Lady meines Herzens
könnte stattdessen vielleicht beinahe sterben, sodass ihm dadurch klar wird, dass er mich wirklich liebt und nicht ohne mich leben kann. Ich würde mich dann erholen, und wir leben glücklich bis an unser Lebensende.« Sophie seufzte.
»Rede mit ihm«, sagte Annabelle fest. Eliza und sogar Julianna nickten zustimmend.
»Ladies first«, rief Mr Knightly, wie er es immer tat, um eine Redaktionssitzung einzuleiten. »Miss Harlow?«
»Die dritte Folge meiner Serie über die Hochzeit des Jahres ist fertig.« Sie hatte den Artikel heute früh geschrieben und dafür die Notizen herangezogen, die ihr die Duchess zur Verfügung gestellt hatte. Sie hatte den Artikel noch einmal abschreiben müssen, weil der erste Entwurf von ihren Tränen völlig verdorben war.
»Sehen Sie zu, dass Sie unter allen Umständen auch an der Hochzeit teilnehmen können«, erklärte Mr Knightly und starrte sie finster an.
»Ja, Sir«, sagte Sophie. Ihr wurde ganz flau im Magen.
»Welche Geheimnisse der Gesellschaft haben wir diese Woche?«, fragte er.
»Jeder spricht über die Aufmerksamkeit, die der Duke of Hamilton and Brandon einem gewissen Schreibenden Fräulein entgegenbringt. Wer nicht darüber spricht, redet über die offensichtliche Zuneigung, die seine Verlobte und den Prinzen von Bayern verbindet.«
»Dreiecksgeschichten, Prinzen, Dukes, die Schreibenden Fräulein der London Weekly . Gut gemacht, Miss Harlow. Ich liebe diese Geschichte. Miss Swift, in Ihrer nächsten Kolumne sollten Sie den beiden Paaren ein paar Ratschläge geben, auch wenn sie nicht darum gebeten haben.«
»Natürlich, Mr Knightly«, sagte Annabelle und ließ ihre Wimpern flattern.
»Welche neuen Erkenntnisse dürfen wir von Ihnen erwarten, Miss Fielding?«
»Ich berichte über die Wirkung von Wrights Tonikum zur Heilung missliebiger Gefühle.«
»Ist Miss Harlow eines unserer Versuchsobjekte?«, witzelte Mr Knightly.
»Bin ich. Es wirkt überhaupt nicht«, erklärte Sophie.
Die Sitzung ging weiter. Sophies Gedanken schweiften ab. Es waren nur noch drei Tage bis zur Hochzeit! Nicht gerade viel Zeit, um die Meinung eines Mannes zu ändern oder um auch nur eine Gelegenheit für ein Gespräch und die Enthüllung ihrer wahren Gefühle zu finden – die vielleicht überhaupt keinen Einfluss auf seine Entscheidung hatten.
Vielleicht sollte sie diese drei Tage besser dafür nutzen, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie Brandon nie wieder sehen und Clarissa in Zukunft als Lady Hamilton and Brandon ansprechen würde. Ihr Atem stockte, und sie rang nach Luft.
Das konnte er ihr nicht antun!
Was war mit ihrer Liebe zu ihm?
Er glaubte nicht an die Liebe.
»Annabelle, was soll ich machen, wenn ich mit ihm rede und er trotzdem Clarissa heiraten will?«, flüsterte Sophie.
»Dann wirst du ihn gehen lassen«, antwortete Annabelle. Mitfühlend drückte sie Sophies Hand. Das war nicht die Antwort, die sie sich erhofft hatte, obwohl sie tief in ihrem Herzen wusste, dass es das einzig Richtige war.
Kapitel 37
In Clarissas Schlafzimmer
Später an diesem Abend
Clarissa hatte schon so lange keinen Brief von Frederick mehr erhalten. Ihre Mutter verwehrte ihr die Briefe. Das wusste sie, weil sie ihrer Mutter nachspionierte. Sie lauschte hinter angelehnten Türen und versuchte, der Zofe Informationen zu entlocken, doch zu ihrer Enttäuschung war Nancy nicht besonders entgegenkommend. Sie konnte selbst keine Briefe mehr schicken, denn jeder ihrer Versuche war vereitelt worden, und schließlich hatte ihre Mutter ihre Schreibutensilien konfisziert. Ihr blieb nur noch ein kleiner, geheimer Stapel Papier, der rasch dahinschmolz.
Zudem bestand ihre Mutter darauf, dass sie daheimblieb und sich für den großen Tag ausruhte.
Es war schrecklich, ohne ein Wort von Frederick zu sein. Machte er sich Sorgen um sie? Vermisste er sie? Würde er endlich kommen und sie retten? Ach, sie wünschte, er würde sich einfach in ihr Zimmer schleichen und sie auf den Armen hinaus in die Nacht tragen!
Nancy frisierte gerade Clarissas Haar für das Dinner, das zu Ehren von Marlboroughs Feldzug in Deutschland gegeben wurde. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ein bayerischer Prinz an dieser Feierlichkeit teilnahm, weshalb Clarissa kein besonderes Interesse an der Veranstaltung zeigte. Ihr Blick glitt von ihrem Spiegelbild (das eine verzweifelte, melancholische junge Frau zeigte) zu der Flasche mit Wrights Tonikum zur Heilung missliebiger Gefühle, die ihr mit dem Frühstückstablett
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