Lady in Rot
Am Fußende des Bettes lagen Stofftiere. Auf dem Teppichboden des Zimmers war eine Holzeisenbahn mit leuchtend bunten Lokomotiven und Waggons aufgebaut.
Damons Anwesenheit schien den Raum schrumpfen zu lassen. Rebecca war sich seiner Nähe nur zu sehr bewusst. Ihr Atem beschleunigte sich. Warum wartete er nicht unten? Und warum reagierte sie immer noch so heftig auf diesen Mann?
„Hör zu“, begann sie. „T.J. braucht seinen Schlaf. Ich möchte nicht, dass er aufwacht und einen fremden Mann in seinem Zimmer sieht.“
Damon löste seinen Blick von dem Bahnhofsszenario, das sie mit leuchtenden Farben und großzügigem Pinselstrich an die Wand gegenüber dem Bett gemalt hatte. Er schaute Rebecca herausfordernd in die Augen. „Er ist es nicht gewohnt, fremde Männer in diesem Haus zu finden? Das erstaunt mich, Rebecca.“
Diese Unverschämtheit machte sie zunächst sprachlos.
Dann stieß sie hervor: „Es ist mir völlig egal, was du von mir denkst. Aber in meinem Haus, in der Nähe meines Sohnes, wirst du mich mit Respekt behandeln. Ich bin müde, und T.J. war krank. Ich muss ihn zu Bett bringen.“
Es war zu viel. Die Anspannung, das Begehren, die Frustration. Sie blinzelte heftig. Die Genugtuung, sie weinen zu sehen, wollte sie Damon nicht gönnen.
„Es tut mir leid.“
Seine unerwartete Entschuldigung brachte sie völlig aus der Fassung. Sie schluckte und warf ihm einen flehenden Blick zu. „Bitte …“
„Geh endlich?“, ergänzte er und lächelte. Dann kam er zum Bett und schlug die Decke zurück. Der Bezug war mit einer großen roten Lokomotive bedruckt. „Das hast du heute schon öfter zu mir gesagt.“
Sie trat näher. T.J. wog schwer in ihren Armen. „Verzeihung, dass ich dich langweile“, sagte sie mit einer dünnen, hohen Stimme, die ihrer eigenen ganz unähnlich war.
„Mich langweilen?“, wiederholte er, immer noch lächelnd. Seine blauen Augen glitzerten. „ Mich langweilen?“
Es trat eine gespannte Stille ein. Damon stand so nah neben ihr, dass sie fast meinte, seinen Körper spüren zu können. Sie brauchte bloß die Hand ausstrecken, und sie konnte seine Brust berühren, seinen Herzschlag fühlen.
„Ich glaube, von dieser Schuld bist du frei, Rebecca“, fügte er hinzu und murmelte leise etwas auf Griechisch. Dann sagte er abrupt: „Komm, ich nehme dir den Jungen ab.“
Sie zuckte zusammen, als seine Finger ihren Arm berührten.
Sofort zog Damon seine Hände zurück. „Na gut, ich habe die Botschaft verstanden. Ich warte unten.“ Er warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du willst nie auch nur einen Zentimeter nachgeben, nicht wahr?“
Rebecca senkte den Blick, um ihm nicht zu verraten, wie nervös und verletzbar seine Nähe sie machte. Sie hörte, wie Damon das Zimmer verließ, und für einen Augenblick fühlte sie sich verlassen. Zitternd drückte sie T.J. gegen ihre Brust und atmete seinen Kinderduft ein, bis sie ruhiger wurde.
Dann legte sie den Jungen sachte ins Bett. Sie hielt den Atem an, als er sich mit einem kleinen zufriedenen Laut auf die Seite rollte. Sie wartete, aber er wachte nicht auf. Stattdessen ging sein Atem bald gleichmäßig und zeigte ihr, dass er schlief.
Rebecca stand noch einen Moment vor dem Bett und betrachtete dann zärtlich das kleine Gesicht, das von wilden schwarzen Locken umrahmt wurde. Stolz und Liebe erfüllten ihr Herz.
T.J.
Er war das Wichtigste in ihrem Leben.
Weder ihre Karriere noch Damon hatten Priorität. Die heftige Leidenschaft, die sie für diesen Mann einst empfunden hatte, war in den Hintergrund getreten. Sie hatte Verantwortung übernommen, sie liebte und wurde geliebt. Nie würde sie T.J.s Vertrauen und seine Zuneigung gegen jenes wilde, doch zerstörerische Verlangen eintauschen, das Damon in ihr entfacht hatte.
Damon stand mit verschränken Armen im Wohnzimmer, als Rebecca eintrat. Sein undurchdringlicher Blick machte sie nervös.
„Schläft der Junge?“
„Ja“, erwiderte sie und blieb in der Tür stehen. Damon sah fantastisch aus. Unter seinem dunklen Maßanzug trug er wie immer ein weißes Seidenhemd, aber diesmal keine Krawatte. Der oberste Knopf war geöffnet. Darunter glatte, sonnengebräunte Haut. Rebecca riss sich mühsam von diesem Anblick los.
„Es tut mir leid, dass es ihm nicht gut geht. Ist es etwas Ernstes?“
Die echte Besorgnis in seiner Stimme überraschte Rebecca. „Er hatte eine Mittelohrentzündung.“
„Das kann aber gefährlich sein. Ich habe gehört, dass man davon taub
Weitere Kostenlose Bücher