Lady meines Herzens
einmal darauf einstellen, eine unerträglich herzzerreißende Version von »Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen« zu verfassen – in der es allerdings nicht um Miss Harlows eigene Hochzeit weder in besseren noch anderen Kreisen ging.
Selbst nach den dramatischen Wendungen dieses Nachmittags hatte Sophie nicht vergessen, welchen Rat ihr Annabelle gegeben hatte. Sie sollte mit Brandon reden. Sie hatte viele Fragen an ihn. Welche Absichten hatte er, vor allem angesichts von Fredericks Antrag? Sie verdiente Antworten. Nachdem sie lange auf und ab gelaufen war und mit sich gerungen hatte, schrieb sie ihm eine Nachricht. »Ich muss mit Dir reden. Dringend. Deine Sophie.«
Kapitel 39
Knapp eine Stunde später stand Brandons Kutsche bereits vor ihrem Haus. Es war zu spät, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Sophie hatte Fragen, auf die sie nun Antworten verlangen würde. Sie sandte ein Gebet zum Himmel, dass sie die Antworten bekam, die sie sich wünschte, und bestieg seine Kutsche mit einem bangen Gefühl.
»Wohin geht die Fahrt?«, fragte sie und hoffte im Stillen, er würde »Gretna Green« sagen.
»Ich habe mir überlegt, wir fahren einfach durch die Stadt. Diese Kutsche war der einzige private und diskrete Ort, der mir für ein Treffen einfiel«, erklärte Brandon.
»Perfekt«, stimmte sie ihm zu. Es machte sie nervös, mit ihm allein zu sein, obwohl es ja nicht das erste Mal war.
Draußen dämmerte es bereits, und im Kutscheninneren war es schon ziemlich dunkel, obwohl das lavendelblaue Licht der hereinbrechenden Nacht durch die Fenster hereinströmte und genug Licht spendete, dass sie Brandon erkennen konnte.
Ach, mit diesen grünen Augen, der edlen Nase, der kantigen Kinnpartie und diesem Mund raubte er ihr einfach den Atem! Oh Gott, dieser Mund! Sofort dachte sie wieder an seinen Kuss. Dieser Kuss hatte ihre Sehnsucht nur noch vergrößert. Seine Haltung war perfekt, und sie wünschte sich, einfach auf seinen Schoß rutschen zu können, damit er sie in die Arme nahm und nie mehr losließ.
»Worüber wolltest du mit mir sprechen?«, fragte er.
»Es gibt so vieles … Hast du von deiner Mutter gehört, was passiert ist?«, fragte Sophie.
»Das habe ich nicht. Sie hat sich in ein Buch vertieft und ließ sich das Tablett mit dem Abendessen in ihre Gemächer bringen.«
»Du hast heute Nachmittag eine dramatische Szene verpasst. Clarissa wurde von deiner und ihrer Mutter mit einem Brief des Prinzen erwischt.«
»Was stand in dem Brief?«, fragte Brandon.
»Er hat um ihre Hand angehalten.«
Brandon nickte nur. Sophie wusste nicht, wie sie dieses Nicken deuten sollte. Wenn er sich so wenig aus Clarissa machte, dass das dreiste Vorgehen eines anderen Mannes gegenüber seiner Verlobten ihn so wenig berührte, sollte er sie wirklich nicht heiraten. Zugegebenermaßen war Sophie befangen. Trotzdem fand sie seine Reaktion bemerkenswert.
Es sei denn, Brandon hatte bereits davon gehört und von Vennigan einfach mit seinem Degen durchbohrt. Das war immerhin auch möglich.
»Ihre Mutter hat darauf bestanden, dass sie ablehnt. Deine Mutter aber klang fast so, als unterstütze sie diese Verbindung.«
»Wie kann das sein?«, fragte er. Endlich schien sein Interesse geweckt. Das war schließlich eine ziemlich bemerkenswerte Entwicklung, die über ihre Schicksale entscheiden konnte.
»Sie war die Einzige, die Clarissa nach ihren Wünschen gefragt hat, und von Lady Richmond wollte sie wissen, was falsch daran sei, wenn Clarissa einen Mann heiratet, der im Rang höher steht als du und zudem noch reicher ist.«
»Außerdem attraktiver, talentierter und charmanter«, bemerkte Brandon ausdruckslos.
»Ich finde dich viel attraktiver als von Vennigan.« Oder jeden anderen Mann. Bei niemandem wurde sie von so vielen unterschiedlichen und intensiven Gefühlen überschwemmt wie bei ihm. Brandon gab ihr das Gefühl, die tapfere und schöne Frau zu sein, die sie immer hatte werden wollen. Dann lächelte er sie an, und sie zitterte freudig. Es war einfach wunderbar, mit ihm zu lachen. Ihn zu berühren, war himmlisch, auch wenn es so verboten war. Er muss das doch auch so empfinden!, dachte sie.
Und wieder fragte sie sich: Wie kann er nur eine andere Frau heiraten?
» Danke«, sagte er und schmunzelte verlegen. Sophie schloss ihren Bericht ab.
»Schließlich wurde Clarissa gezwungen, ihre Ablehnung sofort zu schreiben. Sie hat mir den Brief anvertraut.«
»Die Zuneigung, die sie zueinander gefasst haben, ist
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