Lady meines Herzens
ich immer hatte sein wollen. Ich habe bloß immer geglaubt, ich könnte nicht so sein. Ich liebe dich, weil du mir geholfen hast, mich zu finden. Ich liebe dein langes Haar und deine dramatischen Narben und deine Leidenschaft für alles. Ich liebe alles an dir.«
»Willst du mit mir kommen? Fort von hier?«, fragte er.
»Ja. Ich gehe überall mit dir hin«, antwortete sie.
»Dann werden wir in Bayern leben, aber von Zeit zu Zeit reisen wir nach England, um deinen Eltern ihre Enkelkinder vorzustellen.«
»Das ist perfekt«, sagte Clarissa.
»Aber wir brechen nicht sofort auf, sondern heiraten vorher. Sofort sogar.«
»Aber Sophie und Brandon …«
St. George’s Church
In der Nähe des Altars
Lady Hamilton befahl Charlotte, endlich wieder zu Sinnen zu kommen, was sie augenblicklich tat. Lady Richmond schüttelte die Arme aus und starrte das Mädchen, das ihre Pläne durchkreuzt hatte, finster an. Dann trat sie Brandon in den Weg und blockierte das vordere Ende des Mittelgangs.
Er fluchte. Das wurde allmählich geradezu lächerlich! Er wollte doch nur Sophie heiraten. Sie waren beide hier in der Kirche, und irgendwo stand auch ein Geistlicher, der eine Sondergenehmigung hatte. Wieso machte man es ihm nur so verdammt schwer?
» Sie haben behauptet, Sie wären ein guter Mann«, sagte Lady Richmond kalt.
»Ich habe bereits etwas in die Wege geleitet, damit Ihre Tochter auch in Zukunft glücklich ist.« Er war ein guter Mann und hatte auch so gehandelt.
»Was haben Sie meiner Tochter angetan?«
»Sie ist mit von Vennigan zusammen«, mischte sich nun Lady Hamilton ein. Sie nahm Lady Richmonds Arm und führte sie beiseite. »Sie ist bei einem Prinzen. Einem sehr reichen Prinzen.«
Der Weg zum Altar war nun frei.
Der Weg zum Vorraum hinter seinem Rücken war noch immer mit den guten Freundinnen der Duchess verstopft, was er als überaus störend empfand. Dahinter sah er Sophie, die sich zum Gehen wandte.
Er spürte, wie sich ein klagender Laut in ihm formte, der jenem ähnelte, den Lady Richmond ausgestoßen hatte. Aber er hielt sich zurück.
Er könnte außen um das Gebäude herumrennen und sich durch das Gewühl vor der Kirche schieben. Vielleicht hatte er Glück und erwischte Sophie, ehe sie für immer aus seinem Leben verschwand. Er kannte sie und wusste, dass sie in diesem Moment sehr verletzlich war. Sie brauchte einen Bräutigam, der jetzt für sie kämpfte.
Deshalb warf sich Brandon in seine »Gehorcht mir, ich bin der Duke«-Pose. Er baute sich mit breiten Schultern und hoch erhobenem Haupt vor dem Altar auf.
»Meine Damen und Herren«, rief er laut, ohne zu schreien, denn Schreien war würdelos. Genug Anwesende wurden plötzlich still, woraufhin auch die anderen verstummten. »Meine Damen und Herren. Heute wird eine Hochzeit stattfinden. Bitte sammeln Sie sich und nehmen Sie Vernunft an. Meine Braut und ich wüssten das sehr zu schätzen.«
Dann richtete er das Wort an die lieben, lieben Freundinnen von Lady Richmond: »Meine Damen, bitte räumen Sie den Gang, damit Sie der großen Liebe und dem glücklichen Ende nicht länger im Weg stehen.«
Einige der Gäste lachten, und eine Stimme rief: »Genau, die Kühe sollen aus dem Weg gehen!« Die Ladys waren peinlich berührt und huschten mit geröteten Wangen zurück in die Bankreihen. Der Weg war frei.
Er sah Sophies hübschen Rücken. Sie zögerte, als müsste sie all ihren Mut zusammennehmen, um sich umzudrehen und tapfer den langen Weg durch den Mittelgang zu beschreiten. Zweihundert Fremde würden beobachten, wie sie ihr Ehegelübde ablegte und endlich seine Frau wurde. Es erforderte zudem Mut von Sophie, sich nach Miss Harlow, der zukünftigen Mrs Fletcher und dem Schreibenden Fräulein nun als die nächste Duchess of Hamilton and Brandon zu begreifen.
Brandon wartete geduldig, während die neugierigen Blicke Richtung Kirchenportal gingen. Er wartete geduldig auf halbem Weg zum Altar.
Sophie war im Vorraum stehen geblieben, um wieder zu Atem und zur Besinnung zu kommen. Ihre Handflächen waren feucht, der Atem ging in abgehackten Stößen, und ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte aus der Kirche rennen und den Mann hinter sich lassen wollen, den sie liebte. Und mit ihm die Zukunft, nach der sie sich so sehr sehnte.
Das war doch verrückt!
Sophie nahm all ihren Mut zusammen. Sie drehte sich um. Alle saßen auf ihren Plätzen und warteten ruhig. Sie sah den Mittelgang, der leer vor ihr lag. Bis auf Brandon.
Er wartete auf
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