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Lady in Rot

Lady in Rot

Titel: Lady in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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Diesmal hatte er vor, das Mittel anzuwenden, das er von vornherein hätte benutzen sollen: Charme. Rebecca hatte nie geleugnet, dass sie ihn attraktiv fand. Ein kleiner Flirt, dazu ein dicker Scheck, und schon würde sie Wachs in seinen Händen sein.
    Er fand direkt vor Chocolatique eine Parklücke. Das gab ihm Auftrieb. Alles lief wie geplant. Als er das Café betrat, rückte Damon seine Krawatte gerade, straffte seine Schultern und gönnte seiner Umgebung jenes atemberaubende Lächeln, dem schon so viele Frauen erlegen waren.
    Doch Rebecca war nicht da. Die junge Assistentin teilte ihm errötend mit, dass die Chefin heute nicht mehr zurückkommen würde.
    Fünf Minuten später jagte Damon seinen Mercedes die Straße entlang. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt, als er nach Rebeccas Adresse suchte. Er hatte nicht vor, noch viel mehr Zeit in diesem Kaff zu verschwenden. Wenn er es verließ, würde Rebecca neben ihm sitzen, das hatte er sich geschworen. Egal ob sie wollte oder nicht.
    Egal was es ihn kostete.

3. KAPITEL
    Rebecca bugsierte ihren gelben Kleinwagen in die Einfahrt des adretten Reihenhauses, das sie bewohnte, seit sie Dream Occasions vor fast vier Jahren verkauft hatte und in den Norden gezogen war.
    Die Narzissen im Vorgarten waren mittlerweile verblüht. Es dauerte nicht mehr lange, und Petunien und Ringelblumen würden den Garten in ein Farbenmeer verwandeln. Der Sommer stand vor der Tür. Unter dem großen Pohutukawa-Baum, der Schatten spendete, spielte sie oft mit ihrem Sohn. Rechtzeitig zu Weihnachten schmückte sich der Baum mit flammend roten Blüten.
    Sie stellte den Motor ab, drehte sich um und sah, dass T.J. in seinem Kindersitz tief und fest schlief. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, sein Mund war leicht geöffnet, und seine dunklen Locken ringelten sich tief in die Stirn.
    Ein Gefühl tiefer Zärtlichkeit übermannte sie. Sie liebte ihn unendlich.
    Er war ihre Familie. Nein, mehr als das. Nach kurzer Zeit schon war er der Mittelpunkt ihrer Welt geworden. Zuerst hatte sie Angst gehabt, keine gute Mutter abzugeben, doch diese Befürchtungen waren rasch verflogen. Sie liebte T.J. wie eine Löwin ihr Junges. Er gehörte zu ihr. Nur zu ihr. Zum ersten Mal in ihrem Leben gab es jemanden, den ihr niemand wegnehmen konnte. Heute hatte sie ihr stilles Versprechen gehalten und war früher aus dem Geschäft heimgekehrt, um Zeit mit T.J. zu verbringen.
    Sie hob das schlafende Kind aus dem Wagen und ging zur Haustür. Als sie die Treppe hochstieg, bemerkte sie den hochgewachsenen Mann, der an dem blumenüberwachsenen Spalier neben dem Eingang lehnte. Rebecca erstarrte.
    „Du hast ein Kind!“ Damons Worte waren eine Anklage. Er schien tatsächlich geschockt.
    „Ja“, fauchte sie. Damon wirkte seltsam erschüttert. Sie wurde nervös. Konnte es sein, dass er …
    Nein. Es war unmöglich. Sie war so vorsichtig gewesen.
    Damon trat aus dem Schatten. „Das wusste ich nicht.“
    „Warum solltest du auch? Du gehörst nicht zu meinen Freunden.“
    Treffer. Sie benutzte dieselben Worte wie er heute Morgen. Rebecca warf ihm einen Blick zu und sah mit Genugtuung, dass er sich ärgerte.
    Prima! Sollte er doch mal spüren, wie es sich anfühlte, verachtet zu werden.
    Sie schaute auf die Straße. „Wo ist dein Auto?“ Das silberfarbene Mercedes-Coupé wäre ihr sicher aufgefallen.
    „Ich parke um die Ecke.“
    „Oh.“ Dachte er, sie würde davonlaufen, sobald ihr klar war, dass er auf der Lauer lag? Wusste er etwa bereits von T.J.? War dies hier eine Falle? Aber weshalb sollte er dann so tun, als sei er überrascht, dass das Kind existierte? Ihre Gedanken überschlugen sich. Kopfschmerzen kündigten sich an.
    „T.J. war krank. Er braucht Ruhe. Also entschuldige mich bitte.“ Rebecca fixierte die Haustür, entschlossen, Damon zu entrinnen.
    „Warte einen Augenblick.“ Ehe sie reagieren konnte, pflanzte sich Damon vor der Holztür auf und nahm ihr den Haustürschlüssel ab. „Was hat er?“, fragte er, während er aufschloss. „Und wieso heißt er T.J.? Das ist ein seltsamer Name.“
    „Ich finde den Namen überhaupt nicht seltsam. Und überhaupt – was geht es dich an?“
    Sie trug das Kind ins Haus und die Treppe hinauf, halb hoffend, dass Damon ihr nicht folgte. Schritte hinter ihr belehrten sie eines Besseren. Vor T.J.s Kinderzimmer blieb sie stehen und wandte sich um. „Du wartest besser unten.“
    Er ignorierte die Aufforderung und betrat das Zimmer. Die Wände waren sonnengelb gestrichen.

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