Lady meines Herzens
heraufgebracht worden war. Sie hatte davon noch nicht probiert, aber sie hatte darüber nachgedacht.
Beim Dinner zu Ehren von Marlboroughs
Feldzug in Deutschland
Wie beinahe alle Anwesenden war die ältere Lady Richmond offensichtlich überrascht, einen bayerischen Prinzen bei diesem Dinner anzutreffen. Normalerweise wäre Frederick niemals hierhergekommen, doch er musste unbedingt Clarissa sehen.
Er konnte die Augen kaum von ihr abwenden, doch Lady Richmond wachte mit Argusaugen über ihre Tochter. Sobald Frederick versuchte, sich Clarissa zu nähern, rauschte sie herbei und vereitelte jede Annäherung.
Brandon aber, der glückliche und undankbare Narr, wich nicht von Clarissas Seite. Er hatte es versucht, aber Lady Richmond stürzte immer mit einer lieben, lieben Freundin herbei, die sie unbedingt dem jungen Paar vorstellen wollte, sodass er sich nicht entfernen konnte.
Frederick verließ heimlich den Salon und nahm sich die Freiheit, im Speisezimmer die Sitzordnung neu zu arrangieren. Jetzt saß er neben Clarissa, und Lady Richmond war am unteren Ende der Tafel platziert.
Leider fiel der Gastgeberin auf, dass jemand sich an ihren ausgeklügelten Arrangements zu schaffen gemacht hatte, und brachte die Sache wieder in Ordnung, bevor alle Gäste eingetroffen waren. Frederick musste sich mit der Gesellschaft völlig uninteressanter Tischdamen zufriedengeben.
Doch statt sich mit ihnen zu unterhalten, beobachtete er nur Clarissa. Was hatte ihr plötzliches Schweigen bloß zu bedeuten? Was ging in ihr vor?
Sie hob den Blick von ihrem Teller – sie aß nichts, das arme, liebe Vögelchen – und richtete ihn auf Frederick. Er glaubte, Tränen zu entdecken, aber das konnte genauso gut eine optische Täuschung im Schein der zahlreichen Kerzen sein. Es war unglaublich quälend, nicht einfach zu ihr gehen und sie trösten zu dürfen.
Die ganze Situation war ihm verhasst.
Clarissa berührte ihren Mund mit den Fingerspitzen – die süßen, weichen Lippen, die er bei jenem überwältigenden Kuss hatte schmecken dürfen –, und jetzt sah er, dass die Tintenflecken verschwunden waren. Sie hatte überhaupt nichts mehr geschrieben.
Sie hatte die Annahme seiner Briefe verweigert und ihm selbst keine mehr geschrieben. Trotzdem konnte er in ihrer Miene Gefühle erkennen, die seinen eigenen glichen.
»Clarissa, ich wurde gerade von Lady Byrnham gefragt, wie dein Hochzeitskleid aussieht. Beschreibe es ihr«, unterbrach Lady Richmond die stumme Konversation über die Länge des Tisches hinweg.
Wie sollte er nur untätig danebenstehen, wenn sie einen anderen Mann heiratete?
Frederick hatte das Gefühl, Clarissa sei in einem Turm gefangen. Sie war seinen Armen und seinen Küssen entzogen worden.
Sobald Clarissas Aufmerksamkeit anderweitig gefesselt war, und sei es nur für einen Moment, blickte Lady Richmond in Fredericks Richtung. Als sich ihre Blicke begegneten, grinste sie, als hätte sie ihn mit dieser Aktion ausgestochen. Als hätte sie eine Schlacht gewonnen. Als wäre sie sicher, dass Frederick Clarissa niemals bekommen würde, da sie ihre Tochter eingesperrt hatte.
Frederick entschuldigte sich. Er eilte auf direktem Weg in das Arbeitszimmer des Gastgebers und bediente sich bei den Schreibsachen. Ein Dienstmädchen wurde großzügig mit klingender Münze belohnt und mit deutlichen Befehlen versorgt, damit es den Brief seiner Bestimmung zuführte.
Kapitel 38
Noch zwei Tage bis zur Hochzeit …
Hamilton House
»Nein, nein, nein, NEIN ! Das Orchester sollte auf der anderen Seite des Saals sitzen«, sagte Lady Richmond ungeduldig zu einem der Lakaien. Sie wedelte sich hektisch frische Luft zu wegen der Hitze, und weil es sie schrecklich bedrückte, eine perfekte Hochzeit für ein Paar zu organisieren, das so wenig Interesse füreinander und für den großen Tag zeigte, der bevorstand.
Sophie blieb im Hintergrund und versuchte, so wenig wie möglich aufzufallen. Dass man sie immer noch einlud, an den Vorbereitungen teilzunehmen, lag allein an Lady Richmonds Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung. Der Wunsch, ihren Namen in den Zeitungen zu lesen, war größer als ihre Abscheu gegenüber einer jungen Frau, die sie als Rivalin ihrer Tochter begriff. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie den perfekten Ehemann für ihre Tochter und für diese Dreiecksgeschichte ausgesucht hatte. Denn dieser Mann würde niemals eine Frau sitzen lassen.
Auch dann nicht, wenn … Sophie rang nach Luft. Es war unerträglich heiß, und
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