Lady in Rot (German Edition)
hielt es jedoch für klüger zu schweigen und folgte dem Sekretär hinaus in die strahlende Sonne.
Auf dem Weg versuchte sie sich auf die Schönheiten der Palastgärten zu konzentrieren, um die quälenden Gedanken an Xavier zu verdrängen. Was hatte es für einen Sinn, sich um einen Mann zu grämen, der eine dunkle, misstrauische Seele besaß und in einer Frau nichts weiter sah als ein Sexobjekt?
Was jedoch voraussetzte, dass die Frau es zuließ.
Durch einen von üppigem Geißblatt berankten Bogen folgte Laura dem Sekretär in das Blütenmeer des Duftgartens. Sofort umgab sie ein betörender Duft, der sie für einen Moment wirklich alles andere vergessen ließ.
Malik stand mit dem Rücken zu ihr und schnitt gerade eine perfekte Rose von einem der Sträucher. Als er Laura herankommen hörte, drehte er sich um und schickte den Sekretär mit wenigen Worten davon. Dann hielt er Laura die Rose entgegen. „Nehmen Sie diese Blume als Geschenk?“
„Nur, wenn keinerlei Bedingungen damit verknüpft sind“, antwortete sie ernst.
Er zog überrascht die Brauen hoch. „Vielleicht verraten Sie mir, warum Sie auf diesem Treffen bestanden haben?“
„Weil ich meine Arbeit hier abschließen und nach Hause nach England zurückkehren möchte.“
„Ich fürchte, das wird vielleicht nicht möglich sein.“
Laura horchte erschrocken auf. „Was soll das heißen? Mein Chef erwartet mich in der Kanzlei zurück. Er wird sich Sorgen machen, wenn er nichts von mir hört. Sie können mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten!“
Malik lachte. „Meine liebe Miss Cottingham. Wir pflegen sehr gute Handelsbeziehungen zu England, und ich glaube nicht, dass die Regierung Ihres Landes es dulden würde, wenn wir anfingen, junge Engländerinnen als Gefangene zu behalten.“
„Und warum wollen Sie mich dann nicht nach Hause fliegen lassen?“, erkundigte sie sich argwöhnisch.
„Es wäre etwas …“, Malik zögerte, „… etwas zweckmäßiger, wenn Sie blieben. Nur noch wenige Tage, verstehen Sie?“
Es war ein höflich verbrämter Befehl und keine Bitte. Laura glaubte zu begreifen. „Xavier steckt dahinter, stimmt’s? Hat er es verlangt?“
Malik zuckte die Schultern. „Man kann es dem Mann nicht verübeln, dass er Sie als seine … Begleiterin hierbehalten will, nach allem, was geschehen ist.“
„Ich verstehe nicht recht …“, protestierte sie, doch dann sah sie, wie der Berater des Scheichs ihrem Blick auswich und begriff schlagartig. Malik wusste, dass sie mit Xavier geschlafen hatte. Hatte Xavier es ihm selbst erzählt, oder hatte einer der Bediensteten getratscht? Laura errötete und wusste, dass jeder Versuch, sich zu verteidigen, es nur noch schlimmer machen würde.
Welche Entschuldigung oder Erklärung konnte sie zur Rechtfertigung ihres Verhaltens anführen, in einem Land, in dem die Ehre einer Frau als ein kostbares Juwel galt? Nicht einmal tiefe Gefühle hätte man ihr abgenommen, da sie Xavier erst so kurz kannte. Dennoch wusste Laura, dass das zumindest auf ihrer Seite der Fall war. Sie hatte nicht nur mit Xavier schlafen, sondern ihn auch trösten wollen. Sie hatte ihn nicht nur im physischen Sinn berühren wollen … und hatte sich eingeredet, dass es möglich wäre.
Wie konnte sie nur so dumm sein? Aber wenn Xavier sich einbildete, sie würde diese Affäre mit ihm fortführen, täuschte er sich sehr. Was geschehen war, ließ sich nicht mehr ändern … sie konnte es ihm nicht einmal verübeln, dass er sich genommen hatte, was sie ihm so freigebig angeboten hatte. Nun aber musste sie an sich denken.
„Das ist unerträglich, Malik“, wandte sie heiser ein, aber der Kharastani schüttelte den Kopf.
„Nur, wenn Sie es dazu machen“, widersprach er.
„Aber wir haben eine gemeinsame Suite“, protestierte sie.
„Sie haben einen Schlüssel zu Ihrer Tür“, erwiderte er scharf.
Und vielleicht hätten Sie ihn schon früher benutzen sollen! Malik sprach die Worte nicht laut aus, aber Laura las den Vorwurf in seinem Blick.
„Und ich vermute, wenn ich dagegen aufbegehre, behalten Sie mein Honorar zurück … oder verzögern die Auszahlung so lange, bis ich es nicht mehr dringend brauche?“
Malik sah sie erstaunt an, als würde über etwas so Vulgäres wie Geld innerhalb der exklusiven Palastmauern normalerweise nicht gesprochen. Doch das kümmerte Laura nicht. Anders als er war sie nicht auf den sagenhaften Reichtum einer königlichen Familie gebettet, sondern musste für ihr Geld
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