Lady in Rot (German Edition)
Wagenschlag aufhielt.
„Sie ist sehr schön, nicht wahr?“, bemerkte Malik unvermittelt.
Xavier wandte sich dem Berater des Scheichs zu und glaubte ein Aufblitzen in den dunklen Augen zu bemerken. War Malik vielleicht vertrauter mit der rothaarigen Schönheit, als Laura ihm eingestanden hatte? Heftige Eifersucht durchfuhr ihn. „Sie meinen Laura?“
„Natürlich“, antwortete Malik und fügte nach kurzem Zögern hinzu: „Ist sie Ihre Geliebte?“
„Ist es in Kharastan Brauch, so von einer Frau zu sprechen?“, entgegnete Xavier schroff.
Malik nahm die Zurechtweisung mit einem Schulterzucken entgegen. „Sie stammen aus dem Westen, wo man eine liberale Einstellung gegenüber Sex hegt … und stehen in dem Ruf, ein legendärer Liebhaber zu sein.“
„Dort brüsten sich nur Schuljungen mit ihren sexuellen Eroberungen“, erwiderte Xavier kalt.
„Ich hatte Sie nicht eingeladen, sich zu brüsten, sondern wollte lediglich in Erfahrung bringen, ob Miss Cottingham sich bereits in die lange Liste Ihrer Geliebten eingereiht hat.“
„Meiner angeblichen Geliebten“, korrigierte Xavier ihn. „Denn wenn ich mit allen Frauen geschlafen hätte, die sich mir angeboten haben, hätte ich für nichts anderes mehr Zeit gehabt.“
„Heißt das Ja oder Nein?“, ließ Malik nicht locker.
Xavier zögerte. War es nur männlicher Stolz, der ihn daran hinderte, zuzugeben, dass Laura noch nicht mit ihm geschlafen hatte? Oder hegte er unterschwellig die Befürchtung, dass sie vielleicht doch das Undenkbare tun und ihm widerstehen könnte? Niemals! Keine Frau war so dumm, sich das entgehen zu lassen.
Er brauchte sich nur ins Gedächtnis zu rufen, wie leidenschaftlich sie im Flugzeug auf seinen Kuss reagiert hatte. „Sie zeigen ein Interesse an diesem Thema, das man schon fast als geschmacklos bezeichnen könnte“, entgegnete er abweisend.
Malik zuckte erneut mit den Schultern. „Eigentlich dachte ich nur an eine sinnvolle Zuweisung der Schlafzimmer.“
„Oder vielleicht wollen Sie Laura ja für sich?“, bemerkte Xavier provokant. „Verraten Sie mir doch, müssen Sie eine Frau erst einstellen, damit sie mit Ihnen schläft?“
Für einen Moment schien es seinem Gegenüber die Sprache zu verschlagen. „Man könnte Ihre Bemerkung als Beleidigung verstehen, Monsieur de Maistre“, erwiderte Malik dann kühl. „Halten Sie das für klug?“
Doch Xavier ließ sich von dem drohenden Unterton nicht einschüchtern. Für ihn bestand kein Anlass, vor diesem Berater eines Scheichs, der etwas von ihm wollte, zu Kreuze zu kriechen. „Wenn ich klug wäre, hätte ich mich vermutlich gar nicht erst auf diese verdammte Reise eingelassen!“
„Und warum haben Sie es getan?“
Xavier lächelte eisig. „Das werde ich mit dem Scheich besprechen und nicht mit einem seiner Untergebenen.“
Er beobachtete, wie Malik in mühsam beherrschter Wut die Hände zu Fäusten ballte, und fühlte sich plötzlich unbeschwert und voller Tatendrang. Vor ihm lag ein verheißungsvoller Pfad ins Ungewisse – eine verlockende Aussicht. Denn war sein Leben bei allem Erfolg nicht ein wenig zu vorhersehbar geworden?
Der teuerste Wein, die köstlichsten Gerichte, die schönsten Frauen – mit der Zeit wiederholte sich alles und nutzte sich ab. Der Reiz der Jagd, der alle Männer tief in ihrem Innern antrieb, ging verloren. Doch zum ersten Mal seit Langem fühlte Xavier das Blut wieder in seinen Adern pulsieren, als die dunkle Limousine das Ehrenspalier entlangfuhr und die Wachen salutierten.
Vor ihm erhob sich ein kunstvoll geschmiedetes Tor, das die untergehende Sonne blutrot färbte. Durch die Gitter erspähte er die hohe Wasserfontäne eines großen Marmorbrunnens und exotische Bäume, die verschlungene, makellos gepflegte Pfade säumten. Im Näherkommen sah er ein weitläufiges Gebäude mit einer gewaltigen Kuppel, die ein prachtvolles Mosaik in Gold und allen erdenklichen Blauschattierungen zierte. Und inmitten seiner aufgewühlten Gefühle empfand Xavier plötzlich ganz stark und unleugbar so etwas wie Bestimmung – als wäre es sein Schicksal, zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort zu sein.
„Wir sind angekommen“, sagte er langsam und bemerkte, dass Malik ihn offenbar aufmerksam beobachtet hatte.
„Das sind wir allerdings“, bekräftigte der Kharastani. „Der Blaue Palast ist sehr schön, nicht wahr? Hier erwartet Sie Zahir der Große.“
Zahir der Große. Der Mann, der behauptet, mein Vater zu sein, dachte Xavier und fühlte sich
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