Lady in Rot (German Edition)
könnten es uns leisten, nie wieder im Leben zu arbeiten, wenn wir das wollten. Guido ist ein Jahr älter als ich, sodass er seine Auszeit vor mir genommen hatte. Er ging nach Amerika und arbeitete dort als Fotograf.“
Und er kam mit einem gebrochenen Herzen zurück, wie Vito sich erinnerte. Er gestattete sich ein kleines, verstohlenes Lächeln, wenn er daran dachte, wie sich das Leben seines Bruders seitdem entwickelt hatte.
„Damals hat er deine Freundin Amber kennengelernt. Zum ersten Mal. Ehe er vergangene Woche bei ihrer Hochzeit auftauchte.“
„Genau genommen ist sie keine Freundin von mir. Der Mann, den sie heiraten wollte, Rafe St. Clair, war ein Freund von Ma… – von meinem Ehemann.“
Irgendetwas an dem, wie sie den Namen des Mannes aussprach, ließ ihn aufhorchen.
„Du magst ihn nicht? St. Clair, meine ich?“
„Ich traue ihm nicht. Und um ganz ehrlich zu sein – nein, warte mal, du willst mich gerade von der Tatsache ablenken, dass du mich angelogen hast.“
„Nicht angelogen. Wenn du dich bitte erinnern würdest – du hast mir keine Fragen gestellt. Genauso wenig wie ich.“
Sein Ton verdüsterte sich, wenn er daran dachte, welche Fragen er hätte stellen sollen. Noch jetzt spürte er den bitteren Geschmack der Enttäuschung in seinem Mund. Emily errötete. Offensichtlich dachte sie gerade an dasselbe.
„Also, dein Bruder hat sein Jahr als Fotograf verbracht. Ich nehme an, dass du Lust hattest, eine Weile in England zu leben. Was hast du dort gemacht?“
„Ich habe geschnitzt.“
„Geschnitzt? Du meinst Holz?“
„Genau. Mein Vater wie auch mein Großvater war ursprünglich als Bootsbauer tätig. Ich nehme an, dass ich ihre Liebe für Holz geerbt habe. Deshalb hatte ich auch das Apartment am Strand. Ich habe Treibholz gesammelt und dann entschieden, was ich daraus machen könnte.“
„Diese Holzfiguren in deiner Wohnung – war das deine Arbeit?“
„Ja.“
„Mein Gott, sie waren fantastisch – wunderschön!“
„ Grazie .“
Wusste sie eigentlich, wie schön sie aussah, wenn ihr Gesicht vor Begeisterung strahlte, wenn ihre wundervollen Augen funkelten und eine sanfte Röte auf ihren Wangen lag?
Leidenschaftliches Verlangen erfasste ihn, und er zuckte innerlich zusammen. Dennoch war es diesmal anders. Er war an diesem Tag hierhergekommen, weil er sich danach gesehnt hatte, mit Emily zu schlafen, doch dann hatte die Erkenntnis, dass sie schwanger war, alles verändert. Jetzt verfügte er nicht mehr über die Möglichkeit, sich einem Schäferstündchen hinzugeben und dann einfach zu verschwinden. Was blieb ihm stattdessen?
Heirat war die offensichtliche Antwort. In Anbetracht des Babys gab es keine andere Option. Warum in aller Welt sperrte sie sich dann so gegen seine Idee?
Vielleicht existierte ein guter Grund, weshalb sie ihn nicht heiraten wollte.
Was, wenn das Kind doch nicht von ihm war? Er hatte ihr geglaubt – aber Frauen logen schon mal in solchen Dingen. Loretta war der beste Beweis.
„Also gut, jetzt, wo du die Wahrheit über mich weißt – macht das die Dinge einfacher für dich?“
„Einfacher?“
Emily verstand nicht, worauf Vito hinauswollte. Wie sollte die Tatsache, dass sie jetzt ein wenig mehr über ihn erfahren hatte, die vertrackte Situation einfacher machen?
„Was einfacher machen?“
„Ich dachte, dass es dir nun leichter fallen würde, meinen Heiratsantrag anzunehmen.“
„Inwiefern?“
„Nun ja, jetzt, wo du weißt, dass ich dir den … Lebensstil … bieten kann, den du gewohnt bist, da dachte ich …“
„Du glaubst wirklich, nur weil du zufälligerweise reich bist, könnte mich nichts glücklicher machen, als dich gleich zu heiraten?“
Emily konnte nicht glauben, was sie da hörte. Meinte er tatsächlich, dass sie allein seines Geldes wegen bereit sein würde, mit ihm zusammenzuleben? Der sonderbare Schimmer in seinen Augen legte den Schluss nahe. Er hielt sie also für berechnend und habgierig!
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mir einen Heiratsantrag gemacht hättest. Es war eher eine einseitige Erklärung. ‚Ich möchte dieses Haus kaufen, weil ich zu heiraten gedenke. Ach, und übrigens – Emily ist meine Verlobte!‘ Sag mir Vito, wo in alledem war da der Antrag?“
„Ich muss dir keinen Antrag machen. Du bekommst mein Kind.“
„Und das gibt dir das Recht, über mein Leben zu bestimmen?“
„Vielleicht nicht über dein Leben – aber es gibt mir Rechte.“
Vito streckte beide Hände aus und
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