Lady Ilianas lustvolles Spiel
Wams von Lord Sherwell“, unterbrach Ebba sie, die in dieselbe Richtung geblickt hatte. „Lord Sherwell wünschte Lord Dunbars Plaid, also bestand Lord Angus darauf, einfach mit ihm zu tauschen.“
„Warum wollte Lord Sherwell denn das Plaid haben?“
„Um zu zeigen, dass er ein Freund der Dunbars ist. Dadurch kann er sicherer durch die Länder reisen, die im Frieden mit den Dunbars sind.“
„Tatsächlich?“ bemerkte Iliana interessiert, doch dann schob sie diese Gedanken beiseite, denn Elgin betrat die Halle, und ihr fiel wieder ein, warum sie nach unten gekommen war. „Meine Mutter möchte heute Abend mit uns in der Halle speisen.“ Sie sah, wie Ebba das Gesicht verzog, und nickte. „Ich weiß. Ich habe ihr gesagt, sie solle ruhen, aber sie will nicht auf mich hören. Wenn ihr Bein wirklich gebrochen wäre, wie wir anfangs vermutet hatten, müsste sie im Bett bleiben. Aber so wünscht sie jetzt ein Bad.“
„Ich werde mich darum kümmern“, murmelte Ebba.
Iliana dankte ihr und eilte wieder nach oben. Sie hatte sich gescheut, das Zimmer überhaupt zu verlassen, doch als sie gesehen hatte, dass die Galerie menschenleer war, hatte sie den Mut gefasst, sich auf die Suche nach Ebba zu machen. Schon seit zwei Tagen war die Galerie verwaist gewesen. Die drei neuen Räume, die Duncan geplant hatte, waren fertig. Im oberen Stockwerk gab es nun sechs Räume, eine doppelt so lange Galerie wie vorher und ein neues Geländer. Iliana wollte sich die Zimmer noch ansehen, aber jetzt hatte sie zu große Angst, Duncan dabei über den Weg zu laufen. Daher kehrte sie nun eilig zu ihrer Mutter zurück, um ihr beim Baden und Ankleiden zu helfen.
„Du hast Glück, meine Tochter, dein Koch ist exzellent. Ich glaube nicht, dass Jean-Claude dieses Mahl besser gelungen wäre.“ Lady Wildwood sprach absichtlich lauter, damit Elgin sie hören konnte. Wie erwartet, platzte er fast vor Stolz über dieses Lob und strahlte über das ganze Gesicht.
Das Abendessen war durchaus angenehm verlaufen. Elgin hatte sich mit dem Mahl selbst übertroffen. Lord Angus, der sein neues goldenes Wams trug, hatte sich alle Mühe gegeben, ihrer Mutter das Gefühl zu vermitteln, dass man sie hier warmherzig willkommen hieß. Während des Essens hatte er ihr sogar ganz unverhohlen den Hof gemacht. Eigentlich überraschte Iliana das nicht. Ihre Mutter war eine attraktive Frau, trotz der Blutergüsse, die langsam verblassten. Und als sie sah, wie ihre Mutter anmutig errötete bei seinen Komplimenten, da hätte Iliana Lord Angus am liebsten vor lauter Dankbarkeit einen Kuss auf die Wange gegeben. Seit ihrer Ankunft war ihre Mutter so erschreckend blass gewesen, dass Iliana ihre zart geröteten Wangen jetzt mit großer Erleichterung wahrnahm. Entspannt hatte sie sich zurückgelehnt und der Unterhaltung zugehört, in die ihre Mutter, Lord Angus und Duncan vertieft waren.
Als sie und Lady Wildwood zum Essen nach unten gekommen waren, hatten schon alle Platz genommen. Duncan hatte zwischen seinem Vater und seinem Cousin Allistair gesessen, seine Aufmerksamkeit galt jedoch allein Lord Angus, der gerade mit seinem Sohn sprach. Nur Allistair hatte ihre Ankunft offenbar bemerkt. Er hatte die Männer sofort gebeten, ein Stück zu rutschen, um so Platz zwischen sich und Duncan zu schaffen.
Seit dem Vorfall in der Vorratskammer hatte Iliana ihren Gemahl nicht mehr gesehen, und sie war auch jetzt nicht erpicht darauf gewesen, ihm gegenüberzutreten. Also hatte sie sich hastig neben Allistair gesetzt, so dass ihre Mutter neben Duncan Platz nehmen musste. Während der gesamten Mahlzeit hatte sie sich scheinbar völlig auf ihr Essen konzentriert, tatsächlich jedoch hatte sie die Gespräche genau verfolgt.
Wieder einmal entdeckte sie dabei an ihrem Gemahl ganz unbekannte Seiten. Ihrer Mutter gegenüber verhielt er sich mit ausgesuchter Höflichkeit, ja, beinahe Ritterlichkeit. Auch hatte er mit ihrer Mutter viel offener geredet als je mit ihr selbst. Er erzählte ihr unter anderem, dass die neuen Räume nicht nur fertig ausgebaut, sondern auch schon möbliert waren und dass die Männer längst wieder an der Burgmauer weiterarbeiteten. Des Weiteren hatte Iliana erfahren, weshalb sich plötzlich so ungewohnt viele Männer im Bergfried aufhielten. Offenbar waren eine ganze Reihe von ihnen als Söldner unterwegs gewesen und nun nach Hause zurückgekehrt. Bei den vielen Menschen, die jetzt den Bergfried bevölkerten, konnte Iliana Duncans Wunsch, die Burg zu
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