Lady Marys romantisches Abenteuer
bisschen kokett. „Ich danke Ihnen wirklich. Nun, ich habe eine alte italienische Schrift gesehen, welche dieser hier gleicht. Einer der Freunde meines Vaters sammelt alte Briefe berühmter Leute, und er zeigte mir einen von einem berühmten römischen Dichter.“
Also wieder zurück zum Thema. Wenn es das war, was sie wünschte, konnte er sehr wohl ganz sachlich sein. Und so nickte er verstehend. „Ich habe auch bereits eine solche Schrift gesehen. Sie ähnelte eher der Art, in der Engländer zu Zeiten Shakespeares schrieben, mit gedrungenen, plumpen Buchstaben.“
Mary nickte begeistert. „Und sie sah aus, als wäre sie in großer Eile niedergeschrieben worden, ganz ohne Schnörkel.“
John deutete auf einen dicken, geschwungenen Bogen. „Dann könnte das hier Teil eines Buchstaben sein?“
Sie nickte. „Und dieses Zeichen hier ein anderer. Aber das hier – sieht das nicht wie eine Nummer aus? Eine Zwei und eine Vier oder eine Vierundzwanzig?“
„Eine Zwei und eine Vier.“ Er kauerte sich auf die Fersen und dachte nach. „Es könnte eine Menge, eine Summe, eine Gebühr, eine Adresse sein. Kurz gesagt, es kann alles und nichts sein.“
„Aber es ist ein Anfang, John“, sagte sie, tat es ihm nach und hockte sich ebenfalls hin, wobei ihre gestreiften Röcke sich auf dem Boden bauschten. „Ein ausgezeichneter Anfang! Denken Sie doch nur, wie viel wir heute entdeckt haben!“
„Und wie das bei allen guten Rätseln ist, wirft eine Frage, die wir beantworten, drei neue auf.“ Er erhob sich und bot ihr die Hand. „Stehen Sie auf, Mylady. Ich kann die Tochter eines Dukes nicht auf dem Boden sitzen lassen.“
Ohne auf ihn zu achten, stand sie aus eigener Kraft auf. „Es dürfte nicht schwer sein, eine Liste alter florentinischer Familien aufzutreiben, John. Bei all den Sammlungen und Bibliotheken in Paris können wir alles, was über Fra Pacifico und seine Auftraggeber bekannt ist, herausfinden. Und wenn wir dann erst einmal in Florenz selbst sind, nun, wir …“
„Langsam, langsam, Mary“, sagte er sanft. „Machen Sie aus Ihrer Reise keine Hetzjagd. Wie alle schönen Dinge im Leben wird sie auch ohne Ihr Zutun schnell genug vorbei sein.“
„Ich weiß.“ Sie schaute zu ihm auf. Im Licht des Kaminfeuers leuchteten ihre Augen, während sie ihm forschend ins Gesicht sah. „Ich habe so lange auf all das gewartet, müssen Sie wissen, dass ich es kaum noch abwarten kann. Ich weiß, ich sollte innehalten und mir alles ins Gedächtnis einprägen für die Zeit, in der ich dann nur noch werde zurückblicken können. Aber ich kann nichts dagegen machen. Ich plane und plane, um alles so richtig wie möglich zu machen, und dann, bevor ich es merke, ist alles schon geschehen und vorbei.“
„Das ist eine Gewohnheit, mit der Sie brechen müssen.“ Er strich ihr leicht mit einem Finger übers Kinn und hob ihr Gesicht zu sich empor. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn jemand das letzte Mal so angesehen hatte. So, als wüsste er wirklich jede Antwort. „Wie wollen Sie all diese schändlichen Abenteuer erleben, nach denen Sie sich so verzehren, wenn Sie Ihre ganze Zeit damit verschwenden, sich den Kopf über Bibliotheken und Familiennamen zu zerbrechen?“
Marys trauriges Lächeln passte so gar nicht zu ihrer üblichen einnehmenden Fröhlichkeit. „Ich wünschte, ich könnte einmal unvernünftig sein und dafür sorgen, dass dieser Tag immer und immer fortdauert und nie vergessen sein wird.“
„Das ist kein so unmöglicher Wunsch, wenn man bedenkt, dass es ganz in Ihrer Macht steht, zu tun, was Sie möchten.“
„Allein kann ich es nicht.“ Sie errötete über ihre eigene Kühnheit. „Du lieber Himmel, ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe!“
„Warum, wenn es doch wahr ist?“ Er lachte leise und näherte sein Gesicht dem ihren. Er würde sie küssen, und sie würde seinen Kuss willkommen heißen. Und weil sie beide das wussten, bekam dieser letzte, schwebende Augenblick ein besonderes Prickeln. „Oder war ich nur ein Teil von einem deiner zahllosen praktischen und vernünftigen Pläne?“
„Oh nein, John“, entgegnete sie. „Dich hätte ich nie planen können.“
„So wenig wie ich dich, mein Schatz“, murmelte er, bevor er ihr mit den Lippen den Mund verschloss. Sofort ließ sie das Tuch hinter sich zu Boden fallen und legte ihm die Arme um die Schultern. Erwartungsvoll bog sie sich ihm entgegen, und John musste lächeln, als ihr Korsett leise knirschte.
Er ließ seine
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