Lady Ilianas lustvolles Spiel
hättet Ihr gewusst, dass vom Augenblick unserer Eheschließung an all Euer Eigentum in meinen Besitz übergegangen ist. Alles. “
„Ich ...“ Iliana errötete. Natürlich kannte sie dieses ärgerliche Gesetz. „Ihr habt selbst gesagt, das Essen sei besser geworden“, verteidigte sie sich.
„Ja.“ Er nickte mit ernster Miene. „Elgin hat große Fortschritte gemacht.“
„Und Eure Leute haben Lumpen getragen. Eine Schande.“
„Eine Schande für wen? Sie haben sich nie beklagt.“ „Vielleicht nicht, aber bedenkt nur, wie freudig sie ein Bad genommen haben, um die neuen Plaids tragen zu dürfen.“
„Ihr habt sie dazu gebracht zu baden, ehe Ihr ihnen diese , Geschenke' ausgehändigt habt?“ zischte er, und Iliana merkte, dass sie erneut errötete. Dann runzelte sie die Stirn und hob trotzig das Kinn. Sie hatte richtig gehandelt. Es war Unsinn, ungewaschen ein sauberes Plaid anzulegen.
„Die Einzigen, die gebadet haben, um ein Plaid zu bekommen, waren die Frauen“, sagte er ruhig, wie zu sich selbst. „Und sie sehen sehr hübsch aus.“
„Und was ist daran verkehrt?“ wollte sie wissen.
„Nichts. Solange sie nicht vergessen, dass es vor allem darauf ankommt, wie es in ihrem Innern aussieht. Ein ,schmutziger' Mann ist mir allemal lieber als ein sauberer, aber hohlköpfiger Feigling.“
Ilianas Augen verengten sich. Sie hatte das vage Gefühl, dass er sich damit auf sie bezog. Sie war kein Feigling. Hatte sie nicht drei Mal versucht, Greenweld zu entfliehen? Hatte sie nicht immer wieder brutale Schläge, ja, vielleicht sogar den Tod riskiert, um ihre Mutter zu retten? Doch als sie ihrem Gemahl dies sagte, schien er nicht sonderlich beeindruckt.
„Ihr solltet vielleicht einmal überlegen, wofür Ihr in Wirklichkeit so viel riskiert habt“, war alles, was er darauf erwiderte.
„Was meint Ihr damit?“ fragte sie misstrauisch.
„Ich meine, vermutlich habt Ihr das nicht nur für Eure Mutter getan, sondern auch für Euch. Ihr scheint die veränderten Lebensumstände nicht gut verkraften zu können.“
„Das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe!“ fuhr Iliana ihn hitzig an.
„Tatsächlich?“ erwiderte er ruhig. „Jedes Mal, wenn Ihr hier etwas getan habt, habt Ihr Wildwood als Begründung vorgeschoben. Ihr wollt die Burg und die Leute so sauber wie Wildwood. Ihr wollt Kräuter und Gewürze wie auf Wildwood. Und sogar Elgin sieht inzwischen aus wie der Koch Eurer Mutter.“ Unsicher runzelte Iliana die Stirn, doch dann lächelte sie siegessicher. „Und was ist mit Euch? Ich habe ...“
„Auch auf Wildwood keinen Mann im Bett gehabt, genau wie hier. Ihr seid immer noch rein und unberührt wie frisch gefallener Schnee.“ Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal zu ihr um. „Wenn Ihr beschlossen habt, endlich erwachsen zu werden und Veränderungen als Teil des Lebens zu akzeptieren, könnt Ihr mich gern fragen, warum ein sauberes Plaid ungesund ist, warum wir so selten baden, ja, vielleicht sogar, warum wir unser Essen so wenig würzen. Es gibt Gründe. Genauso wie es einen Grund gibt, warum Ihr nicht wie eine richtige Ehefrau das Bett mit mir teilen wollt. Es gibt immer Gründe, und meistens haben sie mit dem Offensichtlichen nur wenig zu tun.“ Iliana sah, wie sich die Tür hinter ihm schloss, und ließ sich seufzend auf das Bett fallen.
Bedrückt schaute Iliana auf das Nähzeug in ihren Händen. Sonst hatte diese Tätigkeit sie meist beruhigt, aber nicht am heutigen Abend. Nichts schien ihr jetzt Ruhe spenden zu können. Immer wieder hallten Duncans Worte in ihr nach. Hatte er Recht? Scheute sie Veränderungen? Es stimmte, sie hatte versucht, diesen Ort und diese Menschen Wildwood ähnlicher zu machen. Doch das geschah nur, weil... Nun, weil es eben besser war, sauber zu sein und saubere Kleidung zu tragen, oder etwa nicht? Und gegen schmackhaftes Essen war doch ganz sicher auch nichts einzuwenden.
Sie sah zu Seonaid, die ihr gegenüber auf dem Stuhl saß. Angus hatte beim Abendessen verkündet, seine Tochter solle nach dem Mahl noch bleiben, damit Iliana sie in ein paar hausfraulichen Fertigkeiten unterweisen konnte. Sie hatte die letzte Stunde damit zugebracht, dem Mädchen beizubringen, wie man einen einfachen Stich machte, aber Seonaid schien nicht zu verstehen, was ein kleiner Stich war, ganz gleich, wie oft Iliana es ihr auch zeigte. Sie hatte den Verdacht, dass Seonaid sich absichtlich begriffsstutzig gab.
Ihr Blick fiel auf das abgenutzte alte Plaid, das
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