Lady in Rot (German Edition)
Terrasse. Die untergehende Sonne tauchte die Türme des Gebäudes in ein romantisches Licht.
Um einen liebevoll gedeckten großen Marmortisch standen gemütliche Sessel. Hamid brachte ihr ein Glas kühlen Fruchtsaft, und Maddie setzte sich damit zufrieden auf einen der Sessel. Sie griff nach einer Zeitschrift.
„Was liest du denn da?“
Das schwarze Haar noch feucht, kam Giannis in einem offenen Hemd und einer beigefarbenen Hose auf die Terrasse.
Sie erzählte ihm von einem britischen Politiker, der seine Frau über Jahre betrogen hatte. „Ich hoffe, dass sie ihm den Laufpass gibt.“ Empört schüttelte Maddie den Kopf. „Untreue ist so ekelhaft.“
„Nicht immer.“
„Das kann nicht dein Ernst sein. All die Lügen und Enttäuschungen, die damit einhergehen. Untreue macht alle Beteiligten nur unglücklich. Stell dir doch nur vor, was diese arme Frau und die Kinder durchmachen …“
„Das ist sehr bedauerlich“, bemerkte Giannis.
„Es ist viel mehr als nur sehr bedauerlich“, brauste Maddie auf. Hastig erhob sie sich. „Es ist einfach falsch! Meine Mutter hat meinen Vater mit seinem besten Freund betrogen. Daran ist mein Vater zerbrochen. Ich würde niemals das Vertrauen von jemandem so missbrauchen. Ehrlichkeit und Loyalität bedeuten mir sehr viel.“
Ernst schaute er sie an. „Das sehe ich.“
„Wenn du nicht ungebunden wärst, wäre ich gar nicht hier, das kannst du mir glauben“, fügte sie hinzu.
Hamid trug den ersten Gang auf, und während sie einen Gang nach dem anderen verspeisten, begriff Giannis die Lage erst vollständig: Maddie ahnte nichts von seiner Verlobung.
Er war ganz einfach davon ausgegangen, dass es jeder wusste. Immerhin tat seine Verlobte alles, um die frohe Botschaft unters Volk zu bringen. Ein griechischer Fernsehsender hatte sogar eine Reality-Dokumentation über Krista und ihn gedreht, die fast auf der ganzen Welt ausgestrahlt worden war. Und Maddie wusste es nicht?
Natürlich musste er es ihr sagen. Aber nicht jetzt. Sicher würde ihr die Vorstellung, seine heimliche Geliebte zu sein, gar nicht gefallen.
„Deine Moralvorstellungen sind ziemlich idealistisch“, bemerkte er. „Meine Urgroßmutter würde dir natürlich voll und ganz zustimmen. Aber sie ist über neunzig, und ihre Prinzipien sind in Beton gegossen.“
„Stimmt, ich bin bestimmt ein wenig altmodisch, aber ich bin sicher, dass weder Zeit noch Erfahrung etwas an meiner Meinung ändern werden.“ Sie schwieg einen Moment. „Erzähl mir vom Rest deiner Familie.“
„Ich habe jede Menge Verwandte“, erwiderte Giannis.
„Du Glücklicher!“ Maddie aß mit gesundem Appetit, was Giannis ein Lächeln entlockte. Die Frauen, die er kannte, hielten ständig Diät. „Ich habe niemanden mehr, und ich vermisse es, eine Familie zu haben.“
Giannis beobachtete, wie sie Hamid dankte. Maddie war ein schönes, aber sehr einfaches Mädchen mit einer großen Herzenswärme und viel Charme. Ob ihn diese Schlichtheit anzog? Wollte er deshalb immer mehr von ihr? Im Bett brannte sie wie Feuer, und deshalb brauchte er sie so sehr. Erleichtert nahm er diese Erklärung hin. Es ging nur um Sex, mehr nicht.
Als die Sonne untergegangen war, steckten die Angestellten einige Glaslaternen an. Giannis unterhielt Maddie mit Anekdoten über seine Jugend. „Jeder meiner Fehltritte schaffte es auf die Titelseite. So bin ich auf dieses Anwesen gestoßen. Ich dachte, hier könnte ich ungestraft wilde Partys feiern.“
Maddie blinzelte. „Ehrlich?“
„Partys waren ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Meine Eltern haben sich eigentlich nur amüsiert. Bei meinem zweiten Besuch hier hat mich mein Architekt eingeladen, sein Dorf zu besuchen. Die Menschen dort waren arm. Sie brauchten mich als Arbeitgeber. Aber angesichts meiner wilden Partys wollten sie lieber nicht für mich arbeiten.“
„Also hast du aufgehört, Partys zu feiern?“
„Stattdessen habe ich angefangen, Sport zu treiben“, murmelte Giannis. „Das ist auch gesünder.“
Maddie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Endlich erkannte sie wieder den Helden in ihm, der ihre Schwester glücklich gemacht hatte. Im Moment wollte sie ihm noch nicht offenbaren, wer sie war. Sie wollte einfach nicht, dass er den dankbaren Teenager in ihr sah.
Eine leichte Brise strich über den zarten Kaftan, und Maddie erschauerte. „Es wird frisch.“
„Die Frühlingsnächte in der Wüste sind kühl.“ Giannis nahm Maddies Hand und führte sie ins Zimmer.
Kaum dort
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