Lady meines Herzens
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Kapitel 36
In den Büros der London Weekly
Fleet Street 53, London
Sophie war noch nie so überglücklich gewesen, an einer Redaktionssitzung teilnehmen zu dürfen. Mr Knightly hatte nicht vor, sie vor die Tür zu setzen. Er hatte sogar gesagt, er schulde ihr etwas. Die Zeitung hatte sich gut entwickelt, aber der große Erfolg war erst gekommen, nachdem sie in seinem Büro aufgetaucht war und ihn damit auf die Idee gebracht hatte, mit der Einstellung einer Frau einen Skandal zu verursachen.
Wütende Duchessen gab es wie Sand am Meer, hatte Mr Knightly ihr erklärt. Aber es gab nur vier Schreibende Fräulein, die allesamt für ihn arbeiteten.
Sie hatte sich Julianna anvertraut und ihr erzählt, was am Vorabend passiert war. Zumindest einen Großteil. Sie hatte nichts von den Küssen gesagt, weil schon die Erwähnung des ausgedehnten, intimen Spaziergangs im Mondlicht ihr einen Vortrag über Anstand eingebracht hatte. Erneut hatte ihre Freundin sie daran erinnert, dass der Mann, den sie liebte, praktisch mit einer anderen Frau verheiratet war.
Die Geschichte mit Matthew und Lavinia hatte Julianna hingegen sehr interessiert.
»Sophie ist zufällig Matthew und Lavinia begegnet«, berichtete Julianna jetzt den Anwesenden und wiederholte die ganze Geschichte. Natürlich fragten die anderen Frauen Sophie, was sie denn im Lustgarten von Vauxhall zu suchen hatte, und schon bald kam die ganze Geschichte von Sophies zauberhaftem Abend ans Licht (ohne die Küsse natürlich; das behielt sie lieber für sich).
»Was mich so traurig macht, ist die Tatsache, wie perfekt wir harmonieren. Trotzdem wird er Clarissa heiraten«, klagte Sophie. »Ich kann einfach nicht verstehen, wieso er so sehr darauf beharrt, sie zum Altar zu führen.«
»Ich dachte, wir wüssten, dass er Clarissa heiraten muss«, wandte Eliza ein.
»Er kann wohl kaum einen Rückzieher machen, und sie ebenso wenig«, sagte Julianna.
»Julianna …«, murmelte Annabelle und mahnte die Kollegin zu mehr Nachsicht.
»Er liebt sie nicht, und sie liebt einen anderen Mann. Beide glauben nicht daran, dass man aus Liebe heiraten könnte. Und dann hat Matthew Brandon und mir auch noch erzählt, er bereue es nicht, mir den Laufpass gegeben zu haben. Darum hoffe ich einfach, Brandon wird seine Entscheidung vielleicht noch mal überdenken«, sagte Sophie. Und dann hatte er sie so leidenschaftlich geküsst! Ausgerechnet nach ihrem ausführlichen Gespräch über seine Weigerung, seiner Liebe nachzugeben, als sie am Boden zerstört gewesen war, hatte Brandon sie leidenschaftlich geküsst und ihrer Hoffnung neue Nahrung gegeben.
»Es wäre einfach ein Riesenskandal«, bemerkte Eliza.
»Ein Skandal, wie wir ihn noch nie erlebt haben«, fügte Julianna hinzu. Sie lächelte bei der Vorstellung, dass sie dann exklusiv darüber berichten könnte. Sophie wandte den Blick ab. Hier ging es um wahre Liebe und um ihre Zukunft, nicht um eine lächerliche Klatschkolumne.
»Was soll ich bloß tun, liebe Annabelle?«, fragte Sophie. Das war ihr Problem: Sie wusste nicht, was sie noch tun konnte, zumal Brandons Absichten noch immer unklar waren. Sie wusste nicht, wann sie ihn das nächste Mal sehen würde oder eine Gelegenheit bekam, mit ihm zu reden.
»Hast du bereits mit dem fraglichen Gentleman über die Angelegenheit gesprochen?«, fragte Annabelle.
»Ein wenig.«
Juliannas Augenbrauen schossen nach oben. Offenbar hatte sie geglaubt, die Sache sei nicht so ernst.
»Du hast mit ihm darüber geredet?« Aufgeregt beugte Eliza sich vor. »Und was hat er gesagt?«
»Er sagte, es sei kompliziert. Ich wollte das Thema nicht weiter vertiefen«, erklärte Sophie, warum sie keine konkrete Antwort von ihm bekommen hatte. Sie wünschte, Brandon käme einfach bald zu Verstand und würde ihr seine Liebe gestehen und sie bitten, ihn zu heiraten. Und all das sollte bitte passieren, ohne dass sie ihm ein wirklich intimes Gespräch aufdrängen musste.
»Aber Sophie! Dieses unangenehme Gespräch könnte der herrliche Moment sein, in dem er beschließt, dich zu heiraten«, gab Annabelle zu bedenken. Darüber hatte Sophie noch nicht nachgedacht.
»Ich sollte also mit ihm reden«, schlussfolgerte Sophie.
»Ja«, sagten Annabelle und Eliza einstimmig.
»Das klingt ziemlich vernünftig«, meinte Sophie. Es klingt, als steuerte ich direkt auf eine Katastrophe zu.
» Ist es auch. Du weißt doch, ich bin Expertin für gute Ratschläge«, sagte Annabelle und lächelte.
»Ich dachte, ich
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