Lady in Rot (German Edition)
Kopf zu bekommen, trat sie auf die Terrasse. Die Nachtluft belebte sie, und bald kam ein junges Mädchen und legte ihr einen Kaschmirschal um die Schultern.
Vom Schlafzimmer aus beobachtete Giannis, wie Maddie sich in den Schal kuschelte, den er für sie hatte holen lassen. Sein Kiefer verspannte sich. Noch nie hatte ihn jemand so zurechtgewiesen wie sie. Und schon gar keine Frau.
Er trat zu ihr. Im Licht der Laternen leuchteten ihre Augen wie grüne Edelsteine. Ohne zu zögern, hob er Maddie in seine Arme und trug sie ins Haus.
„Was zum Teufel machst du da?“
Auf dem Bett setzte er sie ab und legte sich zu ihr. Mit nacktem Oberkörper, nur in enger Jeans lag er da und sah sie an. „Was glaubst du denn?“
„Du hast gesagt, ich habe keine Manieren …“
Zärtlich zeichnete er die Linie der hohen Wangenknochen nach. „Ich dachte, du würdest dich über eine neue Garderobe freuen.“
„Es tut mir leid … ich habe die Sache nicht von deiner Warte aus betrachtet.“
„Und ich nicht von deiner“, lenkte er ein. „Du bist so anders als die Frauen, die ich kenne. Und genau deshalb habe ich dich so gern.“ Giannis küsste sie.
Er vertiefte den Kuss, und seine Leidenschaft sprang augenblicklich auf Maddie über. Sie rieb sich an ihm, und dann wuchs ihr Begehren so stark, dass sie an nichts anderes mehr denken mochte.
Am nächsten Tag erwachte Maddie und tastete schlaftrunken nach Giannis. Enttäuscht griff ihre Hand ins Leere. Die Badezimmertür stand offen, und sie hörte das Geräusch von laufendem Wasser. Sie sah auf die Uhr und musste lächeln. Es war halb vier nachmittags.
Zum Frühstück waren sie nach Marrakesch geflogen und danach über den Basar geschlendert. Dass ihr beim Geruch der verschiedenen Gewürze übel wurde, machte Maddie stutzig. Doch sie schob die unbehaglichen Gedanken rasch wieder beiseite. Zum Mittagessen kehrten sie zu ihrem Rückzugsort in den Bergen zurück. Lange bevor das Dessert hätte serviert werden sollen, landeten sie wieder in dem großen Bett und liebten sich leidenschaftlich.
Plötzlich vibrierte Giannis Handy auf dem Nachttisch. Maddie wusste, dass er jeden Anruf entgegennahm. Nach kurzem Zögern ergriff sie das Handy und drückte auf Empfang.
Eine Frau sprach auf Griechisch.
„Verzeihung … kann ich Ihnen helfen?“, fragte Maddie auf Englisch.
„Wer sind Sie? Eine kleine Sekretärin?“, fragte die Fremde arrogant. „Stellen Sie mich zu meinem Verlobten durch.“
Verwirrt runzelte Maddie die Stirn. „Ihrem Verlobten? Wer ist am Apparat?“
„Krista, wer sonst?“, gab die Frau ungeduldig zurück. „Und beeilen Sie sich. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
Mit zitternder Hand legte Maddie das Handy ab und versuchte, sich zu beruhigen. Das Ganze musste ein Missverständnis sein. Doch was hatte sie eigentlich erwartet? Dass Giannis ihr allein treu war? Ihr sank das Herz, als ihr einfiel, dass sie ihn nie gefragt hatte, ob es eine Frau in seinem Leben gab. Andererseits wusste er doch genau, wie sie zu Treue stand. Erst gestern hatten sie darüber gesprochen.
Wie benommen glitt Maddie aus dem Bett und griff nach dem türkisfarbenen Kaftan. Aus dem Handy drang ein wütender Wortschwall.
Mit einem Handtuch um die Hüften kam Giannis ins Zimmer. Maddie wies auf das Handy. „Krista ist am Telefon.“
Er zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde, dabei blieb seine Miene völlig ausdruckslos. Und doch spürte Maddie instinktiv, dass die ganze Sache kein Missverständnis war. Der Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte, war mit einer anderen Frau verlobt. Benommen lauschte sie Giannis Stimme. Auf Griechisch sprach er mit seiner Verlobten, und Maddie starrte ihn einfach nur an.
Giannis sah Maddie an. Sie war aschfahl. Er konnte sich kaum auf Kristas Redeschwall konzentrieren, der sich natürlich wieder um ihre aktuelle Hochzeitsplanung drehte. Energisch beendete er das Telefonat, sobald sich ihm die Gelegenheit bot. Dann wandte er sich an Maddie: „So hättest du es nicht erfahren sollen“, sagte er entschuldigend. „Aber bis gestern dachte ich, du wüsstest Bescheid. Meine Verlobung ist in aller Munde.“
„Du hättest es mir sagen müssen.“ Maddies Stimme brach.
„Ich wollte es dir nach unserer Rückkehr sagen.“
„Nachdem du deinen Spaß mit mir gehabt hättest?“ Noch nie hatte sie sich so erniedrigt gefühlt. „Wie lang bist du schon verlobt?“
„Seit ein paar Monaten. Ich wüsste nicht, warum das zwischen uns
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