Lady meines Herzens
Schädel«, sagte Sophie und fügte rasch hinzu: »Euer Gnaden.«
»Sie sind nicht die Erste, die mir das sagt, Miss Harlow. Aber wohl die Erste, die das im wörtlichen Sinne erfahren durfte.«
»Warum überrascht mich das nicht?«, fragte Sophie.
»Wäre es allzu unhöflich, wenn ich hinzufüge, dass auch Sie einen harten Schädel haben?«, fragte er.
»Ich bin mir nicht sicher, was die Etikette in so einem Fall vorschreibt. Vielleicht könnte ich die ›Liebe Annabelle‹ fragen«, sagte Sophie. Sie spielte auf die Ratgeberkolumne ihrer Freundin in der London Weekly an. »Sollte sich diese Bemerkung als ungehörig erweisen, werde ich dies nicht gegen Sie verwenden.«
»Ich danke Ihnen. Eigentlich behaupte ich von mir, der perfekte Gentleman zu sein«, sagte er und richtete sich auf. Er reichte ihr die Hand, um ihr hochzuhelfen.
Sie legte ihre rechte Hand in seine. Sie trug hübsche, cremefarbene Handschuhe aus Ziegenleder, die sich ganz zart anfühlten, wenn man sie berührte. Brandons Hände waren nackt, warm, groß und stark – genau so, wie die Hände eines Mannes sein sollten.
Ohne große Mühe half er ihr auf die Füße. Sie stand nun direkt vor ihm und war ihm so nah, als wollten sie im nächsten Moment Walzer tanzen. Sophie legte den Kopf leicht in den Nacken und blickte zu ihm auf, statt einfach seine Brust direkt vor ihren Augen anzustarren. Sie wusste ja, dass er muskulös und stark war.
Sie hielten sich noch immer an den Händen.
Sophie atmete tief ein und spürte, wie er sich anspannte. Brandon ließ endlich ihre Hand los und machte einen kleinen Schritt nach hinten. Sie fühlte sich schuldig und schämte sich ein wenig für ihr ungehöriges Verhalten, was ihre Freude dämpfte.
Sie erinnerte sich an den Bogen Papier, der sie in diese vertrackte Situation gebracht hatte. Das Schriftstück hatte sie die ganze Zeit in der anderen Hand gehalten.
»Und was genau hat uns so viel Ungemach bereitet?«, fragte sie laut und hob die Hand mit dem Bogen in die Höhe. Es überraschte sie, dass ihre Stimme merkwürdig zittrig klang.
»Oh nein, das werden Sie nicht tun!«, rief er und wollte nach dem Papier greifen.
Ihre jahrelange Erfahrung mit einem großen Bruder machte sich jetzt bezahlt. Sophie drehte sich instinktiv um und wandte Lord Brandon den Rücken zu. Es war ihm so unmöglich, nach dem Schriftstück zu greifen, da sie es weit von sich streckte. Natürlich wusste sie, wie falsch und ungezogen sie sich verhielt. Vermutlich brach sie gerade jede Regel der Etikette.
Aber es war zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Lord Brandon packte ihr Handgelenk. Sein Griff war behutsam, duldete aber keinen Widerstand. Sophie war sich seiner Nähe und dieser halben Umarmung schrecklich deutlich bewusst. Wenn sie sich jetzt zurücklehnte, würde seine Brust ihren Fall bremsen. Nur wenige Zoll Luft, wenn überhaupt, und ein paar Schichten Stoff trennten ihre Körper.
Sophie wusste, wie es sich anfühlte, von ihm umarmt zu werden, und sie wusste, für dieses erneute Erlebnis würde sie alles tun. Sie wollte die Augen schließen, sich ihm ergeben und ihren Körper gegen seinen lehnen. Sie wollte dieses herrliche und seltene Gefühl auskosten, von einem Mann gehalten zu werden. Kurz gab sie der Verlockung nach und entspannte sich in seinen Armen.
Aber was sie taten, war absolut ungehörig. Dafür musste sie nicht erst die »Liebe Annabelle« fragen.
»Miss Harlow«, sagte er leise. Sein warmer Atem strich sanft über ihren Nacken und ließ sie erbeben. Wenn sie den Kopf nur leicht zur Seite drehte, wäre ihr Mund seinem so nahe, dass ein Kuss unausweichlich schien. Die Vorstellung war so unglaublich verführerisch …
Und es war unschicklich und durfte nicht passieren.
Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Blatt Papier in ihren Händen. Laut las sie vor: » Wünschenswerte Eigenschaften einer Ehefrau .«
»Miss Harlow …«, wiederholte er, und die Warnung, die in seiner Stimme mitschwang, war unmissverständlich.
»Erstens: Attraktivität. Nun, das ist verständlich«, kommentierte Sophie. »Ein hübsches Gesicht auf der anderen Seite des Frühstückstischs wäre sicher angenehm.«
Sie wagte nicht, andere Gründe anzuführen, warum er eine attraktive Gattin bevorzugen könnte, weil sie fürchtete, allein beim Gedanken daran haltlos zu erröten.
»Das fand ich auch«, bemerkte er knapp. Er ließ sie los und machte einen Schritt zurück.
»Zweitens: angemessene Intelligenz. Das scheint
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