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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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beiden Töchtern Sophie und Eliza ein.
    Lavinia musste, was ihr zunächst durch das geschäftige Durcheinander entgangen war, feststellen, dass zwei wichtige Mitstreiter fehlten: Lord Wincote und Lady Rattenshaw.
    “Dabei haben sie bislang nicht eine Probe versäumt”, bemerkte Lavinia besorgt. “Ich will hoffen, dass ihnen nichts zugestoßen ist.”
    Niemand antwortete. Womöglich waren die anderen ebenso überrascht wie sie – oder aber zu verlegen, um ihr zu sagen, was sie vermuteten. James warf Percy einen fragenden Blick zu, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
    Lavinia unterbrach die peinliche Stille und verkündete, dass zu ihrer großen Freude heute Mr. Lancelot Greatorex nach Stanmore House kommen werde, um ihnen Ratschläge zu geben, wie sie ihr Spiel noch verbessern könnten.
    Die anfängliche Verunsicherung der meisten Laienschauspieler verwandelte sich, kaum dass der berühmte Mime, der kurze Zeit später zu ihnen stieß, ermutigende Worte an sie gerichtet hatte, in größten Eifer und in den Ehrgeiz, ihren Part so überzeugend wie irgend möglich zu spielen.
    Auch Lavinia entspannte sich zusehends, zumal Mr. Greatorex ihr für Ende September einige seiner Schauspieler zur Verfügung stellen wollte für die noch unbesetzt gebliebenen Rollen. Zum Glück hatten die “Thespian Players” den “Sommernachtstraum” in ihrem Repertoire, sodass sie nur zur Generalprobe würden erscheinen müssen.
    “Der achtundzwanzigste September ist mir ganz recht für unsere Aufführung”, sagte Sir Percy nach der Probe zu Lavinia. “Denn ich glaube nicht, dass der Prozess sich länger hinziehen wird. Ihre Majestät dürfte nicht genug gegen ihren Gemahl in der Hand haben, um zu guter Letzt doch noch als Siegerin aus dieser Farce hervorzugehen.”
    Duncan, der neben der Schwester stand, legte den Kopf schräg. “Lavinia, es wird gemunkelt, Lord Wincote sei im Besitz irgendwelcher hochbrisanter Unterlagen, die nicht einmal Brougham gegen den König einzusetzen wagt.”
    “Woher weißt du das?”, erkundigte sie sich bestürzt.
    “Ach, darüber spricht seit Kurzem der gesamte Londoner
ton
.”
    Eine steile Falte zeigte sich zwischen ihren Augen. “Das ist doch Unsinn. Von wem sollte er derlei Papiere haben, wenn er doch die letzten Jahre in Cumberland verbracht hat?”
    Der Bruder zuckte mit den Schultern. “Ich kann dir nur wiedergeben, was man sich so erzählt. Wenn nur ein Fünkchen wahr davon ist, solltest du dich lieber vor Wincote in Acht nehmen.”
    “Meine Bekanntschaft mit Lord Wincote geht dich überhaupt nichts an”, zischte sie und wandte sich Sir Percy zu.
    Als man sich zu gehen anschickte, zog Lavinia James und Sir Percy zur Seite und befragte sie über das Verbleiben Lord Wincotes und Lady Rattenshaws. Doch die Gentlemen waren ebenso ratlos wie sie, und als Sir Percy den Freund zum Tee in den Club einlud, bat James ihn, einen Moment im Entree auf ihn zu warten, um ungestört mit Lavinia reden zu können.
    Er nahm ihre Hände in seine, als wolle er einen verletzten Vogel beschützen. “Mach dir bitte keine Sorgen, Lavinia. Es wird sich alles zum Guten wenden, du wirst es sehen.” Er schaute sie prüfend an und küsste zärtlich erst die eine, dann die andere Handfläche.
    Seine liebkosenden Lippen erzeugten in ihr ein Gefühl größter Erregung, das sie von Kopf bis Fuß erbeben ließ. Das Verlangen, inniglich von ihm umfangen zu werden, bemächtigte sich ihrer, und sie neigte sich sehnsüchtig zu ihm vor. Der Atem stockte ihr. Die Erkenntnis, dass sie ihn nicht aus Einsamkeit vermisst hatte, sondern weil sie ihn liebte – ihn seit jeher geliebt hatte –, versetzte ihr einen gewaltigen Schock. Sie war über beide Ohren verliebt in James Corringham. Wie konnte das nur geschehen?, fragte sie sich insgeheim. Wann hatte ihre schwesterliche Zuneigung sich in Liebe verwandelt?
    Bestimmt war es kurz vor seiner Abreise passiert, aus dem Grund hatte sie sein Abschiedsbesuch so mitgenommen. Bis zu diesem Augenblick war sie sich dessen überhaupt nicht bewusst gewesen, aber James hatte es womöglich bereits gespürt und vor Entsetzen Reißaus genommen. Vor Scham stieg ihr die Röte ins Gesicht. Aus zwei jungen Menschen, die einander wie Bruder und Schwester zugetan waren, konnte doch unmöglich ein Liebespaar werden!
    Sie reißt die Augen auf, als habe sie ein Gespenst gesehen, ging es James durch den Kopf, und er ließ mit einem starren Lächeln ihre Hände los, musste er doch erkennen, dass er

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