Iliana zog die Brauen hoch. „Ja?“
„Nun ..." Er sah an sich herab, kratzte an einem der vielen Flecken auf seinem Plaid und seufzte. „Ebba hat gestern von dem Koch Eurer Mutter erzählt, und sie sagte, er hätte ... nun ja, eine schöne Kochmütze und eine Schürze gehabt, um seine Kleidung zu schonen, und da dachte ich ... “
„Du brauchst gar nicht so weiterzusprechen“, unterbrach Iliana ihn und bemerkte zum ersten Mal, wie schmutzig sein Plaid war. „Sobald der Händler kommt, werden wir Tuch kaufen, um dir eine richtige Schürze daraus zu nähen. Bis dahin finden wir vielleicht irgendetwas anderes Brauchbares.“ Ihr Blick fiel unwillkürlich auf das blutbefleckte Laken über dem Geländer der Galerie. Es hing dort nun schon seit ihrer Hochzeit, und sie würde froh über einen Vorwand sein, es zu entfernen. Den Fleck herauszuschneiden und eine Schürze daraus zu nähen, war durchaus ein passender Vorwand. „Ja“, meinte sie entschlossen. „Noch heute werden wir etwas finden.“
„Danke, Mylady.“ Elgin strahlte über das ganze Gesicht. „So, und nun solltet Ihr Euch zu Tisch setzen, und ich bringe Euch ein paar leckere Pastetchen. Ihr müsst wieder zu Kräften kommen.“
Lächelnd nahm Iliana ihren Platz ein, in Gedanken bereits mit einem neuen Problem beschäftigt. Der Zustand von Elgins Plaid hatte sie daran erinnert, dass sie für alle neue Plaids besorgen wollte. Sie hatte nur wenige von den Goldmünzen, die ihre Eltern ihr geschenkt hatten, für die Gewürze ausgegeben. Den Rest wollte sie nun dafür verwenden, dass ihre Leute anständig eingekleidet wurden. Sie war so vertieft in ihre Überlegungen, dass sie nicht merkte, wie wütend Angus seinen Sohn ansah. Ebenso wenig fielen ihr die teils vorwurfsvollen, teils misstrauischen Blicke auf, die ihr Gemahl ihr zuwarf, ganz so, als träfe sie die Schuld an der Feindseligkeit seines Vaters. Als sie ihr Frühstück beendet hatte und aufstehen wollte, war sie immer noch so geistesabwesend, dass sie auf Duncans Bitte hin, mit ihr reden zu dürfen, nur freundlich lächelnd nickte und davonging. Aufgebracht sah er ihr nach.
„Wie viele von was?“
Iliana versuchte, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen und zwang sich, Cailean Cummins anzulächeln, auch wenn ihr der Rauch seiner Pfeife unangenehm in die Nase stieg. Sie hatte fast eine halbe Stunde gebraucht, um herauszufinden, wo die Plaids hergestellt wurden, und noch einmal fünfzehn Minuten, bis sie den Verantwortlichen aufgespürt hatte. Die Begegnung mit diesem Mann war eine einzige Enttäuschung gewesen.
Cailean Cummins, Elgins Cousin, war unwirsch, gereizt und schätzte es offenbar ganz und gar nicht, mit weiblichen Wesen zu verhandeln. Das hatte er deutlich gezeigt, indem er jede ihrer Fragen mit einer Gegenfrage beantwortet hatte. Auch hätte sie schwören können, dass er ihr den Pfeifenrauch
Weitere Kostenlose Bücher