Lady in Rot (German Edition)
nicht“, gestand Laura und sah unwillkürlich zu Xavier herüber, der sich angeregt mit seiner Tischnachbarin unterhielt – eine kharastanische Schönheit, eingehüllt in reich bestickte Gewänder und mit filigranem Goldschmuck behangen, in dem kostbare Saphire funkelten. Findet er sie attraktiv?, überlegte Laura eifersüchtig.
Als hätte er ihren Blick gespürt, schaute Xavier genau in diesem Moment auf. Ein spöttisches Lächeln huschte über sein markantes Gesicht, während seine dunklen Augen verheißungsvoll aufblitzten. Laura schluckte. Wie sollte sie diese Situation meistern … vor allem später, wenn Xavier und sie erst allein waren?
Malik hatte die Szene verfolgt. „Die Gäste heute Abend sind ausnahmslos vertrauenswürdige Berater des königlichen Hauses. Fallallah dort ist mit einem der zahlreichen Patensöhne des Scheichs verheiratet“, verriet er dezent, während kleine Teetassen vor sie hingestellt wurden. „Nur für den Fall, dass ihr kleiner Schwatz mit dem Franzosen Ihnen Anlass zur Besorgnis gibt.“
Wie ertappt wandte Laura rasch den Blick von Xavier ab und räusperte sich. „Anlass zur Besorgnis? Warum sollte es?“
„Verzeihen Sie mir“, erwiderte Malik geflissentlich, „aber ich dachte, dass Sie und er vielleicht …“ Er zuckte die Schultern und verstummte vielsagend.
Eine geschickte Methode, um seinen Mitmenschen Informationen zu entlocken, wie Laura neidlos einräumte. Aber sie hatte nicht vor, ausgerechnet mit Malik über ihre Beziehung zu Xavier zu sprechen. Unwillkürlich lächelte sie. Was für eine Beziehung war das auch? Ein Mann, der keinen Hehl daraus machte, dass er mit ihr schlafen wollte, und eine Frau, die sich einredete, dass es falsch wäre, egal, wie sehr ihr Körper sie auch vom Gegenteil überzeugen wollte. Tolle Beziehung!
„Sie sprechen in Rätseln, Malik.“
„Tatsächlich? Tut mir leid.“
Laura nickte, fügte aber nichts hinzu.
„Sie sind also diskret“, bemerkte Malik. „Und loyal.“
„Haben Sie mich nicht genau deshalb eingestellt?“ Laura faltete ihre Serviette und legte sie sorgfältig auf den Tisch, bevor sie aufblickte und Malik direkt ansah. „Vielleicht ist es sowieso Zeit, dass wir darüber reden. Ich weiß, dass ich noch die Unterzeichnung einiger juristischer Dokumente beglaubigen soll. Das könnte ich gleich morgen früh tun. Kann ich danach davon ausgehen, dass meine Aufgabe hier beendet ist?“, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
Der Berater des Scheichs nahm eine Weintraube aus der Schale und drehte sie nachdenklich zwischen den Fingern. „Wenn ich mich recht erinnere, wurden Ihnen bei Ihrer Verpflichtung weitere Aufträge in Aussicht gestellt, je nach Erfolg dieser Mission.“
Beunruhigt horchte Laura auf. Worauf wollte der etwas undurchsichtige Malik hinaus? Oder war sie einfach zu misstrauisch und hatte nach all den ungewöhnlichen Erlebnissen und der märchenhaften Schönheit des Blauen Palasts Mühe, die Dinge noch realistisch zu sehen? „Mein Auftrag ist doch so gut wie vollendet“, wandte sie vorsichtig ein.
„Nein“, widersprach er. „Er ist erst vollendet, wenn der Scheich es so bestimmt.“
„Und wie lange wird das noch dauern? Tage? Wochen?“ Sie konnte keinesfalls so lange mit Xavier zusammenwohnen. Doch ein Blick in Maliks dunkle, unergründliche Augen verriet ihr, dass man ihr keine Wahl lassen würde. Sie würde in Kharastan bleiben, bis man ihr erlaubte zu gehen. So einfach war das.
Malik erhob sich und winkte einen Diener heran, der soeben den Saal betreten hatte. Er wechselte einige Worte auf Kharastani mit ihm, dann ging der Diener auf die andere Seite der Tafel zu Xavier.
„Seine Hoheit ist jetzt bereit, den Franzosen zu empfangen“, wandte Malik sich wieder an Laura. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen? Ich weise jemanden an, Sie in Ihre Suite zurückzubringen.“
„Vielen Dank.“
Zu Lauras Erstaunen beugte Malik sich plötzlich herab und flüsterte ihr nur für ihre Ohren bestimmt zu: „Falls es Sie interessiert, es existiert ein Schlüssel, der in Ihr Türschloss passt, sollten Sie ihn benötigen. Sie finden ihn in der kleinen Schatulle aus Maulbeerholz in Ihrem Ankleidezimmer. Der große Sekretär in Ihrem Salon birgt überdies eine Auswahl an alkoholischen Getränken. Wie Sie sehen, sind wir um das Wohl hoch geschätzter Gäste aus dem Westen bemüht, auch wenn viele von uns ihre Vorlieben nicht teilen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Miss Cottingham“, fügte er spöttisch
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