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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Krieger-Prinzessin, mit blitzenden dunklen Augen, und die kunstvollen Zöpfe wanden sich wie Schlangen umeinander.
    „Wie konnte er nur Fra Pacifico heißen und dabei solche Bilder malen?“, wunderte sie sich und beugte sich näher, um den ganzen Zauber des Bildes in sich aufzunehmen. „Bruder Friede, tatsächlich. Sehen Sie nur! Sie könnte der geborene Cäsar ein.“
    „Sie ist wie eine Löwin“, meinte John neben ihr. „Sicher eine Heidin unter all den Christen. Ich wette, d’Archambault ist gekommen, um sie zu sehen, niederträchtig wie er selbst ist.“
    „Still, John“, sagte Mary, erschrocken über seine Respektlosigkeit. „Wahrscheinlich war sie eine geachtete Dame, die edle Vorsteherin einer großen italienischen Familie.“
    „Ich glaube eher, dass sie immer nur ihren eigenen Willen durchsetzte und ihrer Leidenschaft frönte“, erwiderte John. Es war zu erkennen, dass er von dem Bild genauso fasziniert war wie Mary. „Schauen Sie sich ihr Gesicht an – eher Mars als Venus –, und sagen Sie mir, ob sie nicht viel mehr Ärger gemacht als Frieden gebracht hat.“
    Mary lächelte leicht ironisch. „Ich habe nie behauptet, dass sie keinen Ärger machte.“
    „Das haben Sie nicht, weil Sie es nicht konnten, wenn Sie bei der Wahrheit bleiben wollten.“ Während sie das Bild bewundert hatten, war er leise immer näher an sie herangetreten, und jetzt schien es die natürlichste Sache der Welt zu sein, dass er ihr leicht den Arm um die Taille legte. „Was das betrifft, muss sie Ihnen ähnlich gewesen sein.“
    „Mir?“ Ungläubig drehte sie sich zu ihm um. „Es liegt in meiner ureigensten Natur, Probleme zu lösen, John, nicht sie zu machen. Jeder in meiner Familie kann Ihnen das bestätigen.“
    „Vielleicht urteile ich nach meinen eigenen Beobachtungen“, meinte er. „Und wohlgemerkt, ich beklage mich nicht. Die Unruhe, die Sie stiften, kann höchst unterhaltsam sein.“
    „Dummes Zeug“, widersprach sie und wandte sich wieder dem Gemälde zu. „Ich tue einfach so, als hätte ich das nicht gehört. Ob diese Dame zu der Familie gehört, die meinen Engel in Auftrag gab?“
    John ließ einen eigenartig glucksenden Laut hören. Mary hatte den Verdacht, dass er ein Lachen unterdrückte. An seiner Hand auf ihrem Rücken spürte sie, dass er vor Lachen bebte. Wie kam er nur auf die Idee, sie wäre eine Unruhestifterin?
    „Es wäre nicht überraschend, wenn sie aus derselben Familie käme“, fuhr sie fort und versuchte, ihn so gut es ging zu ignorieren. „Wie wohl ihr Name war?“
    „Der ist nach all der Zeit verloren gegangen“, antwortete John. Er hatte sich jetzt wieder in der Gewalt. „Porträt einer jungen Dame, daraus lässt sich nicht gerade viel schließen.“
    „Wenn wir nur die Tafel mit den Spendern hätten, dann wüssten wir alles!“, sagte sie. „Wir wüssten, wer die Bilder in Auftrag gegeben hat, was die Zeichen auf der Rückseite bedeuteten, wie der Name der Dame lautete, was …“
    „Kurz und gut“, unterbrach er sie und schien wieder Mühe zu haben, ein Lachen zu unterdrücken, „wir wären die gescheitesten Leute auf der Welt und hätten auf alle Geheimnisse eine Antwort.“
    Sie senkte den Kopf. „Jetzt machen Sie sich doch lustig über mich, Mylord.“
    „Nur ein ganz wenig, Mary“, erwiderte er. „Sozusagen von Unruhestifter zu Unruhestifter.“
    Er wandte den Blick vom Bild ab und ihr zu. Mary las darin so viel unverhüllte Zuneigung, dass ihr seine Hänselei gar nicht mehr so schlimm schien.
    „Ich habe Sie wirklich vermisst“, fuhr er fort. „Ich kann noch nicht einmal erklären, auf welche Art und Weise. Dass Sie nicht bei mir waren, schien mir einfach nicht richtig.“
    Sie verstand ihn, denn sie hatte genauso empfunden. All die kleinen Kriege, die sie in ihrem Kopf geführt, die Zweifel und Fragen, mit denen sie sich auseinandergesetzt hatte – alles ließ nur einen Schluss zu. Mit John zusammen zu sein, war richtig. Getrennt von ihm zu sein, bedeutete Verlust, Einsamkeit. Es war falsch.
    War es das, was Dichter und schwärmerische Menschen Liebe nannten? Er hatte noch nicht davon gesprochen, aber Mary hatte schon sagen hören, dass es Männern äußerst schwerfiele, dieses Wort auszusprechen. Sie wünschte, sie hätte eine verheiratete Freundin, die sie jetzt um Rat fragen könnte. Weder Miss Wood noch Diana – ganz besonders nicht Diana – kamen dafür in Frage. Die leidenschaftliche Erregung, die sie ergriff, wenn John sie küsste und sie auf

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