Lady in Rot (German Edition)
sie einfach zu romantisch?
Schließlich richtete Xavier den Blick auf den Flughafen selbst, der offenbar mit aller erforderlichen, modernen Technik ausgestattet war. Und dann bemerkte er die Ehrenformation bewaffneter Soldaten am Rande der Landebahn und den Konvoi aus dunklen Limousinen samt Motorradeskorte.
„Da kommen sie also“, meinte er ein wenig amüsiert, als sich eine Handvoll Männer auf sie zubewegte. Die traditionellen weißen Gewänder und Kopfbedeckungen leuchteten in der Abendsonne.
Kann das wahr sein? überlegte Xavier. Oder hatte er sich an ein Filmset verirrt, an dem Fantasie und Wirklichkeit verschwammen? War nicht in den letzten beiden Tagen seine ganze Welt auf den Kopf gestellt worden?
„Welches ist der Hauptberater des Scheichs?“, erkundigte er sich angespannt.
Laura ließ den Blick prüfend über die ernsten Gesichter schweifen. „Der Größte von ihnen. Malik.“
„Und du sagst, er ist mit dem Scheich verwandt?“
„Nur ganz entfernt, soweit ich weiß. Aber er ist ganz bestimmt der wichtigste Vertraute des Scheichs. Er bespricht alles mit ihm.“
Xaviers Augen leuchteten befriedigt auf. Hatte Laura nicht ganz wie seine Vertraute geantwortet? Er hatte, wie gewöhnlich, recht gehabt: ein kleiner Vorgeschmack auf seine Liebeskunst, und sie war ganz auf seiner Seite. Es war Zeit, die Kontrolle zu übernehmen. „Komm, gehen wir ihnen entgegen, um sie zu begrüßen.“
Sein Befehlston ließ Laura aufhorchen. Während sie ihm die Stufen die Gangway hinunter folgte, fragte sie sich, ob Xavier wohl den Entschluss gefasst hatte, wie ein Mitglied der königlichen Familie aufzutreten. Denn sein Gebaren schien darauf hinzudeuten. Und bildete sie es sich ein, oder blitzte da ein Hauch von Feindseligkeit in Maliks dunklen Augen auf, als er sich tief vor dem Gast verbeugte?
„Guten Abend“, begrüßte er Xavier förmlich. „Ich, Malik, heiße Sie im Namen Seiner Königlichen Hoheit Zahir von Kharastan willkommen.“
Eine Spur von Ungeduld huschte über Xaviers Gesicht. Etwas in ihm drängte auf unverzügliche Antworten auf einige entscheidende Fragen. Am liebsten hätte er auf der Stelle einen Beweis für die unerhörte Behauptung verlangt, die ihn an diesen fremden Ort geführt hatte. Doch Malik war nicht die richtige Adresse.
Deshalb nickte er höflich. „Ich danke Ihnen für diesen aufwendigen Empfang.“
„Sie müssen müde und durstig sein nach der Reise“, erwiderte Malik. „Ein Wagen steht bereit, um uns zum Palast zu bringen.“ Er wandte sich Laura zu. „Sie werden in der ersten Limousine fahren, wo Sidonia, Ihr Dienstmädchen, Sie bereits erwartet. Monsieur de Maistre und ich werden in dem zweiten Wagen folgen.“
Laura hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, von den Männern ausgeschlossen zu werden. War sie überflüssig geworden, nachdem sie ihren Auftrag erfüllt hatte? Sie wollte nicht zusammen mit einer Dienerin in einem getrennten Wagen fahren! Hilfe suchend sah sie Xavier an. Doch der Mann, der sie im Flugzeug so leidenschaftlich geküsst hatte, zuckte mit keiner Wimper. Würde er nicht gegen diese ungewohnte Trennung der Geschlechter aufbegehren?
Xavier bemerkte natürlich ihren Blick und wusste, dass sie bei ihm bleiben wollte. Und welcher Mann hätte sich nicht ihre Gesellschaft gewünscht? Aber ihre Schönheit wirkte auch ablenkend, nicht nur auf ihn. Es war ihm wichtig, einen klaren Kopf zu behalten – überdies würde sie ihm umso dankbarer sein, wenn er sie dann später wieder in die Arme schloss. Sollte sie ruhig spüren, was es bedeutete, von Xavier de Maistre zurückgewiesen zu werden, dann würde sie ihm in Zukunft bestimmt zu Willen sein.
„Geh schon, Chérie“, forderte er sie leise auf. „Wie du siehst, wollen alle aufbrechen.“
Diese fast herablassenden Worte trafen sie wie eine Ohrfeige. Aber sie hatte die gleiche Reise schon einmal unternommen, und zwar allein und sehr erfolgreich, weil sie sich an ihre professionelle Rolle gehalten hatte, anstatt sich durch einen Kuss aus der Bahn werfen zu lassen! Also besinne dich wieder auf diese Rolle! ermahnte sie sich. Du bist hier als Angestellte des Scheichs, nicht mehr und nicht weniger.
Deshalb nickte sie lächelnd. „Ja, natürlich. Wir sehen uns dann im Palast.“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und ging zu dem ersten Wagen, wobei ihr bewusst war, dass die Blicke der beiden Männer ihr folgten.
Schweigend beobachteten Xavier und Malik, wie eine Wache hinzutrat und Laura den
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