Lady in Rot (German Edition)
arbeiten.
„Ich muss dafür sorgen, dass hier jeder zufrieden ist“, erklärte er pragmatisch.
„Jeder außer mir“, verbesserte Laura ihn resigniert. Wie es aussah, hatte sie keine andere Wahl, als noch zu bleiben. Aber um ihren Stolz zu retten, wollte sie wenigstens so tun, als wäre es ihre Entscheidung. „Schön, ich bleibe, solange es erforderlich ist, aber keinen Tag länger. Ich bin nicht bereit, wegen einer persönlichen Fehleinschätzung meinen Lebensunterhalt aufs Spiel zu setzen.“
„Es wird sicher nicht so schlimm wie Sie befürchten. Trotz seines ehrwürdigen Alters hat der Blaue Palast einige neuzeitliche Errungenschaften zu bieten“, entgegnete Malik ungerührt. „Wir haben einen Swimmingpool, ein Fitnessstudio und ein Kino, in dem die aktuellsten Filme gezeigt werden. Und Sidonia wird sich allein um Ihr persönliches Wohl kümmern.“
„Mit anderen Worten, ein goldener Käfig?“, bemerkte Laura.
„Es gibt immer viele verschiedene Möglichkeiten, eine Situation zu betrachten“, gab er zu bedenken. „Sie könnten versuchen, es zu genießen.“
Laura hielt seinem Blick stand. „Wenn Sie meinen.“ Ohne Xavier wäre es vielleicht so einfach gewesen. Aber wie sollte sie dem Luxusaufenthalt im Märchenpalast etwas abgewinnen können, wenn sie diesen Mann in Schach halten musste … oder, schwieriger noch, ihre eigenen Gefühle für ihn?
Ohne auf höfische Etikette Rücksicht zu nehmen, machte sie auf dem Absatz kehrt und ließ Malik stehen.
Aus der Richtung des Palasts sah sie Sidonia kommen. Froh, ein freundliches Gesicht zu sehen, lächelte Laura ihr zu.
„Guten Morgen, Sidonia.“
„Guten Morgen.“ Sidonia verbeugte sich anmutig in der traditionellen kharastanischen Begrüßung. „Möchten Sie jetzt vielleicht frühstücken?“
Laura schüttelte den Kopf. „Ich würde mich gern erst etwas bewegen. Könnten Sie mir vielleicht einen Badeanzug besorgen?“
Das Mädchen nickte eifrig. „Natürlich. Der Pool ist mit allem Nötigen ausgestattet. Der Scheich liebt es, ausländischen Würdenträgern und sonstigen Gästen die modernen Annehmlichkeiten seines Palasts vor Augen zu führen.“
Als sie jetzt an symmetrisch bepflanzten Blumenbeeten vorbeikamen, erklärte Sidonia beflissen die Bedeutung der verschiedenen Farben. „Aus der Luft betrachtet, bilden die Blumen in diesem Garten die Flagge von Kharastan. Erkennen Sie den Kopf des Falken?“
„Ja, allerdings“, erwiderte Laura lächelnd. Der Stolz der jungen Frau auf den Palast und ihr Land war anrührend. Laura fragte sich unwillkürlich, ob sie und die übrigen Angestellten oder Angehörigen des Hofes wussten, dass Xavier der Sohn des Scheichs war, der womöglich ein legitimes Anrecht auf die Thronfolge besaß. Und was, wenn Xavier sein Recht nicht wahrnehmen wollte oder Scheich Zahir ihn nicht geeignet fand? Wer würde dann nach dem Tod des Scheichs Kharastan regieren?
Flüchtig tauchte vor Lauras geistigem Auge Maliks dunkles, undurchdringliches Gesicht auf, bevor Sidonia sie in das Bäderhaus führte und sie vor Staunen alles andere vergaß. Kunstvolle Mosaiken in Gold und Blau, die Szenen aus dem kharastanischen Leben darstellten, säumten den großen, rechteckigen Pool, in dem das Wasser kristallklar funkelte. Die eigentlichen Bäderhäuser waren schierer Luxus und standen mit Dampfraum und Sauna einem exklusiven Wellnessclub in nichts nach.
„Hier finden Sie alles, was Sie brauchen“, bemerkte Sidonia zuvorkommend.
„Danke.“ Laura blickte sich begeistert um, und sobald Sidonia fort war, suchte Laura sich einen schlichten schwarzen Badeanzug aus und sprang anmutig ins Wasser. Schon als Kind war sie eine gute Schwimmerin gewesen – weil der Eintritt im Schwimmbad um die Ecke für Kinder umsonst war. Schwimmen wirkte auf sie immer eher anregend als ermüdend, und auch jetzt war sie nach einer halben Stunde fit und bereit, den Tag in Angriff zu nehmen.
Nach dem Duschen machte Laura sich sorgfältig zurecht. Zu einer cremefarbenen Leinenhose trug sie eine farblich passende Seidenbluse. Ihr dunkelrotes Haar war mit einem grünen Samtband zusammengehalten, das die Farben ihrer langen Kette aus Silber- und Jadeperlen aufnahm. Zierliche Sandaletten vervollständigten das Outfit – sie wirkte genau richtig: kühl und elegant. Und sie begriff, dass ihre neue Garderobe nicht nur dem Zweck geschuldet war, Xavier nach Kharastan zu locken, wie er ihr unterstellt hatte, sondern auch dafür sorgte, dass sie sich in der
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