Lady Ilianas lustvolles Spiel
fest. Errötend sah Iliana ihn an. „Ach, Mylord. Ich ... ich wollte nur ... Meine Mutter ist aufgewacht und hat Hunger“, stammelte sie verlegen und wich einen Schritt zurück. „Ich wollte ihr nur ein wenig Brühe holen und ...“
„Und mein lüsterner Sohn hat Euch schon wieder nachgestellt“, beendete er ihren Satz mit dumpfer Stimme und streckte vorsichtig die Hand aus, um ihr Gewand zu ordnen. Iliana sah an sich herab und stellte errötend fest, dass ihr Ausschnitt immer noch verrutscht war, und zog ihn hastig zurecht. „Geht nach oben, Kind, und setzt Euch zu Eurer Mutter. Elgin bringt die Brühe gleich. Ich habe inzwischen ein Wörtchen mit meinem Sohn zu reden.“
Iliana nickte erleichtert und lief an ihm vorbei zur Treppe. Duncan brüllte weiterhin nach ihr, selbst dann noch, als sein Vater bereits auf ihn einsprach.
14. KAPITEL
„Findest du nicht, du hast dich lange genug hier oben verschanzt?“
Iliana hob den Blick vom Schachbrett und sah ihre Mutter misstrauisch an. „Wie meint Ihr das?“
„Du weißt genau, was ich meine.“
Sie wand sich innerlich unter dem prüfenden Blick ihrer Mutter und senkte den Kopf, um sich wieder dem Schachspiel zu widmen. „Ich habe mich nicht verschanzt.“
„Nein.“ Diesen trockenen Tonfall kannte ihre Tochter nur zu gut.
„Nein“, beharrte sie trotzig. „Schach.“
„Ich nehme an, du bist die ganze letzte Woche Tag und Nacht nur aus rein töchterlicher Hingabe hier geblieben?“ „Natürlich.“
„Aha.“ Kopfschüttelnd nahm Lady Wildwood eine ihrer eigenen Figuren. „Schachmatt.“
Fassungslos starrte Iliana auf das Brett. Mit einem einfachen Zug hatte ihre Mutter das Spiel völlig unerwartet für sich entschieden. Seufzend lehnte sie sich zurück. „Ihr habt Euch nicht wohl gefühlt.“
„Nein, das habe ich auch nicht.“
„Ich dachte, Ihr würdet Euch über Gesellschaft freuen.“ Als ihre Mutter sie weiterhin nur durchdringend ansah, wandte Iliana das Gesicht ab.
„Es klappt nicht so ganz mit deinem Gemahl.“ Das klang wie ein Vorwurf, und Iliana zuckte die Achseln.
„Es klappt gut genug, Mutter. Was erwartet Ihr? Wir sind frisch verheiratet. Wir müssen uns erst noch kennen lernen.“ „Ja. Es kommt mir allerdings so vor, dass es schwierig ist, jemanden besser kennen zu lernen, wenn man nie mit ihm zusammen ist.“
Als ihre Tochter nur hartnäckig schwieg, nahm Lady Wild-wood das Schachspiel von ihrem Schoß und legte es zur Seite.
„Was macht Ihr da?“ fragte Iliana ungläubig, als ihre Mutter die Decken zurückschlug und die Beine aus dem Bett schwang. „Ihr dürft nicht aufstehen, Ihr seid noch viel zu schwach!“
„Vom dauernden Liegen werde ich nicht kräftiger“, lautete Lady Wildwoods nüchterne Antwort. „Außerdem ist es wohl an der Zeit, meinen Schwiegersohn kennen zu lernen.“
„Nein. Wenn Ihr ihn sehen wollt, dann sage ich Ebba, dass sie ihn holen soll. Unter gar keinen Umständen werdet Ihr das Bett verlassen. Ihr wart viel zu krank und müsst Euch noch schonen.“
„Ebba?“
„Mylady!“ Die Zofe eilte mit großen Augen durch die Halle auf sie zu. „Ihr habt das Zimmer verlassen?“
„Ja. Meine Mutter hat beschlossen, sich heute Abend zum Essen zu uns an die Tafel zu gesellen. Sie würde gern ein Bad nehmen und ..." Lautes Gelächter ertönte, und sie sah zu dem Tisch hinüber, an dem Lord Angus mit einigen anderen Männern saß. Duncan war nirgends zu sehen, auch war keine einzige andere Frau anwesend, und doch waren alle Plätze an den Tischen besetzt, und ein paar Männer standen mit anderen plaudernd in der Halle herum. Noch nie hatte Iliana so viele Männer innerhalb des Bergfrieds gesehen, nicht einmal, als an den neuen Räumen gearbeitet worden war. „Was geht hier vor?“
„Lady Seonaids Verlobter war hier.“
„Lord Sherwell?“ Iliana zog ungläubig eine Braue hoch, als Ebba nickte. Ihre Zofe hatte ihr vor zwei Wochen erzählt, dass Seonaid geflohen sei, um der Heirat zu entgehen. Sie hatte auch berichtet, dass Männer ausgesandt worden waren, um sie zu suchen. Die Männer waren mit der Nachricht zurückgekehrt, das Mädchen sei nach Norden in das Nonnenkloster St. Simmian’s geflüchtet. Ilianas einzige Reaktion darauf war gewesen, dass sie sich fragte, warum sie nicht selbst auf diese kluge Idee gekommen war. Nun ließ sie den Blick über die lachenden Männer am Tisch schweifen und stutzte, als sie das goldene Wams bemerkte, das Lord Angus trug. „Was ..."
„Das ist das
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