Lady meines Herzens
mir … angemessen«, sagte sie. Der Duke stand jetzt einige Schritte von ihr entfernt und lehnte wieder am Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt. Offenbar gefiel ihm nicht, was sie tat, aber er ließ sie geduldig mit dieser lächerlich ungezogenen Posse fortfahren. Sie konnte einfach nicht aufhören.
Was verlangte ein Mann wie der hochverehrte und erhabene Duke of Hamilton and Brandon von seiner Ehefrau?
Bisher fand Sophie, sie könnte durchaus auf diese Beschreibung passen – auch wenn sie keine Kandidatin für die Stellung als seine Duchess war.
Sie fand sich immerhin angemessen intelligent und einigermaßen attraktiv. Auf ihre Schönheit wurden keine Oden gesungen oder Gedichte geschrieben, wie es für Lady Clarissa bestimmt mancher Mann getan hatte, aber man nannte sie doch recht oft immerhin hübsch. Und was die Klugheit betraf, nun, sie war eine Journalistin und schrieb damit Geschichte. Wenn das nicht klug war, dann wäre sie bloß verrückt. Aber das stand hier nicht zur Debatte. Es gab noch ein paar Punkte auf der Liste …
»Drittens: verträgliches Temperament «, las sie vor und bemerkte: »Wieder muss ich Ihnen beipflichten, Euer Gnaden. Das ist eine angemessene Anforderung an eine Ehefrau. Man möchte ja nicht mit hysterischen Anfällen oder ungestümen Ausbrüchen und dergleichen konfrontiert werden.«
»Es geht mir dabei nicht um Fälle, in denen eine Frau aus gutem Grund höchst emotional reagiert«, bemerkte er. Sophie beschloss, diese Anmerkung zu ignorieren und lieber weiter von der Liste vorzulesen.
»Viertens: von guter Herkunft «, schloss Sophie. Das war alles. Mehr verlangte er nicht von seiner Gattin. Eine attraktive Frau mit einem Mindestmaß an Intelligenz, einer sanften Persönlichkeit und einer bedeutenden Abstammung.
»Mir kommt es ganz so vor«, bemerkte Sophie, »als hätten Sie mit Lady Clarissa die perfekte Frau gefunden. Sie erfüllt all Ihre Kriterien.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung.«
»Das würde jeder denken. Aber etwas ist mir aufgefallen, Euer Gnaden. Auf dieser Liste steht nichts von Liebe«, sagte Sophie. Sie wusste nicht, woher sie den Mut nahm, das auszusprechen. Vermutlich war sie schon so weit vom Pfad der Tugend abgekommen, dass es jetzt kein Zurück mehr für sie gab. Und Lord Brandon hielt sie auch nicht auf.
»Natürlich nicht«, erwiderte er. Er klang so wie jemand, der sagte: Natürlich möchte ich keine Frau mit zwei Köpfen heiraten.
» Warum wünschen Sie sich keine Liebe? Oder zumindest Kameradschaft, Freundschaft oder Zuneigung?«, fragte Sophie. Sie hatte sich immer gefragt, warum jemand, der schon alles hatte – Geld, eine hohe Stellung und Sicherheit –, nicht aus Liebe heiratete. Lord Brandon konnte sich den Luxus einer Liebesheirat bestimmt leisten.
»Weil das Ziel einer Ehe die Verbindung zweier Vermögen ist und der Schutz selbiger für die zukünftigen Generationen, die aus dieser Verbindung entstehen. Liebe hat damit überhaupt nichts zu tun.«
»Aber mit Liebe ist das alles doch viel schöner und besser, man ist glücklicher …«
»Oder die Liebe führt zu einem zerstörerischen und vernichtenden Kummer, der einem alle anderen Freuden im Leben verleidet«, bemerkte Lord Brandon scharf. Sophie wich unwillkürlich zurück. »Ich vertraue darauf, dass kein Wort von unserem Gespräch Eingang in Ihre Kolumne finden wird, Miss Harlow«, fügte Lord Brandon gefährlich leise hinzu.
»Natürlich nicht. Ich hasse es, die romantischen Vorstellungen meiner Leser zu zerschlagen«, gab sie zurück.
Jemand klopfte an die Tür.
»Herein!«, rief er scharf.
Lady Clarissa öffnete die Tür und gesellte sich zu ihnen. Erneut verspürte Sophie Schuldgefühle, weil sie mit dem Verlobten einer anderen Frau allein gewesen war, auch wenn es eher ein Unfall war und sich nichts wirklich Ungehöriges zugetragen hatte. Trotzdem fühlte es sich irgendwie merkwürdig an. Sie hatten zusammen gelacht, sich fast umarmt und beinahe gestritten. Es war völlig falsch, sich ihm so nahe zu fühlen.
»Ich wollte Sie nur informieren, dass meine Mutter und ich nun aufbrechen werden«, sagte Lady Clarissa.
»Es war mir ein Vergnügen, heute Ihre Gesellschaft zu genießen. Ich freue mich schon darauf, Sie bei unserem Verlobungsball wiederzusehen«, fügte er hinzu, nahm Clarissas Hand und setzte einen zarten Kuss auf ihre behandschuhten Knöchel.
»Ich wollte auch gerade gehen«, sagte Sophie und ergriff damit die sich ihr bietende Gelegenheit, mit
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