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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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nach dem heutigen frostigen Abendessen und gerade weil es Mary war, wies er jetzt dieses Kompliment eigensinnig zurück und gestattete sich nicht, ihr zu glauben. Stattdessen tat er so, als hätte sie die Bemerkung gar nicht gemacht.
    „Als Sie gestern in Dumonts Laden zurückkehrten“, fuhr er fort, „sahen Sie da irgendetwas Außergewöhnliches, etwas, das anders war als zuvor?“
    Sie runzelte die Stirn. „Aber ich kehrte nicht in den Laden zurück. Vor unserer Abreise hatte ich dazu gar keine Zeit.“
    „Aber Sie sagten doch, Sie hätten Dumont gesehen?“
    „Er kam zum Gasthof und traf mich dort“, erklärte sie. „Während Sie gingen, um die Erdbeeren zu kaufen, rief mich Monsieur Dumont zu sich. Er stand an der einen Seite des Gasthofes. Er war aufgeregt, Mylord, so aufgewühlt, dass mir sein Benehmen unangenehm war.“
    John nickte. Er wollte sie nicht noch mehr beunruhigen, aber das hier war komplizierter – und gefährlicher –, als er zuerst geglaubt hatte.
    „Was sagte Dumont zu Ihnen, das Ihnen Angst machte?“, fragte er sanft. „Versuchte er, das Bild von Ihnen zurückzukaufen?“
    „Oh nein“, antwortete Mary. „Das hat er mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen wollte er, dass ich niemandem von dem Kauf des Bildes erzähle.“
    „Nannte er Ihnen einen Grund für diese Geheimhaltung?“
    „Dazu war er zu sehr in Eile“, sagte sie. „Vielleicht wollte er ihn mir auch einfach nicht sagen. Ich vermute, es ist genau so, wie Sie sagten. Das Bild war eine Fälschung, und Monsieur Dumont fürchtete um seinen Ruf, sollten andere erfahren, dass er gefälschte Bilder für echt verkaufte. Nicht, dass es mir etwas ausmacht. Ich mag das Gemälde immer noch, ganz gleich, wer es malte und wann.“
    „Ich wünschte, es wäre so einfach“, entgegnete John. „Aber das ist es nicht. Seit Jahren verkaufte Dumont schon Fälschungen. Bevorzugt an Leute aus der englischen Oberschicht, die wie Sie den Kontinent bereisen und sich nicht darum scheren, ob sie zum Narren gehalten werden oder nicht.“
    Sie rümpfte die Nase. „Wie reizend von Ihnen, mich mit diesem Haufen in einen Topf zu werfen, selbst wenn es stimmt.“
    „Ich sagte, keiner kümmerte sich drum, jedenfalls nicht mehr, als Sie es tun“, entgegnete er und wollte sich nicht durch dieses entzückend gerümpfte Näschen ablenken lassen. „Doch Dumonts Warnung ängstigte Sie immerhin genug, um das Bild auf der Reise zu verstecken?“
    Sie lächelte verlegen. „Es klingt nach Aberglauben, ich weiß. Aber er hat alles darangesetzt, mich zu warnen. Also fand ich, ich müsste alles tun, um das Bild zu schützen.“
    „Ihr Versteck mag es heute Nacht vor den Dieben gerettet haben.“ Einen Augenblick lang schwieg er und überlegte, wie viel er ihr erzählen sollte. Er wollte sie nicht grundlos ängstigen, doch es wäre ein Verbrechen gewesen, sie nicht vor einer Gefahr zu warnen, die er für sehr real hielt. „Sie zeigten keinerlei Interesse an Ihren Juwelen oder an Ihrem Geld, nicht wahr?“
    Ihre Augen wurden groß vor Erstaunen. „Wie haben Sie das erraten? Ich versteckte den Schmuck meiner Mutter, denn er ist unersetzlich. Doch der Mann, der uns anhielt, fragte nicht einmal danach.“
    Er sah, dass an ihren Ohren die schweren Perlentropfen fehlten, die für ihn inzwischen so etwas wie ein Teil von ihr geworden waren. „Aber sie durchwühlten unsere Schrankkoffer und nahmen doch nichts mit.“
    Er streckte die Hand aus und drehte das Gemälde zu sich herum. „Ich weiß zwar immer noch nicht warum, doch ich wette, Mylady, sie wollten das hier. Und ich wette ebenfalls, dass der arme Monsieur Dumont plötzlich Gewissensbisse bekommen hat, weil er die auf Ihre Spur gebracht hat. Er bereute es.“
    „Wollen Sie damit sagen, er wurde meinetwegen ermordet?“
    „Nein, seinetwegen hier.“ Er nahm das Bild und stellte es in den großen, gekrümmten Ast einer Weide. Der Heiligenschein und die Flügel leuchteten im Mondlicht, das Gesicht des Engels war jetzt von geisterhafter Blässe. „Die eigentliche Frage heißt: Warum? Was ist an diesem Gemälde, das die Menschen dazu bringt, für dieses Bild zu töten – und zu sterben?“
    Mary streckte die Hand aus und fuhr sacht mit dem Zeigefinger über den Rahmen. „Nachdem Sie gesagt hatten, es könnte eine Fälschung sein, nahm ich es wieder mit auf mein Zimmer und besah es genau. Ich habe es gründlich untersucht, ob vielleicht irgendetwas Gefälschtes daran sein könnte. Aber da war nichts,

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