Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
Vom Netzwerk:
viel, viel schlimmer gewesen.“
    „Mylady, das ist absurd!“, schalt Miss Wood. „Nicht nur, dass solche Fantastereien abwegig sind, sie sind, was die Situation Ihrer Schwester betrifft, auch von keinem großen Nutzen. Was unsere Situation betrifft.“
    „Auf gewisse Weise hat sie aber recht“, meinte Mary und freute sich über Dianas Unterstützung. „Lord John hätte von diesem Mann getötet werden können, vor unseren Augen!“
    „Wie es scheint, ist eine Menge vor unseren Augen geschehen und auch vor den Augen eines jeden, der zu Madame du Fontenelles Salon erschienen ist.“
    Unfähig, länger stillzustehen, begann Miss Wood vor dem Bett auf und ab zu gehen. „Ich vertraute Ihnen, Lady Mary. Ich habe Ihnen in Bezug auf Lord John große Freiheiten erlaubt, weil ich glaubte, Sie beide wären meines Vertrauens würdig. Ich glaubte, Sie teilten mit ihm das harmlose Interesse an Gelehrsamkeit und Kunst. Aber er ist, wie es scheint, weder ein ehrenwerter Gentleman noch vertrauenswürdig, was Frauen betrifft. Während Sie, Lady Mary, mein Vertrauen in Sie enttäuscht und verraten haben, indem Sie mit diesem unglücklichen Lump eine … eine Liebschaft anfingen.“
    „Er ist kein Lump, Miss Wood!“, rief Mary aus. „Er ist immer noch derselbe Gentleman, der er vorher war!“
    „Da bin ich mir sicher“, entgegnete Miss Wood streng. „Die Frage ist nur, was für eine Art von Gentleman das wohl gewesen sein mag.“
    Mit den Tränen kämpfend, blickte Mary in ihren Schoß. Sie liebte John, und er liebte sie, jedenfalls genug, um sie heiraten zu wollen. Wie konnte er da ein Lump sein? Tief in ihrer Tasche, in ein Tuch eingewickelt, steckte sein Verlobungsring. Bei der Aufregung und dem Gedränge im Garten hatte sie unwillkürlich die kleine Schachtel an sich genommen, um sie in Sicherheit zu bringen und, um bei der Wahrheit zu bleiben, weil sie den Ring haben wollte. Nur zwei Minuten länger mit ihm allein, und sie hätte seinen Antrag angenommen. Dann wäre der Ring jetzt an ihrem Finger statt verwaist in ihrem Taschentuch.
    Zwei Minuten, vielleicht sogar weniger. Aber wie würde es jetzt weitergehen? Sie war in Panik geraten und fortgelaufen. Sie war der Feigling, nicht John, und das praktische, vernünftige Mädchen vom Lande, das sie immer zu sein behauptete, war verschwunden. Was geschehen war, hatte sie so überwältigt, dass sie die Fassung verloren und in die Sicherheit geflohen war, zurück zu Diana und Miss Wood, die direkt draußen vor der Gartentür standen.
    Sie wollte nur so lange von John fortbleiben, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Danach hatte sie zurückgehen und ihm sagen wollen, wie sehr sie ihn liebte und wie geehrt sie sich fühlen würde, seine Frau zu werden. Miss Wood hatte indes auf ihrem sofortigen Aufbruch bestanden. Die Heimfahrt hatte unter eisigem Schweigen stattgefunden, was umso schmerzlicher für Mary war, da sie noch nie das Ziel von Miss Woods Missbilligung gewesen war.
    Doch wo war John jetzt? Und was musste er von ihr denken? Dass sie fortgelaufen war und ihn im Stich gelassen hatte, als er sie am meisten brauchte? Dass sie ihn vielleicht nicht so sehr liebte, wie sie behauptete? Dass sie nicht mutig genug war, um seine Frau zu werden?
    Feigling, Feigling, Feigling!
    „Bedenken Sie, was er heute Nacht freiwillig gestanden hat“, fuhr Miss Wood fort. Aufgebracht lief sie im Zimmer umher, und jeder Schritt von ihr war wie eine weitere Anschuldigung gegen John. „Er hatte eine Affäre mit einer verheirateten Frau, die dann bei einem Duell zum Tod jenes Gentlemans führte. Einem Duell!“
    „Er sagte mir, es sei nicht so gewesen, wie es den Schein hat!“, protestierte Mary, bereit, ihn zu verteidigen. Auch sie war zuerst entsetzt gewesen. Keiner der Männer, die sie kannte, hatte je zugegeben, so etwas Skandalöses getan zu haben. Doch dann dachte sie daran, dass die Umstände John gezwungen hatten, sich seinen eigenen Weg in der Welt zu suchen. „Vater sagt immer, jede Geschichte hat zwei Seiten. Ich bin überzeugt, bei dieser hier gibt es auch eine andere!“
    Miss Wood blieb stehen. „Seine Gnaden, Ihr Vater, bezog sich dabei nicht auf eine Situation, in der es um Mord geht.“
    „Und warum nicht, Miss Wood?“, fragte Mary. „Lord John sagt, dass er bei der darauf folgenden Untersuchung freigesprochen wurde.“
    „Aber wenn das Duellieren nun ein Teil seines Lebens geworden ist, Mylady, dann …“
    „Aber er weigerte sich doch, Miss Wood“, rief Mary.

Weitere Kostenlose Bücher