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Lady in Rot (German Edition)

Lady in Rot (German Edition)

Titel: Lady in Rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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Zahir sagte, sie sei damals voller Feuer, Leidenschaft und Ehrgeiz gewesen.“ Er zögerte kurz, bevor er hart hinzufügte: „Weshalb er sich vermutlich unter anderem zu ihr hingezogen fühlte.“
    „Und sicher war sie auch sehr schön?“
    „Oh ja, sie war schön“, bestätigte Xavier ausdruckslos. „Sie war etwas ganz Besonderes.“
    „Und was ist mit den beiden passiert?“
    „Sie hatten eine Affäre.“
    „Heimlich?“
    „ Mais, biensûr . Natürlich. Er war ein verheirateter Mann. Und eine hochgestellte Persönlichkeit noch dazu.“
    „Und dann?“
    Xavier zögerte. Der Blick des Scheichs hatte Bedauern verraten, aber war das vielleicht nur die Reue eines alten Mannes, der, am Ende seines Lebens angelangt, sentimental auf die längst vergangenen Freuden der Lust zurückblickt? Oder war es das aufrichtige Bedauern darüber, dass er eine Frau im Stich gelassen hatte, die ihn liebte, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass diese unselige Affäre möglicherweise nicht ohne Folgen geblieben war?
    „Zahir kehrte nach Kharastan zurück“, fuhr er fort, „und hat sie nie wieder gesehen oder mit ihr gesprochen.“
    „Also wollte er dich nicht als seinen Sohn anerkennen?“
    „Das ist vielleicht das Seltsamste an der Geschichte“, antwortete Xavier nachdenklich. „Er hatte keine Ahnung von meiner Existenz – jedenfalls behauptet er das. Erst vor wenigen Jahren, als er sich daranmachte, seine Angelegenheiten zu ordnen, entdeckte er, dass es mich gab. Sein Berater hatte in einer französischen Zeitung mein Foto gesehen und Zahir auf die auffällige Ähnlichkeit hingewiesen. Daraufhin ließ er Nachforschungen anstellen.“
    „Und was hat dich nun letztendlich überzeugt, dass er dein Vater ist?“, fragte Laura ruhig.
    Er hätte ihr antworten können, dass es ein Gefühl war, etwas ganz Elementares, Ursprüngliches, doch damit hätte er zu viel von sich preisgegeben.
    Stattdessen langte er in seine Hosentasche, zog einen kleinen Gegenstand hervor und hielt ihn in der geöffneten Hand, sodass er im Mondlicht glitzerte. „Das habe ich aus Paris mitgebracht. Es war alles, was meine Mutter mir hinterlassen hat.“
    „Was ist das?“
    Xavier kam näher, streckte ihr die Hand entgegen, und Laura nahm den Gegenstand mit zittrigen Fingern. Es war ein Goldring, in den ein sternförmiger funkelnder Rubin gefasst war.
    „Zahir besitzt genau den Gleichen“, erklärte Xavier. „Er ist sehr kostbar und ein besonderes Geschenk.“
    „Woraus man schließen kann, dass deine Mutter ihm viel bedeutet haben muss. Meinst du, dass ihr das klar war?“
    Er zuckte die Schultern. „Wer weiß?“ Wenn er ehrlich war, bezweifelte er es. Warum hätte sie ihren Sohn dann vor Zahir verstecken und Angst vor ihm haben sollen? Hatte er von ihr sein tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber anderen Menschen geerbt? „Vielleicht war es so leichter für sie? Denn wenn man glaubt, dass man für jemanden wichtig ist, hält man den Traum immer weiter am Leben, egal, wie hoffnungslos er ist.“
    Laura setzte ihr Weinglas auf einem Beistelltisch ab. „Hat sie nie versucht, es ihm zu sagen?“
    Xavier schüttelte den Kopf. Es war so leicht, seiner Mutter vorzuwerfen, ihm den Vater vorenthalten zu haben, indem sie ihm dessen Identität verschwieg. Doch wenn er jetzt mit seiner ganzen Lebenserfahrung zurückblickte, begriff er, warum sie so gehandelt hatte.
    „Er hatte keinen legitimen Erben in einem Land, in dem die Vormachtstellung des Mannes noch unangetastet ist“, fuhr er fort. „Sie hatte wohl Angst, dass er seine gewaltige Macht einsetzen würde, um mich ihr wegzunehmen, wenn er von meiner Existenz erfuhr. Deshalb ist sie einfach ‚untergetaucht‘, und wir haben ein seltsames Leben am Rande der Gesellschaft geführt, arm wie die Kirchenmäuse.“
    „Warum wollte er dich sehen? Und warum jetzt?“, fragte Laura sanft.
    „Weil seine Frau vergangenes Jahr gestorben ist, was ihm die Freiheit gab zu handeln … und einige Dinge in seinem Leben in Ordnung zu bringen. Zu ihren Lebzeiten hätte es sie gekränkt, wenn er sie, die keine Kinder bekommen konnte, mit einem illegitimen Kind konfrontiert hätte.“ Xavier lächelte spöttisch. „Anscheinend hat er ihr großen Respekt entgegengebracht, auch wenn er ihr nicht treu sein konnte.“
    „Wird er dich zu seinem Erben einsetzen?“
    Xavier schwieg, plötzlich misstrauisch geworden. Er hatte Laura schon viel zu viel erzählt. Wahrscheinlich fand sie die Vorstellung

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