Lady Lavinias Liebestraum
bedenken.
“Sie haben leider recht”, räumte James ein.
“Das erlaube ich nicht!”, fuhr Sir Percy dazwischen. “Ich schätze Lady Lavinia ebenso sehr wie Sie, Lord Corringham, ich weigere mich indes entschieden, das Leben von Miss Doubleday aufs Spiel zu setzen.”
“Ich bin nicht in Gefahr, solange er nicht ahnt, was wir mit ihm vorhaben.”
James runzelte die Stirn. “Nein, es ist zu riskant.”
“Haben Sie einen besseren Plan?”
“Wir sollten uns weiterhin bemühen, ihn des Diebstahls an Lady Grahams und Lady Willoughbys Juwelen zu überführen.”
“Wir wissen doch nicht einmal, ob er überhaupt der Dieb ist”, entgegnete Marianne. “Es gibt keinerlei Hinweise dafür. Dass er sich von mir Geld geliehen hat, muss nicht zwingend mit dem Diebstahl in Zusammenhang stehen. Wenn er unschuldig ist, haben Sie nicht das Geringste gegen ihn in der Hand, um ihn von Lady Lavinia fernzuhalten. Dabei ist sie eine so entzückende und musisch begabte junge Dame und sollte keinesfalls einem Mann wie Wincote ausgeliefert sein.”
James konnte ihr nur beipflichten. “Ich gebe mich geschlagen, Miss Doubleday – jedoch nur unter der Bedingung, dass Sie mir oder Sir Percy immer Bericht erstatten, bevor Sie den nächsten Schritt unternehmen.” Er erhob sich, ging zu seinem Sekretär und zog eine kleine silberne Pistole aus der Schublade. “Hier, im äußersten Notfall können Sie sie zum Einsatz bringen.” Er nahm ihr Ridikül entgegen, verstaute die Waffe darin und zog die Kordel zu, um ihr die Tasche mit besorgter Miene wieder zurückzugeben. “Ich werde natürlich auch Major Greenaway bitten, Sie im Auge zu behalten. Kommen Sie morgen um die gleiche Zeit zu mir, dann werde ich Sie mit dem Gentleman bekannt machen.”
“Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, mein Lieber”, entgegnete Sir Percy mit einer steilen Falte zwischen den Augen, derweil er sich erhob und seiner Begleiterin den Arm bot, um sie nach Hause zu geleiten.
“Ich weiß, was ich tue”, murmelte James, als er, kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war, ermattet in den Sessel sank.
9. KAPITEL
“L ord Wincote wünscht Sie zu sehen, Euer Gnaden. Werden Sie ihn empfangen?”
Frances drehte sich zu Lavinia um, die auf der Fensterbank im Gesellschaftszimmer saß und mit einem Buch auf dem Schoß immer wieder Passagen aus ihrem Rollentext deklamierte. Sie schaute die Stiefmutter so erstaunt an, als sei Lord Wincote der Letzte, den sie erwartet hätte.
“Lavinia, wünschst du, dass ich ihn empfange?”
“Warum denn nicht, Mama?”
Die Duchess of Loscoe nickte dem Lakaien zu, der sich unverzüglich mit einer Verbeugung entfernte, um wenig später mit dem Gast zurückzukehren. Mit dem Ausdruck größter Zuversicht und unerschütterlichen Selbstvertrauens schritt Lord Wincote auf Lavinia zu und überreichte ihr den großen Strauß Rosen, den er in der Hand hielt. Dann verneigte er sich schwungvoll vor beiden Damen. “Euer Gnaden, Mylady.”
Mit einem milden Lächeln wurde er von Lavinia willkommen geheißen, obgleich sie weder die Begegnung im Buchladen noch sein Fernbleiben bei der Probe vergessen hatte.
“Guten Tag, Mylord”, sagte die Duchess und wies dem Gast den Stuhl neben sich an, derweil Lavinia sich, nachdem sie die Blumen einem Bediensteten übergeben hatte, auf dem Sheratonsessel gegenüber niederließ.
Reumütig zu Lavinia blickend, hob Edmund die Schöße seines Gehrocks und setzte sich. “Mylady, ich kam, um mich vielmals bei Ihnen zu entschuldigen, dass ich gestern, ohne Ihnen Nachricht gegeben zu haben, nicht auf der Probe erschienen bin.”
“Ich nehme Ihre Entschuldigung an, Mylord.” Lavinia war überrascht, wie kühl sie ihn ansprach. “Sie haben leider eine große Überraschung versäumt. Der Schauspieler Lancelot Greatorex erwies uns nämlich gestern die Ehre und nahm an der Probe teil. Wir alle können noch viel von ihm lernen.”
“Ich bin überaus betrübt, dass ich nicht dabei sein konnte, doch ich musste mich einem wichtigen Geschäft widmen und hatte ob seiner Dringlichkeit nicht mehr daran gedacht, Ihnen abzusagen. Ich bin zutiefst beschämt.”
“Wie es der Zufall wollte, waren Sie nicht der Einzige, der gefehlt hat. Lady Rattenshaw konnte auch nicht kommen.”
“Wirklich?”, fragte er. “Ihre Ladyschaft war doch stets überaus verlässlich. Wissen Sie den Grund ihres Fernbleibens?”
Lavinia schaute den Gentleman unverblümt an. “Nein. Ich dachte,
Sie
wüssten es.”
“Ich?”,
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